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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zertrampeln.«
    »Warum?«
    »Geben Sie her, und ich zeige es Ihnen. Nein. Warten Sie. Ich werde es nicht tun. Los, geben Sie mir das Ding.«
    Rawlins tat es. Müller schraubte die Kappe ab, hielt die Feldflasche zärtlich mit beiden Händen und setzte sie an die Lippen.
    »Ihr Teufel«, sagte er mit leiser Stimme. »Was ist das, aus der Klosterbrennerei auf Deneb Dreizehn?«
    »Er hat es nicht gesagt. Er meinte nur, es würde Ihnen schmecken.«
    »Teufel. Versucher. Ich nehme das Zeug. Aber nur dieses eine Mal. Wenn Sie sich wieder mit Schnaps hier blicken lassen, egal was es ist, werde ich es ablehnen. Wo sind Sie die letzten Tage gewesen?«
    »Ich habe gearbeitet. Ich sagte Ihnen schon, dass meine Kollegen meine Besuche bei Ihnen missbilligen. Sie halten mich für einen Drückeberger.«
    Er hat mich vermisst, dachte Rawlins. Boardman hat recht: allmählich kriege ich ihn herum. Warum muss er ein so schwieriger Charakter sein?
    »Wo graben sie?«, fragte Müller.
    »Sie graben nicht. Sie arbeiten mit Bohrsonden an den Grenzen zwischen den Zonen E und F, um Hinweise auf die Chronologie zu gewinnen – ob das ganze Labyrinth in einem Zug errichtet wurde, oder von der Mitte ausgehend in aufeinanderfolgenden Ringen, so dass die äußerste Zone die jüngste wäre. Wie ist Ihre Meinung, Mister Müller?«
    »Lassen Sie mich zufrieden. Ich gebe keine Auskünfte!« Müller trank wieder aus der Flasche. »Sie stehen ziemlich nahe bei mir, finden Sie nicht?«
    »Vier oder fünf Meter.«
    »Als Sie mir die Flasche gaben, waren Sie noch näher. Haben Sie die Wirkung nicht gefühlt?«
    »Ich fühlte sie, ja.«
    »Und Sie verbargen Ihre Gefühle wie ein rechter Stoiker. Warum sahen Sie nicht angeekelt aus?«
    Rawlins zuckte die Achseln. »Ich glaube, die Wirkung lässt mit der Zeit nach, das heißt, ich gewöhne mich allmählich daran. Ich fühle es noch immer ziemlich stark, aber nicht wie am ersten Tag. Haben Sie diese Beobachtung auch bei anderen gemacht?«
    »Bei anderen gab es keine wiederholten Gelegenheiten«, sagte Müller. »Kommen Sie, ich will Ihnen etwas zeigen. Dort ist meine Wasserversorgung. Eine sehr elegante Lösung. Dieses schwarze Rohr läuft um die ganze Zone B. Es ist aus Onyx, glaube ich. Jedenfalls sehr hübsch.« Müller führte ihn zur Wasserleitung und legte seine Hand auf das glänzendschwarze Rohr. »Ein Pumpensystem bringt das Wasser aus irgendeinem unterirdischen Reservoir herauf. Vielleicht gibt es in größerer Tiefe Grundwasser, ich weiß es nicht. Dieser Planet hat kein Oberflächenwasser, nicht wahr?«
    »Er hat Ozeane.«
    »Ich meine, abgesehen davon – nun, das ist für uns nicht relevant. Hier sehen Sie einen der Wasserspeier. Alle fünfzig Meter ist einer zu finden. Ich nehme an, dass der Aquädukt die ganze Stadt mit Wasser versorgte, also benötigten die Erbauer vielleicht nicht viel Wasser. Es konnte nicht sehr wichtig für sie gewesen sein, wenn sie sich mit einer solchen Anlage zufriedengaben. Ein richtiges Leitungsnetz habe ich nie gefunden. Sind Sie durstig?«
    »Eigentlich nicht.«
    Müller formte seine Hände zu einer Schale und hielt sie unter den Wasserspeier, ein Ding aus konzentrischen Wülsten. Sofort sprudelte Wasser. Müller trank; der Wasserfluss hörte auf, sowie er seine Hände vom Wasserspeier entfernte. Ein bemerkenswertes System, dachte Rawlins. Genial. Wie hatte es all die Jahrtausende überstanden?
    »Trinken Sie«, sagte Müller. »Später werden Sie vielleicht durstig.«
    »Ich kann nicht lange bleiben.« Aber dann trank er doch und fand das Wasser frisch und wohlschmeckend. Danach schlenderten sie in Zone A. Die Käfige waren geschlossen; Rawlins sah mehrere und dachte mit Schaudern an sein Erlebnis. Heute wollte er sich auf keine derartigen Experimente einlassen. Sie erreichten den zentralen Platz und setzten sich auf eine Bank aus poliertem Stein, die an den Enden aufgebogen war und zwei einander gegenübergestellte Sitze bildete. Sie waren für eine breiter und kürzer gebaute Rasse gedacht und für den durchschnittlichen Homo sapiens ein wenig niedrig, doch so konnten sie sich über eine Distanz von einigen Metern unterhalten, ohne dass eine Empfindung des Getrenntseins entstand.
    Müller war in gesprächiger Stimmung.
    Die Konversation war sprunghaft und wurde hin und wieder von Aufwallungen bitteren Zorns unterbrochen, doch die meiste Zeit blieb Müller ruhig und zeigte sogar einen gewissen Charme; ein älterer Mann, der die Gesellschaft eines jüngeren

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