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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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hätten.«
    »Ich machte die Augen auf«, sagte Boardman.
    »Im Bereich des Abwehrschirms?«
    »Nur einen Moment. Ich konnte nicht widerstehen, Ned. Ich will nicht zu beschreiben versuchen, was ich sah, aber es war eine der seltsamsten Erfahrungen meines Lebens.«
    Rawlins lächelte. Er wollte Boardman beglückwünschen, etwas Albernes und Gefährliches und Menschliches getan zu haben, aber er wagte es nicht. Er sagte: »Was haben Sie gemacht? Einfach stillgestanden und vor dem Weitergehen ein bisschen umhergeblinzelt? War es gefährlich?«
    »Einmal. Ich vergaß mich und wollte mechanisch weitergehen, kam aber rechtzeitig zur Besinnung. Dann rührte ich mich nicht vom Fleck und blickte umher.«
    »Vielleicht versuche ich das auf dem Rückweg«, sagte Rawlins. »Ein kleiner Blick kann nicht schaden.«
    »Woher wissen Sie, dass der Abwehrschirm in der anderen Richtung wirksam ist?«
    Rawlins sah ihn verdutzt an. »Daran habe ich nicht gedacht«, sagte er. »Wir haben noch nicht versucht, von innen nach außen durch das Labyrinth zu gehen. Angenommen, es ist völlig anders? Wir haben keine Aufzeichnungen für die Gegenrichtung; womöglich werden wir beim Hinausgehen alle umgebracht?«
    »Wir werden wieder Sonden vorausschicken«, sagte Boardman. »Machen wir uns deswegen keine Sorgen. Wenn es soweit ist, werden wir ein paar Sonden zum Lager hier in Zone F kommen lassen und die Route genauso nachprüfen wie auf dem Weg hinein.«
    Rawlins dachte nach; endlich sagte er: »Warum sollte es auf dem Weg hinaus überhaupt Fallen geben? Das würde bedeuten, dass die Erbauer des Labyrinths nicht nur Feinde ferngehalten, sondern sich selbst eingesperrt hätten. Warum sollten sie das getan haben?«
    »Ein guter Gedanke, Ned. Aber wer weiß es? Sie waren von anderer Art als wir.«

Kapitel 20
     
    Boardman erinnerte sich, dass das Gespräch unvollständig geblieben war. Er versuchte freundschaftlich zu sein. Schließlich waren sie Kameraden angesichts einer Gefahr. Er sagte: »Und welche Stelle fanden Sie bisher am schlimmsten?«
    »Diesen anderen Schirm, oder was es war, weiter zurück«, antwortete Rawlins. »Das Ding, das einem all das widerliche Zeug aus dem eigenen Bewusstsein zeigt.«
    »Was für ein Ding war das?«
    »Gegen Ende der Zone H. Ein golden schimmerndes Schild, mit Metallstangen an einer hohen Wand befestigt. Ich schaute es an und sah für ein paar Sekunden meinen Vater. Und dann sah ich ein Mädchen, das ich kannte, ein Mädchen, das Nonne geworden ist. In der Vision, oder wie man es nennen mag, zog sie sich aus. Ich glaube, das sagt einiges über mein Unterbewusstsein. Aber bei wem sieht es anders aus?«
    »Ich habe nichts dergleichen gesehen.«
    »Das Ding war nicht zu übersehen. Es war ungefähr fünfzig Meter nach der Stelle, wo Sie das Tier schossen. Oben an der linken Wand. Farben und Formen spielten über seine Oberfläche …«
    »Ach ja, das. Das habe ich gesehen. Es war voll von geometrischen Formen, die sich immer wieder auflösten und neu bildeten.«
    »Ich sah Maribeth, die sich auszog«, murmelte Rawlins verwirrt. »Und Sie sahen geometrische Formen?«

Kapitel 21
     
    Auch Zone F konnte tödlich sein. Eine kleine Blase im Boden öffnete sich, und ein Strom schimmernder Kügelchen rollte heraus und auf Rawlins zu. Sie bewegten sich mit der unbeirrbaren Entschlossenheit hungriger Wanderameisen. Rawlins trampelte auf ihnen herum und kam in seinem Eifer fast zu nahe an ein plötzlich aufblitzendes blaues Licht. Er stieß mit dem Stiefel drei von den Kügelchen zum Licht, und sie schmolzen.
    Boardman hatte längst mehr als genug. Seit sie das Labyrinth betreten hatten, waren sie drei Stunden und achtundvierzig Minuten unterwegs, aber ihm schien es, als tappe er bereits den ganzen Tag in diesem mörderischen Irrgarten umher. Der Weg durch Zone F führte in einen Raum mit rosa getönten Wänden, wo verborgene Ventile Dampfstrahlen abbliesen. Am anderen Ende des Raums war ein Schlitzverschluss. Durchschritt man ihn nicht im richtig gewählten Augenblick, wurde man zerquetscht. Der Schlitzverschluss war Zugang zu einer langen, niedrig eingewölbten Passage, eng und erstickend heiß, deren Wände von blutroter Farbe waren und in furchterregender Weise pulsierten, wobei der Durchgang sich in kurzen Intervallen verengte und erweiterte. Jenseits der Passage war ein offener Platz, wo sechs hohe und schmale Metallplatten wie zum Zuschlagen bereite Schwerter aufrechtstanden. Zwischen drei stattlichen Gebäuden

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