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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Rune stehen bereit, um mich aufzufangen. Ich richte mich auf, und mir wird schwarz vor Augen. Ich mag das. Ich spüre, wie ich falle, bevor ich ganz weg bin.
    Liege waagerecht. Licht auf der anderen Seite der Augenlider. Spüre etwas. Eine Berührung. Schlage die Augen auf.
    »Hört auf damit! Wer zum Teufel hat mir an die Titten gegrapscht?« Ich schaue auf zu Christian, der mit einem mürrischen Gesichtsausdruck neben mir steht.
    »Hey, das war ich nicht.«
    Svein und Rune blicken ihn böse an.
    »Ich weiß, dass du es nicht warst, Christian. Du würdest so etwas nicht tun. Es war einer dieser beschissenen Leimschnüffler.«
    »Wir haben nichts gemacht«, behauptet Svein. »Wir haben dich nur aufgefangen.« Rune kichert.
    »Rune«, sage ich. »Du bist ein Säugling. Nur ein einziges Mal in deinem Leben hast du’s mit ’ner feuchten Muschi zu tun – wann wohl?« Ich stehe auf.
    »Nächstes Wochenende in Arusha«, gibt Rune zur Antwort. »Schwarze Muschi.«
    »Ich glaub nicht, dass es passieren wird. Du musst dich damit abfinden, dass es damals war, als deine Mutter dich herausgepresst hat.«
    Svein grinst.
    »Halts Maul!«, sagt Rune. Wieder beginne ich zu hyperventilieren. Christian verzieht das Gesicht, als er sich umdreht und geht. Ich bin ihm zuwider. Vielleicht hätte er gern meine Möpse angefasst.
    Winzer
    Ich sitze auf der Treppe vom Kiongozi und werde hineingehen, sollte Baltazar auftauchen. Stattdessen erscheinen Panos und Gideon, Emerson Strands zwölfjähriger Bruder. Er hat gerade auf der Schule angefangen und ist so braungebrannt, dass er einem weißhaarigen Araber ähnelt.
    »Frag sie«, fordert Panos ihn auf, als sie mir gegenüberstehen. Gideons Blick wandert von Panos zu mir.
    »Willst du ein bisschen Wein kaufen?«
    »Ernsthaft?« Woher könnte er Wein haben, es sei denn, er hat ihn bei seinen Eltern geklaut.
    »Wenn ich sage, ich habe Wein, dann habe ich Wein«, antwortet Gideon mit einem durchtriebenen Schimmer in den Augen.
    »Dodoma?« Das ist der einheimische Wein, der nach einer Stadt im Land benannt ist. Der Staat behauptet, dort sei der eigentliche Regierungssitz, nicht in Daressalaam. Dodoma besteht aus Staub, hässlichen Betonbauten und absterbenden Weinstöcken, deren Saft ein Loch in die Zunge brennt.
    »Selbst gemacht«, erklärt Gideon.
    »Du hast …?« Er ist der Bruder des bhangi -Pushers Emerson. »Woraus?«
    »Zuckerrohr.« Ich lache ihn aus: »Dafür ist mir mein Sehvermögen zu schade.«
    Er sieht mich hochnäsig an.
    »Ich sehe dich ganz deutlich.«
    »Und?«
    »Ich bin nicht blind geworden«, erklärt er und schaut Panos an. »Kannst du mich sehen?« Panos lächelt. »Klar und deutlich. Aber mein Kater ist auch ziemlich real.«
    Okay. Ich bestelle eine Flasche. Wir verabreden, uns am alten Swimmingpool zu treffen, ich werde mit meiner Schultasche kommen.
    »Wie hast du’s gemacht?«, will ich von Gideon wissen, als wir uns treffen.
    »Ich soll Geschäftsgeheimnisse verraten?«
    »Komm schon.«
    »Okay«, erwidert der Junge und erzählt mir, wie er vor drei Wochen in der Stadt auf dem Markt Zuckerrohr gekauft hat. Er hat die Stangen aufgeschnitten und das Fruchtfleisch mit Wasser, Rohrzucker und Trockenhefe in einem großen Plastikeimer vermischt, den er aus der Schulküche gestohlen hat. Den Eimer hat er auf der Bananenplantage hinter dem Speisesaal vergraben, mit einem Plastikrohr im Deckel, damit der Wein gären konnte. »Das nächste Mal braue ich Apfelwein«, sagt er.
    »Alle Achtung.«
    »Wie wär’s mit einer Pfeife?«, erkundigt er sich.
    »Du rauchst auch? Was hält denn dein Bruder davon?« Ich lache.
    »Nein, Mann. Willst du eine Pfeife kaufen?«
    »Eine Pfeife?«
    »Ja, aus Bambusrohr, mit einem Mundstück aus rostfreiem Stahl.«
    »Und was soll ich damit?«
    »Getrocknete Elefantenscheiße rauchen. Was glaubst du denn?«
    »Ich habe eine ausgezeichnete Meerschaumpfeife«, sage ich.
    »Hast du bhangi ?«
    »Verkaufst du das auch?«
    »Mein Bruder«, erwidert Gideon. Ich schenke ihm ein Lächeln.
    »Mach’s gut!« Ich gehe zurück zum Kiongozi-Haus. Wohin mit der Flasche? Vielleicht teilt Tazim sie sich mit mir am Wochenende, entweder hinter dem Haus oder nachts im Bad. Die Toiletten! Natürlich. Ich hebe den Deckel von einem der Spülkästen und lege die Flasche hinein; so bleibt sie schön kalt, bis wir sie trinken.
    Stubengang
    Ich habe Tazim nichts von dem Wein erzählt. Ich werde sie wecken, wenn alle schlafen. Als würde ich rauchen wollen. Ich liege

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