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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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das?«
    »Ja, sicher«, erwidere ich. Wir fahren das letzte Stück. Christian und Jarno sind bereits da – weißes T-Shirt, blaue Jeans und ein Carlsberg in der Hand. Auch Angela ist gekommen. Und Vater.
    Ich müsste Victor zu Christian und Jarno mitnehmen und ihn wie jemand ganz Normalen vorstellen. Aber … ich kann nicht. Ich will nicht zu ihnen gehen. Ich will nicht mit Christian reden. Ich glaube, er durchschaut mich. Es gibt Unmengen von Essen, Bier und Alkohol. Vater kümmert sich um den Grill. Victor geht zu ihm, sie werden laut. Ich könnte kotzen. Christian starrt mich an, gleich wird er zu mir kommen. Ich gehe auf die Toilette. Bleibe dort eine Weile sitzen, aber es geht nicht ewig. Ich gehe wieder hinaus. Alison kommt auf mich zu.
    »Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
    »Ich hab bloß meine Tage, fühle mich ein bisschen unwohl.«
    »Ach, das geht vorbei.« Sie stellt Victor Christian und Jarno vor. Ich ziehe mich ein wenig zurück, an die Hausecke, wo der Kinderwagen steht. Als würde ich mir unglaublich neugierig das schlafende Baby ansehen. Christian kommt. »Er erinnert dich an deinen Vater, was?«, sagt er mit einem Nicken in Victors Richtung.
    »Nein. Die beiden sind sehr verschieden.«
    »Er könnte dein Vater sein.« Woher weiß er … Mir wird klar, dass Christian betrunken ist, sehr sogar.
    »Ist er aber nicht«, sage ich. »Und es wäre auch kaum möglich. Dann hätte er schon sehr früh anfangen müssen.« Wieso antworte ich überhaupt?
    »Er benutzt dich doch nur«, fährt Christian fort.
    »Würdest du doch auch tun, wenn du die Möglichkeit hättest«, fauche ich ihn an.
    »Na toll!«, sagt Christian und geht wieder.
    Victor steht mit Angela an der Bar und lacht. Ich gehe zu ihnen. Angela legt ihren Arm um meine Schulter und führt mich in den Garten, ans entgegengesetzte Ende.
    »Es mit einem erwachsenen Mann auszuprobieren, kann eine sehr lehrreiche Erfahrung sein, Samantha«, sagt sie mit einer zuckersüßen Stimme. »Erfahrung zählt. Aber du musst dir darüber im Klaren sein, dass du nicht mit ihm rechnen kannst.« Ich schiebe ihren Arm von meiner Schulter.
    »Bleib mir vom Hals!«, antworte ich und schaue mich im Garten um. Christian redet jetzt mit Victor und … was soll ich bloß machen? Wo soll ich hingehen und mit wem über was und warum reden? Ich nähere mich von hinten und höre Christian fragen: »Und wann kommt deine Frau nach?«
    »Keine Ahnung. Der Geburtstermin ist übermorgen, aber es kann sein, dass es länger dauert. Und dann braucht es sicher ein paar Wochen, bis sie mit dem Baby fliegen kann.«
    Wieso nennt er Mary seine Frau und sagt, sie käme hierher? Mir gegenüber hat er doch immer behauptet, sie seien nicht mehr zusammen und er würde nicht glauben, dass sie kommt?
    Ich laufe zum Haus und zwinkere hastig mit den Augen, um die Tränen zurückzuhalten; ich gehe ins Wohnzimmer, durch den Flur, greife nach der Klinke zum Badezimmer, es ist abgeschlossen. Ich höre, wie von innen geöffnet wird. Und jetzt fließen die Tränen, ich verschwinde hinter der nächsten Tür. Frans’ und Alisons Schlafzimmer. Alison sitzt neben der Wiege, in der das Baby liegt, daneben eine zusammengerollte Windel. Alison hat es gerade gefüttert und ihm den Hintern abgeputzt, und ich … schluchze. Sie sieht mich gleichzeitig kühl und liebevoll an. Ich schlage meine Hände vors Gesicht.
    Alptraum
    »Du kleine Idiotin«, sagt sie. »Was glaubst du, wird passieren, wenn seine Frau herkommt? Kannst du mir das sagen?«
    »Sie ist nicht seine Frau. Er liebt mich«, bringe ich zwischen den Händen heraus.
    »Er belügt dich«, erwidert Alison ruhig. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du so dumm bist. Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Du lässt dich von ihm ficken und träumst davon, mit ihm bis zum Ende eurer Tage in Afrika glücklich zu werden! Natürlich belügt er dich. Seine Frau wird kommen und mit einem Kind im Arm dastehen – und dann bist du draußen!«
    »Er will sich von ihr scheiden lassen«, sage ich … glaube aber nicht wirklich daran.
    »Hat er das gesagt?«
    »Ja.«
    »Aber er muss noch ein bisschen warten, weil seine Frau ja gerade niederkommt, und das wäre nicht fair, wenn er jetzt einfach anrufen und es ihr sagen würde, das verstehst du doch, oder … und so weiter und so fort«, äfft Alison Victor nach und sieht mich an. Ja. Oh nein.
    »Es ist nicht sicher, dass sie herkommt.«
    »Erklär mir, warum?«, verlangt Alison.
    »Sie ist nur eine, mit der er eine

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