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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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bedeckte Dutzende von Quadratmetern. Die letzten überlebenden Aasfresser waren vollgefressen davongeschlichen, ohne den Insassen des Käfigs zu belästigen. Erschöpft und schwindlig hing Rawlins an den Gitterstäben. Er wagte seine blutigen Beine, in denen der Schmerz hämmerte, nicht anzusehen; er fühlte das Feuer der Entzündung in ihnen aufsteigen. Er kämpfte gegen Vorstellungen, in denen fremdartige Mikroorganismen seinen Körper überschwemmten. Ein aufgedunsener, purpurn verfärbter Kadaver, wenn die müde Herbstsonne aufginge, ein Märtyrer für Charles Boardmans abwegige Taktik. Welche Idiotie, in den Käfig zu gehen!
    Doch nach einer Weile erkannte Rawlins, dass der Käfig seinen Nutzen hatte.
    Drei ungeschlachte Bestien näherten sich aus zwei verschiedenen Richtungen. Sie hatten den Schritt von Löwen, aber der Rest war eher schweineartig: niedrige, scharfrückige Körper ruhten auf kraftvollen kurzen Beinen mit dicken Pranken, dreieckig zugespitzte Köpfe saßen ohne Hals an den massigen Schulterpartien, und vor den zottig hängenden Ohren waren vier blinzelnde kleine Augen, auf jeder Seite zwei. Die Reißzähne waren oben und unten zu Hauern entwickelt und durchbrachen die dünnen, sabbernden Lefzen.
    Als das hässliche Trio zusammentraf, beäugten die zwei gemeinsam Gekommenen und der dritte Konkurrent einander mit wachem Misstrauen, dann vollführten sie eine Serie komplizierter, kreisförmiger Manöver, die von vorgetäuschten Ausfällen unterbrochen wurden und offenbar den Zweck hatten, die Territorien abzugrenzen. Dann wühlten sie ein wenig zwischen den Kadavern der Aasfresser, aber es war klar, dass sie selbst keine waren; sie suchten nach lebendem Fleisch, und ihre Abneigung gegen die zerbrochenen und angefressenen kleinen Kadaver war offenkundig. Sobald sie ihre Inspektion beendet hatten, warfen sie sich wie auf Kommando herum und blinzelten Rawlins an. Er war dankbar für die Sicherheit seines Käfigs und verzichtete gern auf die Freiheit, ungeschützt draußen herumzulaufen, während diese drei auf der Suche nach ihrer Abendmahlzeit die Stadt durchkreuzten.
    Natürlich mussten die Käfiggitter in diesem Moment geräuschlos in den Boden sinken.

Kapitel 33
     
    Müller, der fast gleichzeitig eintraf, hatte Zeit, die Szene in sich aufzunehmen. Er sah das Verschwinden der Gitter im Straßenpflaster. Er betrachtete die drei hungrigen Schweine und Rawlins' benommene, blutige Gestalt, die plötzlich ungeschützt vor ihnen stand. »Hinlegen!«, schrie Müller.
    Rawlins wollte sich nicht zwischen die Kadaver werfen; er brach seitlich aus und rannte in langen Sätzen nach links, bis er in der Blutlache ausglitt und nahe am Straßenrand hinschlug. Müller feuerte im selben Augenblick. Drei zischende Energiestrahlen warfen die Schweine nieder. Sie regten sich nicht mehr. Müller begann gemächlich weiterzugehen, aber dann bog einer der Roboter vom Lager in Zone F vom Platz her in die Straße ein und marschierte munter auf sie zu. Müller fluchte leise. Er zog die schwarze Kugel aus der Hosentasche und richtete das Fenster auf die Sonde. Eine Sekunde später zerplatzte der Roboter in lautloser Explosion.
    Rawlins war auf die Füße gekommen und stand wankend. »Das hätten Sie nicht tun sollen«, sagte er benebelt. »Die Sonde ist bloß gekommen, um mir zu helfen.«
    »Ihre Hilfe war nicht nötig«, erklärte Müller. »Können Sie gehen?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Wie schwer sind Sie verletzt?«
    »Ich wurde angenagt, das ist alles. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    »Kommen Sie mit«, sagte Müller. Schon huschten neue Rudel von kleinen Aasfressern aus leeren Türöffnungen und Seitengassen und begannen die gefallenen Schweine zu zerreißen. Rawlins sah mitgenommen aus; er wankte und murmelte vor sich hin. Ohne an seine Ausstrahlung zu denken, fasste Müller ihn am Arm und zog ihn mit sich. Rawlins zuckte und schrak zurück, aber dann schien er die Unhöflichkeit zu bereuen und ließ sich von Müller führen. Sie überquerten den Platz. Rawlins zitterte, und Müller wusste nicht, ob es vom Schock seines knappen Entkommens kam, oder von der zerrüttenden Nähe eines nicht abgeschirmten Geistes.
    »Hier hinein«, sagte er barsch.
    Sie betraten den sechseckigen kleinen Raum, wo er seinen Diagnostaten hatte. Müller schloss die Tür, und Rawlins sank schlaff auf den nackten Boden. Sein blondes Haar klebte verschwitzt an seinem Schädel. Seine Augen bewegten sich ruckartig, die Pupillen waren

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