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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wieder besuchen.«

Kapitel 29
     
    Im schwachen und veränderlichen Lichtschein der Monde arbeitete Müller sich durch die inneren Zonen zurück. Die Stimme des Computers führte ihn den Weg, den er gekommen war, und gelegentlich, wenn keine Gefahrenstellen in der Nähe waren, schaltete sich Boardman ein.
    »Sie haben einen guten Anfang gemacht, Rawlins«, sagte er. »Meinen Glückwunsch. Es ist ein großes Plus, dass er Sie überhaupt in seiner Nähe duldete. Wie fühlen Sie sich?«
    »Mies.«
    »Wegen des nahen Kontakts zu ihm?«
    »Weil ich etwas Schmutziges getan habe.«
    »Hören Sie auf damit, Ned. Wenn ich Sie vor jedem Zusammentreffen mit Müller mit moralischen Stärkungen vollpumpen muss, dann …«
    »Ich werde meine Arbeit tun«, unterbrach Rawlins. »Aber ich brauche sie nicht zu lieben.« Er schob sich an einem Stück Straßenoberfläche vorbei, das von einem Federmechanismus gehalten wurde und ihn in einen Abgrund stürzen konnte. Auf der anderen Seite stieß er an passender Stelle gegen eine nachgiebige Wand und gewann Zutritt zu Zone B.
    Er verstand jetzt, warum Müller sich hier vergraben hatte. Unter ähnlichen Umständen hätte er vielleicht das gleiche getan. Oder Schlimmeres. Müllers Geist war deformiert. Was die Hydraner ihm gegeben hatten, war nicht echte Telepathie. Müller konnte nicht anderer Leute Gedanken lesen, noch konnte er seine Gedanken anderen übertragen. Was er verströmte, waren Ergüsse seines Selbst, ein Sturzbach von Trauer, Verzweiflung und Bitterkeit, alle die Abwässer einer Seele. Er konnte sie nicht zurückhalten. Das einzige Heilmittel war Absonderung. Ein schwächerer Mann hätte vielleicht den Tod gewählt; Müller hatte sich für das Exil entschieden.
    Rawlins' eigenes Bewusstsein war geschärft und erhöht aus dieser Begegnung hervorgegangen. Er hatte gesehen, dass Müllers Leid nicht ihm allein eigen war; was er bot, war nicht mehr als eine tiefe Erkenntnis der Not, die das Universum für seine Bewohner bereithielt, der Disharmonien in der Schöpfung und der menschlichen Unvollkommenheit. Sein Geist verströmte die ganze Bitterkeit des Wissenden; in ihm spiegelten sich die verpassten Gelegenheiten, die Ungerechtigkeiten, die Trostlosigkeit zerstörter Liebe, der Hunger der Armen, die Gier der Reichen, das Messer des Neides, die fressende Säure der Zeit und ihre Enttäuschungen, Bosheit und Gewalt, die Tränen der Waisen, Kälte und Gleichgültigkeit, Trauer und hilfloser Tod, die Verlassenheit des Alters, Impotenz und Zorn und Selbstverachtung und Wahnsinn. Es war ein stummer Schrei kosmischer Verzweiflung, die nicht vor dem Leid des gedankenlos umgehauenen Baums haltmachte und selbst des Todes kleiner Insekten gedachte.
    Sind wir alle so?, fragte er sich. Geht alles dies auch von mir aus, von Boardman, von meiner Mutter und von dem Mädchen, das ich liebte? Geht jeder von uns umher wie ein taubstummer Blinder, eingeschlossen in die eigene Qual und unfähig, das Leid des Nächsten wahrzunehmen? Ist er allein sehend geworden?
    Boardmans Stimme sagte: »Wachen Sie auf, Rawlins. Hören Sie auf zu brüten und geben Sie acht. Sie sind jetzt fast in Zone C.«
    »Sagen Sie, Boardman, wie fühlten Sie, als Sie nach Müllers Verwandlung das erste Mal mit ihm zusammenkamen?«
    »Darüber reden wir später einmal.«
    »War Ihnen, als wüssten Sie zum ersten Mal, wie es um uns Menschen bestellt ist?«
    »Ich sagte, wir werden später darüber …«
    »Lassen Sie mich sagen, was ich sagen will. Ich bin hier nicht in Gefahr. Ich blickte in die Seele eines Menschen, und es hat mich erschüttert. Er ist nicht wirklich wie das, was von ihm ausgeht, im Gegenteil. Er ist ein guter Mensch. Diese Ausstrahlung, so furchtbar sie ist, beweist es …«
    »Ned!«
    »Ja. Tut mir leid. Was wollten Sie sagen?«
    »Kehren Sie zum Lager zurück. Wir sind uns alle einig, dass Richard Müller ein großartiger Mensch ist. Darum brauchen wir ihn. Wir brauchen auch Sie, also machen Sie Ihren Mund zu und geben Sie auf den Weg acht.«

Kapitel 30
     
    Als sie sich am nächsten Tag wiedersahen, war es für beide leichter. Rawlins, der fast fünfzehn Stunden geschlafen hatte und sich ausgeruht und erfrischt fühlte, fand Müller neben einem hohen Metallmast am Rand des zentralen Platzes.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Müller in zwanglosem Gesprächston, als Rawlins zu ihm kam. »Es gibt acht von diesen Masten, wie Sie sehen können, einen in jeder Ecke. Ich beobachte sie seit Jahren. Sie drehen

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