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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Musik. Baltazar drückt mein Bein mit seiner freien Hand nach außen, ich versuche, ihm mein Knie in die Seite zu rammen, habe aber nicht genügend Kraft. Ich winde mich, so gut ich kann.
    »Lieg still, du Nutte!«, zischt er und schlägt mir hart auf den Mund.
    »Hör auf. Bitte.«
    »Du willst es doch auch gern.« Ich spüre seinen Schwanz an meinem Schenkel, ich bin jetzt ganz trocken, kalt. Und ich sehe … Bewegungen hinter ihm.
    »Hilf mir!«, schreie ich. Die Gestalt kommt näher. Stefano. Er geht mit Shakila, aber sie ist nicht hier, soweit ich weiß. Vielleicht sind sie auch gar nicht mehr zusammen. »Hilf mir, Stefano!« Er bleibt stehen. »Hilf mir doch endlich!«, brülle ich – ein brutaler Schmerz jagt durch meinen Unterleib.
    »Fick dich, Sam«, sagt Stefano grinsend.
    Baltazar stöhnt: »Ich bin grad dabei, Mann.«
    Stefano bleibt ungerührt stehen. Ich lasse meinen Körper schlaff werden. Baltazar pumpt mich, er fängt an, lebhafter zu werden, vergisst sich. Ich bekomme einen Arm aus seinem Griff und knalle die Handwurzel auf seinen Adamsapfel. Er fällt zur Seite, ich springe auf, zwei Schritt zurück. Baltazar umfasst seinen Hals, er bekommt keine Luft. Stefano schaut mich an. Ich weiß nicht einmal, was ich sagen soll, ich drehe mich um und renne durch die Straßen davon. Zum Mount Meru Hotel in mein Zimmer.
    Es lässt sich nicht abspülen, egal, wie lange ich unter der Dusche stehe.
    Baseballschläger
    Kurz darauf klopft es an meiner Tür. Ich reagiere nicht.
    »Sam?« Es ist Panos. »Bist du da?« Ich öffne die Tür. »Wo bist du gewesen? Was ist passiert?«, will er wissen, als er mein Gesicht sieht. Meine Unterlippe ist geschwollen.
    »Ich …« Ich beginne zu schluchzen.
    »Erzähl es mir, Sam, war es Baltazar?«
    »Ja.«
    »Und du hast zurückgeschlagen«, sagt Panos grinsend. »Er hat richtige Halsschmerzen.« Panos kommt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu, will sie um mich legen.
    »Lass mich!« Ich wende mich ab, ein Schluchzen steigt den Hals hinauf.
    »Was ist denn? Was ist passiert?«
    Ich schaue ihn an: »Er hat mich vergewaltigt. Begreifst du das denn nicht, Panos? Er hat mich unten im Garten vergewaltigt. Und Stefano stand daneben und hat zugesehen. Ich habe um Hilfe gerufen, aber er hat nichts unternommen. Er hat nur daneben gestanden, als Baltazar mich auf dem Rasen vergewaltigte.« Panos sieht mich an.
    »Wieso hast du mich nicht geholt?«
    »Wie sollte ich dich denn holen?«, heule ich. Zwinge mich selbst, tief durchzuatmen. »Ich konnte mich nicht befreien.«
    »Hinterher.«
    »Panos, all diese Leute denken, ich sei eine Hure. Sie hätten gelacht. Sie hätten gesagt, es wäre meine eigene Schuld, ich hätte es verdient.«
    »Bist du okay?«
    »Nein.«
    »Ich muss runter an die Bar und Diana holen, aber … sollen wir hochkommen?«
    »Nein«, sage ich. »Geh schon und hol Diana. Ich fahre, sobald es hell wird.«
    »Aber …«
    »Geh einfach.« Ich schiebe ihn aus der Tür.
    »Ich regele das für dich, Sam«, verspricht er. Ich antworte nicht. Er kann das nicht für mich regeln, es ist zu spät. Ich krümme mich auf dem Bett zusammen.
    Anderthalb Stunden später kommt Panos zurück. Ich öffne. Diana steht auf dem Flur, ein paar Meter hinter ihm. Sie sieht blass aus.
    »Baltazar ist verschwunden«, berichtet Panos. »Stefano … ich glaube nicht, dass er in der nächsten Zeit in die Schule kommen wird.«
    »Was hast du getan?«
    Diana sieht uns müde an: »Er hat Stefano mit einem Baseballschläger verprügelt.«
    »Und was machen wir mit Baltazar?«, fragt Panos.
    »Ich weiß es nicht.«
    Als es hell wird, gehe ich zum Haupteingang und nehme einen Bus nach Tanga.
    Streicher
    »Dein Vater sagt, dass du arbeiten sollst. Du bist kein Gast des Hotels«, erklärt mir Halima. »Wenn du hier bleiben willst, musst du arbeiten.« Sie thront in einem feinen Kleid über dem schwangeren Bauch in der Küche und scheucht die Köche herum.
    »Du hast mir überhaupt nicht zu sagen, was ich zu tun und zu lassen habe.« Ich packe mir etwas zu essen auf ein Tablett.
    »Dein Vater sagt es.«
    »Mein Vater redet viel Scheiße, das wirst du mit der Zeit auch schon noch mitkriegen.« Ich drehe ihr den Rücken zu und trage meinen Teller hinaus, zittere innerlich, die Knie beben, in der Nase bildet sich Rotz. Verflucht. Keine Briefe von Mutter. Das Telefon ist tot. Vater ist nicht zu Hause, und niemand weiß, wann er zurückkommt. Alison ist nach Dar gefahren, um bei Frans zu sein, ich bin ihr egal.

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