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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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hatte Möglichkeiten zur Gegenwehr. Er konnte die Zone E mit Wasser aus irgendeinem verborgenen Reservoir überfluten. Einmal hatte er es aus Versehen gemacht, und die Stadt hatte einen vollen Tag gebraucht, um das Wasser wieder zurückzuleiten. Er erinnerte sich, wie Zone E während der Überflutung automatisch gegen die angrenzenden Zonen abgedichtet worden war. Wenn die Eindringlinge nicht gleich ertranken, würden sie auf der Flucht in eine der Fallen laufen, soviel war sicher. Müller hatte noch andere Mittel, sie am Betreten der inneren Stadt zu hindern.
    Doch er unternahm nichts. Er wusste, dass hinter seiner Untätigkeit Neugierde war, und ein Verlangen, seine neunjährige Isolation zu durchbrechen, wenn auch nur für kurze Zeit. So sehr er die Menschen hasste und fürchtete, so sehr er seine Zurückgezogenheit in Gefahr sah, er ließ die Fremden herankommen. Sie wussten, dass er hier war. (Wussten sie auch, wer er war?) Sie würden ihn finden, und weder sie noch er würden glücklich darüber sein. Er würde erfahren, ob er in seinem langen Exil von seinem Leiden befreit wurde, so dass er wieder imstande wäre, menschliche Gesellschaft zu ertragen. Aber Müller glaubte die Antwort darauf zu wissen.
    Er hatte einige Monate unter den Hydranern verbracht; und dann war er mit der Einsicht, dass er nichts erreichen könne, in seine Flugkapsel gestiegen, hatte den Planeten verlassen und war an Bord seines wartenden Schiffes gegangen. Wenn die Hydraner eine Mythologie hatten, würde er vermutlich einen Platz darin einnehmen.
    Als er im Laufe der Arbeiten, die seine Rückkehr zur Erde vorbereiteten, sein Gesicht in der polierten Metallplatte des Computer-Eingabegeräts gespiegelt sah, erschrak er ein wenig. Die Hydraner verwendeten keine Spiegel. Müller sah neue tiefe Furchen in seinem Gesicht, die ihn nicht sonderlich störten, und er sah einen fremden Ausdruck in seinen Augen, der ihn erschreckt hatte. Die Muskeln sind angespannt, sagte er sich. Er programmierte seine Rückkehr, dann nahm er ein warmes Bad, massierte sich, machte Lockerungsübungen und nahm ein Beruhigungsmittel. Als er sich eine Stunde später im Spiegel betrachtete, sahen seine Augen immer noch fremd aus. Zu diesem unheimlichen Ausdruck hatte sich ein Muskelzucken in seiner rechten Gesichtshälfte gesellt. Das ließ sich unschwer beseitigen, aber gegen den Ausdruck seiner Augen war er machtlos.
    Die Augen haben keinen Ausdruck, sagte er sich. Es sind die Lider, die solche Veränderungen im Blick bewirken. Meine Augenlider haben unter der ständigen Abgeschlossenheit im Atemanzug gelitten. Es wird sich geben. Es waren harte Monate, aber nun kann ich mich erholen.
    Müller aß, schlief und las, hörte Musik und kontrollierte täglich einmal die Bordinstrumente. Er sagte sich, dass die Steifheit sich bereits aus seinen Gesichtszügen verliere, aber vielleicht brauchte er doch eine Verjüngungsbehandlung, wenn er zur Erde zurückkehrte. Dieser Auftrag hatte ihn um einige Jahre altern lassen.
    Er hatte kaum Arbeit. Als das Schiff hunderttausend Kilometer von der Erde die Lichtgeschwindigkeit unterschritt und weiter abbremste, bekam er einen Anruf von der nächsten Verkehrsstation.
    »Kommen Sie längsseits, und wir schicken einen Piloten an Bord, der Ihnen das Landemanöver abnimmt«, sagte der Kontrollbeamte.
    Müllers Schiff nahm die Peilsignale der Station auf und erledigte den Rest. Die kupferfarbene Kugel der Verkehrsstation kam in Sicht, und allmählich, wie von Geisterhand gezogen, schwenkte das Schiff ein und schwebte näher.
    »Wir haben eine Übertragung für Sie«, sagte der Beamte. »Charles Boardman. Er will Sie sprechen.«
    »Ich schalte ein«, sagte Müller.
    Boardmans dickes Gesicht füllte den Bildschirm. Er sah rosig und gepflegt aus, gesund und ausgeruht. Er lächelte und hob seine Hand. »Mein Gott!«, sagte er. »Wie gut, Sie wiederzusehen!«
    »Hallo, Boardman«, sagte Müller. »Eins zu fünfundsechzig, he? Nun, ich bin zurück.«
    »Soll ich es Marta sagen?«
    »Marta«, sagte Müller. Er musste einen Moment nachdenken. Ja. Das blauhaarige Mädchen mit dem eleganten Hüftschwung und der temperamentvollen Liebestechnik. »Ja. Sagen Sie es Marta. Es wäre nett, wenn sie mich abholte.«
    Boardman lachte sein dröhnend joviales, aber unechtes Lachen, dann kam er zur Sache: »Wie ging es?«
    »Schlecht.«
    »Aber Sie haben Verbindung aufgenommen?«
    »Ich fand die Hydraner, ja. Sie brachten mich nicht um.«
    »Waren sie

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