Exil im Kosmos: Roman (German Edition)
mit vielen Fenstern, von denen nicht zwei die gleiche Größe hatten, rauschten die Wasserkaskaden eines Springbrunnens. Auf den Stufen davor lag das zusammenhängende Skelett eines fast zehn Meter langen unbekannten Lebewesens. Der Schädel steckte in einem glasigen Oval, das zweifellos ein Raumfahrerhelm war.
Kapitel 22
Antonelli, Cameron und Stein hatten das Basislager in Zone F errichtet und hielten es besetzt, um der vorgeschobenen Gruppe im Bedarfsfall Hilfe zu leisten. Als Rawlins und Boardman auf dem großen Platz im Mittelfeld der Zone F standen, kamen Antonelli und Stein zu ihnen.
»Es ist nicht mehr sehr weit«, sagte Stein nach kurzer Begrüßung. »Möchten Sie ein paar Minuten ausruhen, bevor wir gehen, Mister Boardman?«
Boardman warf ihm einen finsteren Blick zu. Die Gruppe setzte sich in Bewegung.
Antonelli sagte: »Walter und Petrocelli erkundeten gestern die innere Grenze von E und ein kleines Stück nach D hinein. Sie sagen, dort sehe es viel besser aus.«
»Ich werde sie auspeitschen, wenn sie hineingehen«, grollte Boardman.
Antonelli verstummte.
Das Basislager bestand aus einem Kuppelzelt auf einer kleinen freien Fläche, nicht weit von einem verwilderten Park. Der Platz war sorgfältig abgesucht worden und schien keine tödlichen Überraschungen zu bergen. Rawlins betrat das Zelt, ließ seine Traglast von den Schultern gleiten und packte seinen Proviant aus, während die drei Bewohner ihn umstanden und nach seinen Erlebnissen ausfragten. Er erzählte, während er aß, und dann gaben sie ihre Erfahrungen zum besten. Rawlins fühlte sich etwas unbehaglich unter diesen Männern. Ihnen hatte das Leben nicht die gleichen Möglichkeiten geboten wie ihm; ihre Eltern hatten nicht das Geld gehabt, ihnen eine lange und kostspielige Ausbildung zu finanzieren. Sie würden nicht so lange leben wie er, selbst wenn sie allen Gefahren entgingen, die sie für eine – unter gewöhnlichen Umständen unerreichbare – Geldsumme auf sich genommen hatten. Verjüngungsbehandlungen waren ein Luxus, den sich nur Wohlhabende leisten konnten. Und doch schienen sie zufrieden, sogar glücklich zu sein. Vielleicht war das so, weil sie sich dem Ziel ihrer bescheidenen Hoffnungen nahe sahen. Boardman kam ins Zelt. Die Erschöpfung schien von ihm gewichen. Er lachte zufrieden und sagte: »Rufen Sie Hosteen an und sagen Sie ihm, er habe seine Wette verloren. Wir haben es geschafft.«
»Was für eine Wette?«, fragte Antonelli.
Cameron sagte: »Wir haben den Eindruck, dass Müller uns irgendwie überwacht. Er wohnt im rückwärtigen Teil der Zone A, so weit wie möglich vom Eingang entfernt, aber seit wir hier sind, geht er jeden Morgen in dasselbe Gebäude am Zentralplatz. Meistens bleibt er bis zum Nachmittag dort. Wir glauben, dass er in diesem Haus Geräte hat, in denen er uns beobachten kann. Anscheinend verlässt er sie erst, wenn er sicher ist, dass wir für den jeweiligen Tag kein weiteres Vordringen planen.«
Boardman erbleichte, dann sagte er zu Antonelli: »Hosteen wettete drei zu eins, dass wir nicht hierherkommen würden. Ich habe ihn gehört.« Darauf wandte er sich an Cameron, der Nachrichtentechniker war. »Halten Sie es für möglich, dass Müller ein visuelles Überwachungssystem hat?«
»Ich halte es für wahrscheinlich.«
»Gut genug, um einzelne Gesichter darauf zu sehen?«
»Vielleicht, vielleicht nicht. Das ist schwer zu sagen. Immerhin hatte er viel Zeit, sich mit diesem Labyrinth vertraut zu machen und es für sich zu nutzen.«
Boardman nickte nervös. »Wenn er mein Gesicht sieht«, sagte er, »können wir gleich einpacken und umkehren. Verdammt, ich hatte nie daran gedacht, dass er uns ähnlich überwachen könnte wie wir ihn! Hat jemand eine thermoplastische Maske? Ich brauche schnell ein neues Gesicht.«
Niemand hatte. Hosteen musste eine schicken, und in den nächsten Stunden, während er auf die Sonde wartete, wagte Boardman das Zelt nicht mehr zu verlassen, obwohl es draußen bereits dunkelte. Als er sein neues Gesicht endlich anprobieren konnte, hatte er eine scharfe, lange Nase, dünne Lippen mit herabgezogenen Mundwinkeln, ein faltiges Kinn und einen Ziegenbart.
Kapitel 23
Nach langer und unruhiger Nacht in der Enge des Zelts bereitete Rawlins sich auf den Weitermarsch zum vorgeschobenen Lager in Zone E vor. Boardman blieb hier zurück, aber sie würden zu allen Zeiten miteinander in Verbindung sein. Boardman würde mit Rawlins sehen und hören. Und Boardman würde
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