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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Innern des Raumanzugs zu erinnern. Darum ließen sie die Hydraner einen kleinen chirurgischen Eingriff machen, der meine Aufmerksamkeit auf das tierische Gehirn unter der menschlichen Schädeldecke lenken sollte. Ich nehme an, dass dieser Trick eine ihrer Spezialitäten ist. Ich weiß nicht, ob die Hydraner mir einen böswilligen Streich spielen wollten, oder ob sie wirklich versuchten, mich von einem Defekt zu heilen, meiner Unfähigkeit, ihnen meine Emotionen zu zeigen. Sie sind fremdartig. Man kann nur mutmaßen. Aber sie machten ihre kleine Operation sehr ordentlich. Und dann kehrte ich zur Erde zurück, Held und Aussätziger zugleich. Kommen Sie in meine Nähe, wird Ihnen schlecht. Warum? Weil Sie eine volle Dosis Menschentum von mir kriegen, die Sie daran erinnert, dass auch Sie ein Tier sind. Ein endloser Rückkoppelungsprozess. Sie hassen mich, weil Sie etwas über Ihre eigene Seele lernen, wenn Sie mir nahekommen. Und ich hasse Sie, weil Sie sich vor mir zurückziehen müssen. Ich bin Träger einer Seuche, verstehen Sie, und die Seuche, die ich übertrage, ist die Wahrheit. Die Menschheit kann von Glück sagen, dass jeder in seinen eigenen Schädel eingeschlossen ist; das ist meine Botschaft. Denn hätten wir auch nur ein wenig Telepathie, und sei es in der verschwommenen, unausgesprochenen Form, wie ich sie habe, könnten wir einander nicht ertragen. Etwas wie eine menschliche Gesellschaft wäre unmöglich. Die Hydraner können untereinander ihre Gedanken lesen, und sie scheinen es zu mögen. Aber wir können es nicht, aus gutem Grund: könnten wir es, gäbe es bald nur noch Mord und Totschlag. Und darum sage ich, dass der Mensch die gefährlichste und verächtlichste Bestie im ganzen Universum sein muss. Er kann nicht einmal den Gestank seiner eigenen Art ertragen, von Seele zu Seele!«
    Rawlins sagte: »Der Käfig scheint sich zu öffnen.«
    »Was? Lassen Sie mich sehen!« Müller lief an ihm vorbei, und Rawlins empfing für einen Moment die volle Gewalt der Ausstrahlung. Diesmal war es nicht so qualvoll. Eindrücke des Herbstes kamen zu ihm: welke Blätter, sterbende Blumen, ein kalter Wind, frühes Zwielicht. Bedauern über die Kürze des Lebens, Einsicht in die Notwendigkeit des Zustands. Müller war unterdessen in der Nähe des Käfigs angelangt und starrte auf die steinernen Gitterstäbe. Rawlins folgte ihm.
    »Das Gitter hat sich schon mehrere Zentimeter zurückgezogen. Warum haben Sie es nicht gleich gesagt?«
    »Ich versuchte es. Aber Sie wollten nicht zuhören.«
    »Ja. Ja. Meine verdammten Monologe.« Müller lächelte; seine Stimmung hatte sich wieder gewandelt. »Seit Jahren habe ich darauf gewartet! Die Gitter tatsächlich in Bewegung! Sehen Sie, wie glatt und lautlos die Bewegung ist! Das ist seltsam. Nie zuvor haben sie sich zweimal im selben Jahr geöffnet, und jetzt ist es schon das zweite Mal in dieser Woche.«
    »Vielleicht sind Ihnen verschiedene andere Öffnungszeiten einfach entgangen«, meinte Rawlins. »Während Sie schliefen, vielleicht …«
    »Ich bezweifle es. Sehen Sie sich das an!«
    »Warum, glauben Sie, öffnen sich die Käfige jetzt?«
    »Feinde überall«, sagte Müller. »Inzwischen akzeptiert die Stadt mich als Einwohner. Ich bin schon so lange da. Aber sie muss versuchen, Sie in einen Käfig zu kriegen. Den Feind. Den Menschen.«
    Der Käfig war jetzt ganz offen. Von den Gitterstäben war bis auf eine Reihe kleiner Öffnungen im Pflaster nichts mehr zu sehen.
    »Haben Sie schon mal versucht, etwas in die Käfige zu stecken? Tiere?«, fragte Rawlins.
    »Ja. Einmal schleppte ich ein größeres totes Tier in einen der Käfige, als sie gerade offenstanden. Nichts geschah. Dann fing ich ein paar kleinere Tiere lebendig und tat sie hinein. Nichts.« Er schwieg eine Weile und starrte stirnrunzelnd in den Käfig. Dann sagte er: »Einmal dachte ich daran, selbst hineinzugehen und zu sehen, ob er sich automatisch schließen würde, wenn ein lebendiger Mensch darin wäre. Aber ich tat es nicht. Wenn Sie allein sind, dann unterlassen Sie solche Experimente.« Nach einer weiteren Pause fragte er: »Würden Sie mir jetzt bei einem kleinen Experiment behilflich sein, Ned?«
    Rawlins stockte der Atem. Die dünne Luft war auf einmal wie Feuer in seiner Lunge.
    »Gehen Sie einfach hinein«, sagte Müller. »Dann warten wir eine Minute oder so, um zu sehen, ob der Käfig sich hinter Ihnen schließt. Das wäre wichtig zu wissen.«
    »Und wenn er es tut?«, fragte Rawlins, ohne den

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