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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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behandeln kann wie Dreck. Und Sie sagen, das ist in Ordnung?« Jetzt grinsen die anderen. Panos, Tazim und die norwegischen Leimschnüffler ganz offen. Gretchen versucht es zu verbergen, wahrscheinlich, weil sie meint, dass ich zu weit gehe. Die indischen Mädchen starren auf die Tische, aber ich vermute, sie genießen jede Sekunde.
    »Samantha, ständig provozierst du. Du bist herausfordernd angezogen.«
    »Na und?«, erwidere ich. »Irgendetwas Schönes muss es doch geben, das man sich hier angucken kann.«
    »Findest du das hübsch?«, fragt Miss Schwartz.
    »Fragen Sie doch Gulzar.«
    »Samantha, raus!« Miss Schwartz zeigt auf die Tür.
    »Was?«
    »Ins Büro.«
    »Wieso?«
    »Hinaus.« Ich erhebe mich und verlasse den Klassenraum. Miss Schwartz geht an mir vorbei, ich folge ihr.
    »Was habe ich denn getan?«
    »Es ist genug jetzt«, sagt sie, ohne sich umzudrehen. Ich muss draußen warten, während sie mit Owen spricht; sie kommt heraus und schickt mich hinein.
    »Wir lassen uns dein Benehmen nicht gefallen, Samantha«, erklärt er.
    »Ach ja?«, erwidere ich. Er seufzt.
    »Auf dieser Schule respektieren wir einander. Wir haben unterschiedliche Religionen und Kulturen, aber wir leben hier alle zusammen. Du hast die Gefühle der anderen nicht zu kränken. Ich weiß, du provozierst gern, aber du darfst es nicht übertreiben.«
    »Aber ich respektiere sie doch. Ich verlange nicht, dass sie so sind wie ich, aber ich habe mir auch nicht gedacht, so zu werden wie die.«
    »Du kränkst sie mit voller Absicht, Samantha. Das lasse ich nicht zu. Ist das klar?«
    »Die kränken mich auch, wenn sie nicht mit mir sprechen, nur weil ich hin und wieder mal einen Jungen küsse.«
    »Ja, aber du musst sie ja nicht gerade von Angesicht zu Angesicht beleidigen«, sagt Owen.
    »Das mache ich auch nicht. Sie müssen nur aufhören zu glotzen. Glauben Sie, ich bin nicht beleidigt, wenn die glauben, dass sie so viel besser sind als ich, und dann nicht mehr mit mir reden? Was?«
    »Sie haben eine andere Kultur. Das musst du respektieren. In dieser Schule dreht sich sehr viel darum, dass wir lernen, die Kultur des anderen zu respektieren.«
    »Nein. Es geht darum, dass ich ihre Kultur zu respektieren habe, während sie meine verachten dürfen. Die indischen Mädchen halten mich für eine Hure, und die indischen Jungs behandeln mich auch so.« Darauf weiß er keine Antwort. »Aber das bin ich nicht, schließlich nehme ich kein Geld«, füge ich hinzu. Er tut so, als hätte er es nicht gehört.
    »Du hast bereits eine Verwarnung, Samantha. Und bei dem kleinsten Vorkommnis bekommst du vierzehn Tage Hausarrest. Ist das klar?«
    »Ja.« Er gibt mir ein Zeichen, dass ich gehen darf. Ich bin auf dem Weg nach draußen. »Und Samantha«, sagt Owen hinter mir. Ich drehe mich um. »Ja?«
    »Es ist nicht sonderlich klug zu rauchen, wenn man keine Raucherlaubnis hat – und schon gar nicht hinter meinem Haus.«
    »Jawohl«, sage ich und gehe hinaus. Eigenartig. Woher weiß er das? Vielleicht hat sein Gärtner geplaudert. Na ja, er hat mich gehen lassen, ziemlich cool. Bis zur Pausenglocke sind es nur noch ein paar Minuten, also gehe ich nicht mehr zurück in die Stunde. Setze mich auf eine Bank am Speisesaal. Angela kommt vorbei.
    »Hey, Samantha«, sagt sie und setzt sich. »Du siehst ja so betrübt aus.« Sie legt ihren Kopf schief.
    »Schwänzt du?«, will ich wissen.
    »Ja«, antwortet sie lächelnd. »Du ja offenbar auch. Aber glücklich siehst du nicht gerade aus.«
    »Stefano behandelt mich wie ein Stück Dreck.«
    »Wenn man mit einem Köter zusammen ist, wird man eben wie eine Hündin behandelt.« Sie umarmt mich. »Aber er sieht gut aus, das muss ich zugeben«, sagt sie und steht auf.
    Owen kommt um die Ecke.
    »Samantha. Vierzehn Tage Hausarrest von heute ab.«
    »Aber wieso?«
    »Schluss jetzt. Du bist zu weit gegangen. Du weißt, dass du zurück in den Unterricht zu gehen hast. Ich werde das nicht dulden.«
    »Okay«, sage ich achselzuckend.
    »Zurück in den Unterricht.«
    »Aber den Hausarrest habe ich doch schon bekommen«, protestiere ich. Owen holt tief Luft, in diesem Moment klingelt es.
    »Vierzehn Tage«, sagt er und geht.
    Idiot.
    Hausarrest
    Ich darf das Haus nur zu den Mahlzeiten und zum Unterricht verlassen. Die übrige Zeit habe ich im Kiongozi auf meinem Zimmer zu bleiben. Ich gehe auf die Toilette und masturbiere. Ich langweile mich und lechze ständig nach einer Zigarette. Unmöglich zu erfahren, was so läuft, wenn man

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