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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nach links … rasch weitergehen bis zur nächsten Einmündung von rechts …«
    Rawlins konnte sich nicht erinnern, welche Gefahren ihm bei jedem der zahlreichen Manöver drohten. Hier in Zone H waren die Fallen so dicht gesät, dass er sie nicht mehr auseinanderhalten konnte. War dies die Stelle, wo ein tonnenschwerer Steinblock auf den Unachtsamen fiel? Wo die Wände zusammenkamen und ihr Opfer zerquetschten?
    Er wusste es nicht mehr. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf seine Umgebung und die mechanische Stimme in seinem Ohr konzentriert. Er folgte ihren Anweisungen wie ein ferngesteuerter Roboter, tanzte zur Melodie des Computers, vorbei am Feuersee, an den zusammenprallenden Wänden. Sein bewusstes Denken trat völlig in den Hintergrund, sendete nur noch vereinzelte nervöse Signale: Ich will hier nicht sterben; der verdammte Boardman mit seinen verdammten Tricks …

Kapitel 13
     
    Etwas mit langen Zähnen kauerte auf dem Türsturz zwanzig Meter voraus. Charles Boardman zog seine Energiewaffe aus dem Gürtel, stellte sie auf eine Masse von dreißig Kilo und darunter ein, wählte eine Bündelung, die auf zwanzig Meter Distanz etwa einen Quadratmeter Fläche erfasste, und sagte zu Rawlins: »Gleich haben wir das Biest.«
    Er zielte und feuerte. Die Energieladung zischte hinaus und spritzte gegen den Türsturz. Das Tier kreischte und sprang mit allen vieren gleichzeitig auf. Als es am Boden aufschlug, war es schon tot, eine angekohlte, versengte Masse. Der stinkende Qualm verbrannter Haare wehte ihnen entgegen.
    Boardman schmunzelte. Viel Geschicklichkeit gehörte nicht dazu, mit Energiewaffen zu jagen, das musste er zugeben. Aber es war lange her, seit er zuletzt gejagt hatte. Mit Dreißig hatte er eine Woche in der Südsahara-Reservation verbracht, jüngstes Mitglied einer Jagdgesellschaft von acht Geschäftsleuten und Regierungsbeamten. Er hatte aus politischen Nützlichkeitserwägungen an der Reise teilgenommen, nicht, weil es ihm etwa Spaß gemacht hätte. Im Gegenteil, alles war ihm eine Plage gewesen: die glutheiße Luft, die brennende Sonne über der fast schattenlosen Trockensteppe, die fahlgelben Kadaver der scheuen, schöngehörnten Gazellen, aufgereiht im harten, langen Gras, die Prahlereien, die sinnlose Schlächterei. Mit Dreißig, dachte Boardman, ist man nicht sehr tolerant für diesen geistlosen Sport geldschwerer Mittfünfziger. Doch er war mitgegangen und bei ihnen geblieben, weil er gedacht hatte, es würde seiner Karriere förderlich sein, diese Männer als Freunde zu gewinnen. Und es hatte ihm genützt. Er war nie wieder auf die Jagd gegangen. Aber dies hier war etwas anderes, selbst mit Energiewaffen. Dies war kein Sport, kein Zeitvertreib.

Kapitel 14
     
    Bilder spiegelten über eine golden schimmernde Scheibe, die wie ein altertümliches Wirtshausschild einer Wand im inneren Bereich der Zone H entragte. Rawlins sah das Gesicht seines Vaters Gestalt annehmen, mit einem unterliegenden Muster von Stangen und Kreuzen verschmelzen, in Flammen aufgehen. Die Scheibe, oder was es war, schien zu spiegeln, was durch die Vorstellung ihres Betrachters huschte, zusammenhanglose Bilder, erregende und abstoßende Visionen. Die Sonden hatten nur die leere Scheibe gesehen, als sie hier vorbeigegangen waren. Rawlins starrte fassungslos auf die flüchtigen Vexierbilder und sah ein Mädchen erscheinen. Er wusste sofort, wer sie war: Maribeth Chambers, sechzehn Jahre alt, eine Flamme seiner Jugendjahre, Gegenstand seiner glücklosen Verehrung. Maribeth Chambers lächelte schüchtern und begann sich auszuziehen. Ihr Haar war seidig und weich, eine Wolke von Gold; ihre Augen waren blau, ihre Lippen voll und feucht. Sie hakte ihren Büstenhalter auf und enthüllte zwei feste, aufwärtsgerichtete Halbkugeln mit flammenden Spitzen. Ihre Brüste waren hoch und dicht beisammen, als ob es keine Schwerkraft für sie gäbe, und das Tal zwischen ihnen war sechs Zoll tief und ein sechzehntel Zoll breit. Maribeth Chambers errötete und entblößte die untere Hälfte ihres Körpers. An einer Goldkette um ihre Hüften baumelte ein elfenbeinernes Kruzifix. Rawlins versuchte den unheimlichen Vexierspiegel nicht anzusehen. Der Computer lenkte seine Füße; er schlurfte gehorsam vorwärts.
    Maribeth Chambers winkte ihm mit gekrümmtem Zeigefinger. Sie murmelte Obszönitäten. Sie kicherte. Sie wand sich in leidenschaftlicher Erwartung. Sie rollte Schultern und Hüften, dass ihre Brüste tanzten. Rawlins schluckte. Er schloss

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