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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Funktion bringt es mit sich, dass ständig kleinere Teile verschlissen werden, überaltern, ausfallen, und die Maschine ficht das nicht im geringsten an, weil sie Ersatz erzeugen kann. Es ist nichts Unmoralisches am Verschleiß dieser kleinen Teile, aber Sie müssen zugeben, dass es vom Standpunkt des verschleißenden kleinen Teils gesehen ein faules Geschäft ist. Es ergab sich, dass zwei kleine Teile des Universums zusammenstießen, als wir Müller auf dem Planeten der Hydraner landen ließen. Wir mussten ihn hinschicken, weil es unsere Natur ist, den Dingen nachzugehen, und was sie ihm antaten, taten sie, weil das Universum seine Teile beansprucht, oder weil es auch ihre Natur ist, den Dingen auf den Grund zu gehen, und das Ergebnis war, dass Richard Müller in einem schlechten Zustand von Beta Hydri IV zurückkehrte. Er wurde in die Maschinerie des Universums hineingezogen und von ihr zermahlen. Nun haben wir einen zweiten Zusammenstoß von Teilen, der ebenso unvermeidlich ist, und wir müssen Müller ein zweites Mal durch die Maschine lassen, weil er sie schon kennt. Wahrscheinlich wird er wieder durchgekaut – was stinkt –, und um ihn in eine Position zu bringen, von der wir ihn in die Maschine stoßen können, müssen wir unsere Seelen ein wenig beflecken – was auch stinkt –, und doch haben wir in der ganzen Angelegenheit keine Wahl. Wenn wir uns nicht kompromittieren und Müller täuschen und überlisten, wird die Maschine mit ihren weiteren Umdrehungen vielleicht einen weiteren Teil verschleißen und zerstören, nämlich die ganze Menschheit – und das würde noch mehr stinken. Ich möchte von Ihnen, dass Sie aus ehrenwerten Motiven etwas Schmutziges tun. Sie wollen es nicht tun, und ich verstehe Ihre Gefühle, aber ich muss Ihnen klarzumachen versuchen, dass Ihre persönlichen Moralvorstellungen nicht immer der wichtigste Faktor sind. Im Krieg schießt ein Soldat, um einen anderen zu töten, weil ihm diese Situation aufgezwungen wird. Es mag ein ungerechter Krieg sein, und der andere, auf den er zielt, mag sein Bruder sein, aber er ist in seiner Rolle gefangen.«
    »Das ist doch Unsinn!«, protestierte Rawlins. »Wo ist in Ihrem mechanischen Universum Raum für das menschliche Gewissen, für den freien Willen?«
    »Es gibt keinen. Darum sage ich, dass das Universum stinkt.«
    »Sie behaupten, wir hätten überhaupt keine Freiheit der Entscheidung?«
    »Wir haben die Freiheit, ein wenig am Haken zu zappeln.«
    »Denken Sie schon immer so?«
    »Seit langem.«
    »Als Sie in meinem Alter waren?«
    »Schon vorher.«
    Rawlins schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Sie liegen da völlig schief, aber es hat keinen Sinn, jetzt darüber zu diskutieren. Sie würden sowieso nicht auf mich hören.«
    »Ich fürchte, nein. Aber wir können uns ein anderes Mal darüber unterhalten. Vielleicht in zwanzig Jahren. Abgemacht?«
    Rawlins rang sich ein Lächeln ab und sagte: »Von mir aus. Wenn ich mir vorher nicht aus Schuldgefühl über diesen Betrug das Leben genommen habe.«
    »Das werden Sie nicht tun.«
    »Wie soll ich mit mir selbst in Frieden leben, nachdem ich Richard Müller aus seiner selbstgewählten Einsamkeit gelockt habe?«
    »Warten Sie ab. Sie werden entdecken, dass Sie – im größeren Zusammenhang gesehen – das Richtige getan haben. Glauben Sie mir das, Ned. Jetzt mögen Sie denken, dass Ihr Gewissen und Ihre Anständigkeit von diesem Auftrag für immer befleckt und korrumpiert sein werden, aber es wird nicht so sein.«
    »Wir werden sehen«, sagte Rawlins verdrießlich. Wenn Boardman sich so väterlich-selbstsicher gab, war er am schlüpfrigsten. Im Labyrinth zu sterben, dachte Rawlins, wäre der einzige Weg, sich nicht in diesen moralischen Zwiespältigkeiten zu verfangen, aber er verwarf den kaum geborenen Gedanken mit Entsetzen. Er starrte auf den Bildschirm.
    »Gehen wir hinein«, sagte er nach einer Weile. »Ich habe genug von der Warterei.«

Kapitel 11
     
    Müller sah sie näherkommen und verstand nicht, warum er es so ruhig aufnahm. Er hatte diesen Roboter zerstört, ja, und danach hatten sie aufgehört, weitere hereinzuschießen. Aber seine Mattscheiben zeigten ihm, dass in den äußeren Zonen Männer kampierten. Er konnte ihre Gesichter nicht deutlich sehen und wusste nicht, was sie dort draußen taten. Dem Anschein nach gar nichts. Er zählte rund ein halbes Dutzend von ihnen, verteilt auf zwei Lagerplätze in den Zonen E und F. Einige hatte er in den äußeren Zonen sterben sehen.
    Er

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