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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Dörfern mit Macheten und Kalaschnikows in den Händen. Sie brauchen uns nicht. Das ist vorbei. Und das hier …«, er weist mit einer Handbewegung über den Küchentisch, »… ist das neue Geschäft. Wenn wir zuschlagen, können wir wachsen, wenn nicht, können wir verschwinden.«
    »Aber das sind … Drogen.«
    »Ist es besser, zu töten oder andere im Töten zu unterrichten, als ein paar Drogen von einem Ort zum anderen zu schaffen?«
    Ich antworte nicht.
    Am nächsten Tag ist Victor beschäftigt. Er fährt zu einem Geschäftspartner in der Stadt. Das Kokain wird mit den Cashewnüssen in große Blechdosen verpackt, die versiegelt, mit Etiketten und den korrekten Exportpapieren versehen werden müssen, bevor er sie Bimji zurückbringt. Wir lieben uns, als er am Abend wieder nach Hause kommt, aber er wirkt … abwesend.
    »Irgendetwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, nein, mir geht nur so viel im Kopf herum. Ich muss das Zeug abliefern, das ich gestreckt habe.«
    »Wo?«
    »Ich treffe den Burschen bei Margot’s.« Victor schaut auf seine Uhr. Margot’s, das teuerste Bordell der Stadt, dort werden Botschaftsangestellte, ausländische Experten, Politiker und Geschäftsleute bedient.
    »Fahren wir los«, sage ich.
    »Du kannst nicht mitkommen, Samantha.«
    »Wir ziehen das zusammen durch. Natürlich komme ich mit. Ich werde im Auto warten.«
    »Okay.« Victor zieht sich an. Ich würde gern fragen, lasse es aber: Wollte er den Service nutzen, den Margot’s anbietet?
    Farbe
    Die Wache am Tor von Margot’s ist intelligent. Kein Typ, der für das übliche Kleingeld arbeitet, er hat eine Schule besucht und ist ordentlich gekleidet.
    »Ich verspreche dir, sie bleibt die ganze Zeit im Wagen«, antwortet Victor auf seine Frage. Der Wachmann beugt sich vor und schaut an Victor vorbei, auf mich: »Sind Sie damit einverstanden, Fräulein?«
    »Ja«, antworte ich, und der Wachmann gibt seinem Kuli ein Zeichen, das Tor zu öffnen, bevor er selbst wieder in das kleine Wächterhäuschen geht. Wir fahren die kiesbestreute Einfahrt hinauf, die Ränder sind mit Muscheln eingefasst. Die Villa ist groß und gepflegt, auf der üppigen Rasenfläche sind hübsche Blumenbeete angelegt. Victor steigt aus, als ein uniformierter Türwächter die Treppe herunterkommt.
    »Soll ich Ihren Wagen hinter dem Haus parken?«, fragt er. Klar, damit die Leute das Auto von der Straße aus nicht sehen können; schließlich bezahlt man bei Margot’s fürs Pumpen.
    »Nein«, antwortet Victor und greift nach seiner Schultertasche, »ich muss gleich wieder los.« Der Türwächter lässt ihn ein. Ich zünde mir eine Zigarette an. Rauche sie bis zum Filter. Er ist noch immer nicht zurück. Ich öffne die Wagentür, steige aus, strecke mich. Der Türwächter beobachtet mich. Ich gehe zur Treppe, steige die Stufen hinauf. Der Türwächter unternimmt nichts, offenbar bestimmt die Torwache die Auswahlkriterien. Allerdings steht noch ein weiterer kräftiger Typ vor der Tür. Er sieht aus wie der Rausschmeißer. Ich würde gern hinein, mir den Laden ansehen.
    »Was versteckt ihr da drinnen?«
    »Das ist nichts für dich«, sagt er.
    »Habt ihr alle Größen und Farben?«
    »Nicht deine Farbe«, erwidert er mit einem Schmunzeln. Ich könnte versuchen, einfach hinzugehen und die Tür zu öffnen. Vielleicht würde er nicht wissen, was er machen soll, weil ich weiß bin. Selbstverständlich ist er bereit, eine Weiße aufzuhalten, aber bestimmt würde er zögern, denn man weiß nie, welche Konsequenzen es haben könnte – wer ist ihr Mann, wer ist ihr Vater? Ist es gefährlich, Hand an sie zu legen? Aber vermutlich ist im Foyer ohnehin nicht viel zu sehen. Möglicherweise ist mein Vater da drin.
    »Kann eine Dame sich hier auch ein bisschen Unterhaltung kaufen?«
    »Nein, es ist ausschließlich für Männer.«
    »Aber vielleicht möchte ich ja ein Mädchen kaufen, mit dem ich ein bisschen spielen kann. Werden Mädchen mit diesem besonderen Interesse bei Margot’s nicht bedient?«
    Er grinst und schaut sich nervös um.
    »Okay«, sage ich, zucke die Achseln und biete ihm eine Zigarette an, die er in die Tasche steckt.
    »Danke. Ich heb sie mir für später auf.«
    »Mach’s gut«, sage ich und schlendere zurück zum Auto.
    »Ebenfalls«, wünscht er.
    Erwachsen und Kind
    Das Gartenfest bei Alison und Frans. Ich fahre mit Victor hin. Ein paar Straßen vorher fährt er an den Rand und hält. Er wendet sich mir zu und küsst mich.
    »Sei einfach cool«, sagt er. »Kannst du

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