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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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eine leckere Mahlzeit. Dies ging eine Zeit lang so weiter. Die Delfine wechselten sich ab, fraßen und hielten das Netz …
    … bis sie schließlich satt waren und das Spiel eine größere Bedeutung gewann als der Hunger. Drei junge Exemplare warfen einen armen Fisch zwischen sich hin und her. Zwei andere stießen mit ihren langen Nasen durch das Netz einen Rochen an. Ältere Gruppenangehörige räumten unterdessen auf, streckten das Netz vorsichtig und wickelten es dann um den ursprünglichen Freiwilligen, der damit nach Osten zurückkehrte, wie unbehindert von seiner Last.
    Na, wenn das keine Überraschung war, dachte Hacker.
    Einige tote oder sterbende Meeräschen trieben noch im Wasser. Hacker erholte sich gerade erst von seiner Verblüffung, als ein Delfin mit einem Fisch im Maul herankam und ihm den Leckerbissen anbot.
    Der eigene Hunger fiel ihm ein. Es sollte wie Sushi schmecken, dachte er und begriff, wie weit er hier von den Lagerfeuern seiner menschlichen Vorfahren entfernt war.
    Dieser Gedanke weckte eine Erinnerung an seine Mutter. Lacey hatte ihm einmal ihr großes Interesse an der Suche nach anderen Lebenswelten draußen im All zu erklären versucht, eine Leidenschaft, für die sie eine halbe Milliarde Dollar ausgegeben hatte. »Nach einer Theorie sollten die meisten erdähnlichen Planeten dort draußen größere Wasserflächen haben als die Erde, was vielleicht bedeutet, dass intelligente Wale oder Tintenfische weiter verbreitet sind als Hand-und-Feuer-Typen. Und das könnte vieles erklären.«
    Hacker hatte damals nur mit halbem Ohr zugehört. Immerhin war es ihre Besessenheit, nicht seine. Jetzt bedauerte er, nicht versucht zu haben, sie zu verstehen. Inzwischen war die arme Lacey bestimmt außer sich vor Sorge.
    Er konzentrierte sich auf den Moment – auf seinen Hunger –, schwamm näher und streckte die Hand nach dem angebotenen Fisch aus.
    Doch im letzten Moment zog ihn der Delfin zurück und klickte schnell hintereinander. Nur mit Mühe gelang es Hacker, den in ihm aufsteigenden Ärger zu unterdrücken.
    »Versuch innezuhalten, wenn du zu heftig reagierst«, hatte ihm seine einstige Therapeutin geraten, bevor er sie gefeuert hatte. »Denk immer an die Möglichkeit, dass es einen Grund für das geben könnte, was geschieht. Etwas anderes als Gemeinheit.«
    Sein Kieferimplantat wiederholte den Rhythmus, als der Delfin wieder näher kam und ihm den Fisch erneut anbot.
    Er will mir etwas beibringen, begriff Hacker.
    »Ist das das Klick-Wort für Fisch?«, fragte er. Der Helm übertrug seine Stimme, aber er rechnete natürlich nicht damit, dass der Tümmler gesprochenes Englisch verstand.
    Zu seinem großen Erstaunen schüttelte der Delfin den Kopf.
    Nein.
    Sogar mit erheblichem Nachdruck.
    »Äh.« Hacker blinzelte mehrmals. »Bedeutet es ›Essen‹? … Oder ›Iss‹ … oder ›Wasch die Hände vor dem Essen‹ … oder ›Willkommen, Fremder‹?«
    Ein Quieken bestätigte die letzte Vermutung, und der Delfin schnippte den Fisch dem Menschen entgegen. Hacker war plötzlich heißhungrig, riss den Fisch auf und stopfte Teile davon durch die kleine Essöffnung. Es kümmerte ihn nicht, dass etwas Salzwasser die Brocken aus rohem Fleisch begleitete.
    Willkommen, Fremder?, dachte er. Das ist eine ziemlich abstrakte Bemerkung für ein dummes Tier. Aber es ist auch freundlich, das muss ich zugeben .

Entropie
    In seinem vorausschauenden Roman Der lautlose Krieg zeigte Frederik Pohl ein Untergangsszenario, in dem unsere Länder und Regionen keinen offenen Krieg mehr zu führen wagen und sich auf ein Geplänkel aus gegenseitiger Sabotage beschränken – sie versuchen, Infrastruktur und Wirtschaft der jeweiligen Rivalen zu ruinieren. Was die Zivilisation natürlich in eine langsame Todesspirale nachlassender Hoffnung führt.
    Sie finden, das klingt deprimierend? Man fragt sich, welche der »Unfälle«, die wir derzeit beobachten, etwas mit »Zufall« zu tun haben.
    Oh, sicher, Verschwörungstheorien gibt es immer. Supereffiziente Motoren, die nicht auf den Markt kommen, weil profitgierige Energiekonzerne das verhindern. Heilmittel, die es nicht in die Apotheken schaffen, weil die pharmazeutische Industrie um ihre Gewinne bangt. Schurken, Monopolisten und Bonzen, die geistiges Eigentum benutzen, um das Wachstum des Wissens einzuschränken, anstatt es zu fördern.
    Aber keins jener dunklen Gerüchte kann es mit diesem aufnehmen: Angeblich rutschen wir allmählich in den Abgrund der Verzweiflung, weil all

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