Exil
jedenfalls, dass Mutter abgehauen ist. Wäre sie in Tanga geblieben, hätte die Sauferei sie umgebracht.«
Ich habe noch nichts von Victor gehört, und bald sind Lernferien.
Gegenbefehl
Vom Tanzanite fahren wir zur Mountain Lodge. Alison vereinbart, dass ich in den Lernferien dort wohnen kann.
»Ich schreibe Vater eine Notiz, damit er Bescheid weiß«, sagt sie.
Frans kommt bereits Samstagabend.
»Ich soll von Mick grüßen. Auch dich, Samantha.«
»Danke.«
»Er hat einen guten Job. Und er spart, um seine eigene Werkstatt in Arusha zu eröffnen.«
»Ich weiß.«
Am Sonntag fahre ich mit Alison und Franz nach Moshi. Sie setzen mich an der Abzweigung zum Flughafen ab. Ich stehe am Straßenrand, wo die Busse halten, und sehe ihrem Auto lange nach. Alison auf einer Spritztour nach Holland. Weit weg. Sie hat den Vogel abgeschossen. Und ich?
Einige Tage später ruft Vater an.
»Du verbringst deine Lernferien nicht in der Mountain Lodge«, erklärt er.
»Wieso nicht?«
»Du kommst nach Tanga.«
»Ich will aber nicht nach Tanga. Alison ist in Holland, und in Tanga, da ist doch nur … diese …«
»Hier geht es nicht darum, was du willst. In unserer Familie kommen wir allein zurecht und schnorren uns nicht durch die Gastfreundschaft anderer Leute. Ich habe in der Lodge angerufen und mitgeteilt, dass du nicht kommen wirst. Und wage ja nicht, trotzdem dorthin zu fahren.« Vater lässt die Worte drohend im Raum stehen. »Ist das klar?«
»Kommst du mich denn holen?«
»Nein, du kannst den Bus nehmen.«
»Aber du bist … in Tanga?«
»Ich weiß es nicht … vielleicht.«
»Wieso kann ich nicht ebenso gut in der Lodge wohnen?«
»Du tust jetzt, was dir gesagt wird!« Er knallt den Hörer auf.
Ich gehe zu Christian, aber das Haus steht leer. Sein Vater hat eine neue Arbeitsstelle in Shinyanga. Vielleicht ist Christan dort, vielleicht ist er aber auch schon nach Dänemark geflogen.
Handarbeit
Die Strand-Brüder veranstalten zum Beginn der Lernferien eine Fete im Haus ihrer Eltern. Ich gehe hin. Tazim und Truddi sind nicht da – sie sind sofort nach Hause gefahren, um zu lernen. Aber die anderen sind dort: Diana, Panos, Baltazar, Stefano und die Leimschnüffler. Musik dröhnt aus dem Wohnzimmer. Ich habe ein paar Drinks getrunken und stehe mit dem Rücken zur Wand auf der Veranda. Ich rauche etwas von dem harten Arusha- bhangi der Strand-Brüder – es geht direkt ins Gehirn. Baltazar stellt sich dicht neben mich, ich spüre seinen Schwanz an meiner Hüfte.
»Na, vermisst du mich immer noch?«, frage ich ihn.
»Wenn ich nicht in deiner Nähe bin, Samantha, dann ist das wider die natürliche Ordnung«, erklärt er. Ich lasse meine Hand sinken und drücke seinen Schwanz durch die Hose.
»Ja, die Ordnung der Natur ist hart.«
»Wollen wir verschwinden?«
»Hast du etwa Interesse an Handarbeit?«
»Mich interessiert alles an dir«, sagt Baltazar und saugt an meinem Ohrläppchen.
»Vergiss es.« Er fängt an, meine Schenkel zu streicheln, die Hand gleitet zum Schritt.
»Nur ein wenig Handarbeit«, bettelt er. Ich schlucke.
»Gegenseitig«, sage ich. »Erst du.«
Er steckt die Hand in mein Höschen, macht es mir mit dem Finger, versucht, mich auf den Mund zu küssen. »Nein«, wehre ich ab. »Kein Geküsse.« Ich starre in der Dunkelheit vor mich hin, genieße die Berührung, die Bewegung. Baltazar … er ist mir egal. Ich schaff es fast. Es ist genug. Ich schiebe seine Hand beiseite.
»Lass uns in den Garten gehen.«
Baltazar folgt mir. Am Ende des Gartens drehe ich mich um, er kommt zu mir, ich hole seinen Schwanz heraus, fange an, ihn zu wichsen. »Magst du das?«
»Oh ja«, stöhnt er. Ich mache weiter, er kommt nicht. Vielleicht ist er zu besoffen. Mir wird das Groteske der Situation klar: Ich stehe am Ende eines dunklen Gartens und fummele an dem steifen Glied eines Jungen herum. Fast hätte ich laut losgelacht.
Plötzlich liegen seine Hände auf meiner Schulter, er stößt mich zu Boden, ist über mir.
»Lass das!«, rufe ich und schubse seinen Oberkörper von mir. Seine Hände packen meine Arme, eine Hand greift um meine Handgelenke, die andere Hand presst sich zwischen meine Beine.
»Nein, Baltazar, hör auf!«
»Ich will mit dir schlafen.«
»Ich will nicht!«, schreie ich, lege den Kopf in den Nacken, um ihn zu beißen, aber er zieht seinen Kopf weg, zerreißt meinen Slip und spreizt die Beine mit seinem Knie. » HILFE , verdammt! HILFE !« Niemand hört mich bei der Lautstärke der
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