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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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um.
    »Willst du ihn immer noch haben? Bitte sehr.« Baltazar geht.
    »Nein«, sage ich. Stefano stöhnt, stützt sich auf die Hände, kommt auf die Knie; Blut und Rotz tropfen von seinem Gesicht. Ich höre eine Gruppe Jungen vom Fußballplatz kommen. Ich laufe zurück.
    »Was ist los?«, fragen sie, als ich im Licht des Gebäudesan ihnen vorbeirenne. Sie hören Stefanos Stöhnen, gehen zu ihm. Ich laufe zum Kiongozi, gehe auf die Toilette und zittere in einer der Kabinen am ganzen Leib. Stefano hat allen erzählt, ich hätte es mit ihm getrieben, als wir zusammen waren. Und Baltazar glaubt, dass ich ihn zurückweise, weil ich Stefano vermisse. Wie grotesk.
    Eine halbe Stunde später werde ich von Seppo ins Büro geholt, Owen will mich ausfragen.
    »Ich weiß nicht, was passiert ist«, behaupte ich. »Es war dunkel.« Stefano ist im KCMC -Krankenhaus, er hat sich die Nase gebrochen, weigert sich aber zu sagen, wer es getan hat. Baltazar steht unter Beobachtung, alle wissen, dass er es gewesen ist.
    »Verschwinde«, sage ich, wenn er mit mir reden will.
    Regenwurm
    In der Zehn-Uhr-Pause am Vormittag werden vor dem Speisesaal für die Internatsschüler Snacks, Saft und Tee serviert. Ich nehme mir einen Doughnut und Tee. Baltazar steht mit Aziz zusammen. Ich gehe mit Tazim zu ihnen.
    »Da kommt meine Frau«, sagt Baltazar, und ich lächele, wie es sich gehört.
    »Hat sie dir deine Jungfräulichkeit geraubt?«, fragt Aziz. Idiot.
    »Ich habe meine Unschuld schon lange verloren«, behauptet Baltazar. Ich glaube ihm kein Wort.
    »Aber ist sie auch gut?« Wieder Aziz.
    »Halt die Klappe«, sage ich und lasse Baltazar einen Arm um mich legen.
    »Aber ihr habt’s doch getan?«, erkundigt sich Aziz neugierig und tut so, als sei er entrüstet über die Möglichkeit, dass wir keinen Sex hatten.
    »Natürlich«, erklärt Baltazar.
    »Haben wir nicht!«, widerspreche ich und lasse ihn los – trete zwei Schritte zurück.
    »Dafür muss man sich doch nicht schämen«, meint er.
    »Dafür muss man auch nicht lügen.«
    »Wieso willst du es denn nicht zugeben?«
    »Ich habe nicht mit dir geschlafen. Und das wird auch nicht passieren.« Ich drehe mich um.
    »Du bist ein beschissenes Flittchen, Sam. Und eine Lügnerin!«, ruft Baltazar mir nach. Ich drehe mich um und schaue ihn an.
    »Du träumst. Dein Schwanz ist nicht größer als ein Regenwurm und dein Gehirn noch kleiner.« Ich gehe und fresse es den ganzen Tag über in mich hinein. Erst als ich unter der Dusche stehe, lasse ich die Tränen fließen.
    Christian ist sauer, weil ich mit Baltazar zusammen bin. Panos wird von Truddi oder von sich selbst an der Nase herumgeführt. Die meisten Jungs haben Angst vor mir. Tazim sagt, ich sei zu zudringlich, aber genau das wollen sie doch. Sie hat angefangen, mit Salomon Händchen zu halten.
    »Heute Abend passiert’s«, flüstert sie mir zu, als wir unsere Hausaufgaben gemacht haben. Jetzt haben wir ein paar Stunden frei bis zur Bettruhe.
    »Was?«
    Tazim hebt die Augenbrauen.
    »Hast du auch an Verhütung gedacht?«, erkundige ich mich.
    »Ja, ja«, flüstert sie. »Wünsch mir Glück.«
    »Hals und Beinbruch«, sage ich, als Tazim in die Dunkelheit geht, wo Salomon auf sie wartet. Der Papst wird sich grämen. Nicht nur, dass Tazim huren will, sie tut es auch noch mit einem Ketzer der äthiopisch-orthodoxen Kirche, die keine ordentlichen Katholiken sind. Und sie will eines dieser satanischen Kondome benutzen. Huren, Ketzer und Kondom – eine dreifache Sünde. Anderthalb Stunden später kommt Tazim zurück und stellt sich unter die Dusche. Ich gehe mit meiner Zahnbürste zu ihr. Schaue sie an.
    »Das war nichts Besonderes.«
    »Bist du zufrieden?«
    Sie zuckt die Achseln.
    »Jetzt ist es passiert«, sagt sie. »Ja.«
    Ich trete nah an sie heran.
    »Hat er dir die Bohne geleckt?«
    »Samantha!« Tazim bespritzt mich mit Wasser.
    »Das musst du ihm beibringen. Es hilft.«
    Die Flur-Liste
    An die Informationstafel am Speisesaal haben wir die Flur-Liste gehängt. Die Schüler der zwölften Klasse schreiben sie: Wer sieht am besten aus, wer ist der romantischste, der redseligste, der beliebteste, der athletischste, der gelehrteste Schüler? Mit wem wird man sicher Erfolg haben? Und schließlich: Mit wem landet man vermutlich im Gefängnis?
    Sam the man.
    Okay, ich bin die Verliererin, die ins Gefängnis kommen wird. Aber ich steh auf der Liste, ich wurde benotet. Was ist mit dem Rest? Sie bedeuten nichts, sind bloß Füllsel.
    Die meisten

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