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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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anderen nichts zu schaffen haben.«
    »Ich bedaure, dass Sie so denken.«
    »Wollen Sie noch einen Schluck?«
    »Danke, nein. Ich muss mich jetzt auf den Rückweg zum Lager machen. Es ist spät. Es war nicht vorgesehen, dass ich den ganzen Tag hier verbringe. Ich werde Ärger kriegen, weil ich meinen Teil Arbeit nicht getan habe.«
    »Sie waren die meiste Zeit im Käfig. Das kann man Ihnen nicht zum Vorwurf machen.«
    »Vielleicht doch. Sie haben sich schon gestern beschwert, dass ich herumbummle. Ich glaube, sie sehen meine Besuche bei Ihnen nicht gern. Nachdem ich heute einen Tag Arbeit geschwänzt habe, würde ich mich nicht wundern, wenn sie mich nicht mehr kommen ließen. Bedenkt man, dass Sie nicht sehr zur Zusammenarbeit geneigt scheinen, werden sie meine Besuche bei Ihnen für Zeitvergeudung halten, könnte ich doch statt dessen in Zone E oder F mitarbeiten.« Rawlins leerte seinen Becher und stand auf. Seine Beine schmerzten kaum noch. Der Diagnostat hatte die Wunden mit einer luftdurchlässigen, schützenden Schicht besprüht. Mit steifen Bewegungen zog er seine zerfetzte Hose an. »Die Stiefel lasse ich lieber hier«, sagte er. »Sie taugen nichts mehr, und das Anziehen wäre kein Vergnügen. Ich glaube, ich kann barfuß ins Lager zurückgehen.«
    »Das Pflaster ist glatt und eben«, sagte Müller.
    »Können Sie mir ein wenig von diesem Schnaps mitgeben, für meinen Freund?«
    Schweigend streckte Müller ihm die Feldflasche hin. Sie war halb voll.
    Rawlins hängte sie an seinen Gürtel und sagte: »Es war ein interessanter Tag. Ich hoffe, ich kann wiederkommen.«

Kapitel 34
     
    Als Rawlins leicht hinkend zum Lager in Zone E zurückwanderte, fragte Boardman: »Was machen Ihre Beine?«
    »Sie sind müde, aber sie heilen rasch. In ein paar Tagen werde ich nichts mehr spüren.«
    »Passen Sie auf, dass die Feldflasche nicht fällt.«
    »Keine Sorge, Boardman. Ich habe sie mit dem Karabinerhaken am Gürtel befestigt. Ich wäre untröstlich, wenn Sie um Ihre Probe kämen.«
    Boardman hörte den ironischen Unterton heraus und sagte hastig: »Hören Sie, Rawlins, wir haben uns wirklich bemüht, Ihnen mit Sonden zu Hilfe zu kommen. Ich habe gesehen, wie diese Tiere auf Sie losgingen. Aber wir konnten nichts machen. Müller fing unsere Sonden ab und zerstörte sie.«
    »Schon gut«, sagte Rawlins.
    »Er ist geistig unstabil. Er wollte keine der Sonden in die inneren Zonen lassen.«
    »Schon gut, Boardman. Sparen Sie sich die Erklärungen. Ich habe überlebt.«
    Boardman konnte nicht aufhören. »Hätten wir die Sonden nicht hineingeschickt, wären Sie vielleicht besser dran gewesen, Ned«, sagte er. »Ich habe darüber nachgedacht. Die Sonden beschäftigten Müller längere Zeit. Hätten sie ihn nicht aufgehalten, wäre er vielleicht eher zu Ihrem Käfig zurückgekehrt und hätte Sie herausgelassen. Oder er hätte die Tiere getötet und von Ihnen ferngehalten. Er …« Boardman hielt inne und tadelte sich selbst wegen seines Gefasels. Ein Zeichen von Alter. Er befühlte die Fleischfalten seines Bauches. Er brauchte eine neue Verjüngung. Sein physiologischer Zustand hatte sich verschlechtert, seit er dieses Unternehmen begonnen hatte.
    Nach längerer Pause sagte er: »Wie dem auch sei, wir können zufrieden sein. Müller scheint sich Ihnen bereits freundschaftlich verbunden zu fühlen. Jetzt kommt die Zeit, wo Sie ihn herauslocken müssen.«
    »Wie soll ich das machen?«
    »Versprechen Sie ihm die Heilung«, sagte Boardman.

Kapitel 35
     
    Drei Tage später trafen sie sich wieder, zur Mittagszeit in Zone B. Müller schien erleichtert, ihn zu sehen, was das Ziel der Hinhaltetaktik gewesen war. Sie begegneten einander auf einem ovalen Platz, der zwischen zwei stumpfen, dunkelblauen Türmen lag. Rawlins sah Müller auf der anderen Seite stehen und ging hinüber, und Müller nickte. »Wie geht es Ihren Beinen?«
    »Sehr gut, dank Ihrer Behandlung. Ich fühle keine Beschwerden.«
    »Und Ihr Freund – hat der Schnaps ihm geschmeckt?«
    »Er war begeistert«, sagte Rawlins und dachte an Boardmans genießerisch zwinkernde Augen. »Er bedankt sich, schickt Ihnen die Feldflasche gefüllt mit einem speziellen Cognac zurück und hofft, dass Sie eine zweite Runde ausgeben werden.«
    Müller beäugte die Feldflasche, als Rawlins sie ihm hinstreckte. »Er kann zum Teufel gehen«, sagte Müller kalt. »Ich werde mich nicht in Tauschgeschäfte verwickeln lassen. Wenn Sie mir die Feldflasche geben, werde ich sie

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