Existenz
und so weiter?«
»Selbstverständlich. Das Beste, was der Markt zu bieten hat.«
Wirklich? Lacey musste sich sehr beherrschen, um nicht skeptisch die Brauen zu heben. Die neuesten Versionen, die der innere Zirkel der Klade verwendet?
Alle außerhalb der Klade – und das waren fast genau 99,9996 Prozent der Menschheit – hätten Lacey als Mitglied des inneren Zirkels bezeichnet. Es ging über Reichtum und die Fähigkeit hinaus, Einfluss zu kaufen. Auch die Familie spielte eine Rolle. Insbesondere jetzt, da die Generation der Selfmade-Moguln in China, Russland und den beiden Amerikas abtraten und ihre Vermögen mit zahlreichen Privilegien geborenen Erben hinterließen, was der alten Logik von Blutlinien und Stammbäumen neue Bedeutung verlieh. Und doch … Lacey wusste – trotz ihrer Ehe mit Jason und des Umstands, dass ihre Eltern mitgeholfen hatten, den Bigger Deal abzuwenden –, dass jene Bande nie echte Macht garantierten. Sie boten auch keine Garantie dafür, zu den Eingeweihten zu gehören.
Man fragte sich immer noch: Wer sind die wahren Illuminaten? Jene, die die wirklich großen Geheimnisse kennen? Jene Leute, die über jede schmutzige Weste Bescheid wissen und selbst die idealistischsten Politiker erpressen können? Die diskret im Hintergrund an den Fäden ziehen und alle anderen wie Marionetten führen – ja, auch mich –, oder wie Figuren auf einem Schachbrett?
Fragt sich das auch Helena?
Was die meisten Sprösslinge, Prinzen, Scheiche und Neolords betraf, die Lacey kannte und die davon überzeugt waren, über einen hohen Intellekt zu verfügen, weil Kriecher und Speichellecker ihnen das von Kindesbeinen an eingeredet und ihnen in Oxford Bestnoten gegeben hatten … Nun, man konnte nur hoffen, dass niemand von ihnen zu den Strippenziehern zählte! Man sollte meinen, dass ein Geheimbund aristokratischer Titanen aus klügeren Leuten bestand.
Könnte es sein, dass sie gar nicht existieren? Dass jeder Teil der Aristokratie glaubt, dass jemand anders an den wahren Schalthebeln der Macht sitzt?
Lacey wusste nicht, welche Möglichkeit mehr Sorge in ihr weckte. Eine unbekannte Superelite mächtiger Manipulanten, die im Verborgenen die Geschicke der Welt bestimmten … Oder dass die Dinge tatsächlich so waren, wie sie zu sein schienen, ein Durcheinander aus Kartellen und »Ständen«, aus dreisten Gilden und machtlosen, veralteten Nationen, außerdem aus einem verwirrenden Nebel »smarter« Bürger-Mobs und beängstigender KIs … All das zerrte am Ruder, mit dem Ergebnis, dass niemand das Schiff wirklich steuerte. Niemand .
Lacey wählte ihre Worte vorsichtig.
»Hm. Ich schätze, einige erstklassige KI-Tools wären recht nützlich. Kann ich auf das Quantenauge in Riad zugreifen?«
Helena blinzelte und lehnte sich zurück. Diese Anfrage ging ein wenig darüber hinaus, eine spleenige Alte von wichtigen Dingen abzulenken.
»Ich … kann mit den Leuten in Riad reden. Allerdings, du weißt ja, dass sie ein bisschen …«
»Dass sie ein bisschen argwöhnisch sind? Aber sind sie nicht auch voll engagierte Mitglieder unserer Klade? Wenn also Einigkeit darüber herrscht, dass meine Mission wichtig ist …«
Lacey ließ das Ende des Satzes offen. Und es funktionierte. Helena nickte.
»Es dürfte eigentlich kein Problem sein, Lacey. Mein Faktotum wird sich wegen der Einzelheiten mit deinem in Verbindung setzen. Und jetzt … Es tut mir leid, aber ich habe es sehr eilig. Die Bogolomovs treffen ein, und du weißt ja, wie sehr sie Zeremonien lieben. Sie halten sich tatsächlich für Zaren oder Bojaren oder so, mit einem Stammbaum, der aus Feenstaub und gefälschter DNS besteht.«
Helena lachte leise, straffte dann die Schultern und sah Lacey in die Augen, wobei ihr Gesicht aufrichtige Zuneigung zeigte.
»Bitte nimm unsere guten Wünsche entgegen, meine Liebe. Unsere Gebete begleiten dich. Wir alle hoffen, dass Hacker bald gefunden wird und gesund und munter zu dir zurückkehrt.«
Lacey dankte der jüngeren Frau mit all den Floskeln, die nötig waren, um ein höfliches Gespräch zu beenden. Aber sie war nicht richtig bei der Sache. Als das Holobild vor ihr verschwand, saß sie von Stille umhüllt da und fühlte sich mies. Allein.
Zuerst muss Jason, anstatt auf die Stimme der Vernunft zu hören, am Furchtbartag zum nächsten Katastrophengebiet rasen und zu einem ikonischen Helden des Neublesse oblige werden … als ob diese Art von Ehre einer Witwe jemals etwas genützt hätte …
Dann springt Hacker ins
Weitere Kostenlose Bücher