Exil
Akzent. Der Soldat zwinkert, ein Lid zieht sich über das Auge, die Knöchel werden weiß.
»Sonst müssen wir Sie bitten, das Gelände zu verlassen.« Es ist derselbe Kerl, der versucht hat, mit mir anzubandeln, als ich Jack das erste Mal begegnet bin, glaube ich.
»Sonst müssen wir Sie bitten, das Gelände zu verlassen«, äfft Salomon ihn nach.
»Bleib ruhig, Salomon, sonst fliegst du auf dem Arsch hier raus«, sage ich. Jack nickt dem Soldaten zu und sagt: »Ist schon okay. Wir sorgen dafür, dass er sich ruhig verhält.«
»Ich kann diese Typen nicht leiden«, fängt Salomon wieder an. »Unangenehm. Unwissend und geil. Rassistisch. Sie leben nur hier, in ihrer Burg. Sie wollen mit dem Volk nichts zu tun haben. Ich vermisse ngoma, das richtige Afrika.« Ngoma bedeutet ein Fest mit Tanz, wie es traditionell auf dem Land gefeiert wird.
»Sie dürfen sich nicht unter die Leute mischen«, erklärt Jack.
»Nur unter die Nutten«, murmele ich.
Jack fügt hinzu: »Sie dürfen dich auch nicht verprügeln oder dich hinausschmeißen, denn du sitzt mit mir zusammen.«
»Sie haben Bob Marley ermordet«, behauptet Salomon.
»Wovon redest du?«, will ich wissen.
»Sie haben ihn in den USA mit Plutonium bestrahlt. Die CIA hat es getan, weil Bob als populärer Künstler Macht besaß, er hat das Böse auf der Welt angeprangert. Und das Böse kommt aus den USA .«
»Ich glaube kaum, dass Bob Marley viel bewegt hat«, wendet Jack ein.
»Noch zwei Scheiben nach Uprising , und er wäre größer als ABBA geworden. Sie haben ihm lediglich ein Staubkorn gegeben, genau wie sie John Lennon erschossen und die Schuld auf ein psychisches Wrack geschoben haben. Sie machen es ständig.«
Poontang Garden
»Ich kauf mir an der Bar noch ein Bier«, sage ich.
»Ich komme mit«, sagt Shakila. Sie sieht sich auf dem Weg um. »Wo ist Aziz?«, murmelt sie.
»Gehst du mit ihm?«, frage ich überrascht.
»Nein«, antwortet sie lachend. »Aber ich bin mit ihm gekommen, und er hat versprochen, mich und die anderen Mädchen in eine Disko in der Stadt zu fahren, wenn der Film vorbei ist. Aber jetzt sehe ich ihn nirgendwo.«
Ich kaufe uns Bier und biete ihr eine Zigarette an. Ich bin ziemlich bekifft und inzwischen auch ein wenig betrunken.
»Wir können im Haus nachsehen«, schlage ich vor.
»Ja, werden wir wohl müssen«, stimmt Shakila mir zu; das Haus ist auch die Unterkunft für einen Teil der Soldaten. Immer wieder versuchen sie, die einheimischen Mädchen dort hineinzulocken.
Wir gehen die Stufen zum Eingang hinauf.
»Poontang garden«, sagt ein weißer Bursche, der vor der Tür steht. Poontang bedeutet Fotze auf Vietnamesisch, das habe ich in einem Kriegsfilm gehört.
»Halt die Schnauze!«, erwidere ich. Im Haus ist es ziemlich dunkel, aus zwei oder drei Ecken kommt Musik. Unten gibt es einen Aufenthaltsraum und eine Küche, aber keinen Aziz; wir gehen in die erste Etage auf den Flur. Ein dünner weißer Soldat kommt aus einem der Zimmer, das Unterhemd hängt ihm aus der Hose, um den Mund zeigt sich ein verschlagenes Lächeln, das festfriert, als er uns sieht. Er drückt sich an uns vorbei, den Flur hinunter zur Treppe. Wir gehen weiter. Hören … Schreie? Ich gehe drei Schritte auf die Tür zu, reiße sie auf. Stürze mich auf den Mann in der Mitte. Ein Bett, auf dem ein Mädchen mit gespreizten Beinen liegt. Zwei Typen an den Seiten des Bettes: Jeder drückt mit einer Hand den Oberkörper des Mädchens auf die Matratze, während er mit der anderen Hand ein Bein zur Seite zieht. Der dritte Soldat pumpt sie. Ich springe ihm auf den Rücken und schlage mit der Faust an seinen Hals. Die beiden anderen lassen das Mädchen los, die sich sofort vom Bett wälzt; Shakila ist bereits bei ihr, nimmt sie in den Arm und versucht, ihre Kleider einzusammeln. Der Mann bewegt sich mit mir auf dem Rücken nach hinten, die beiden anderen kommen, um ihm zu helfen. Ich prügele auf ihn ein und versuche, mit meinem Kopf an sein Ohr zu gelangen, um ihn zu beißen. Der Rücken. Der Schmerz, als er mich gegen die Wand schmettert, ich lasse los, falle zu Boden, mir bleibt die Luft weg. Ich fuchtele mit den Armen herum, aber er hat sich zurückgezogen, um seine Hose hochzuziehen und den Gürtel zu schließen. Die beiden anderen Soldaten bleiben abwartend stehen.
»Mach, dass du wegkommst, du krankes Luder!«, schreit einer von ihnen. Meine alte Flamme. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Shakila das Mädchen notdürftig angezogen hat. Ich bekomme
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