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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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haben.
    Wir teilen den Ärzten mit, dass du bei Bewusstsein bist. Wahrscheinlich geben sie dir einen Shunt, sobald du das Krankenhaus erreicht hast.«
    Drei Klicks, schnell hintereinander.
    
    Die Stimme klang zu rücksichtsvoll.
    »Nein, Tor, lass die Profis ihre Arbeit machen. Der Notfall ist vorbei, und wir Amateure müssen zurücktreten, nicht wahr?
    Jedenfalls, du bist in bester Obhut. Als Heldin! Du hast einen Reffer-Plan vereitelt und zahlreichen Passagieren das Leben gerettet. Du solltest hören, wie sich MediaCorp mit der ›erstklassigen neuen Korrespondentin‹ brüstet. Sie haben deine Beförderung einige Tage zurückdatiert.
    Alle sind jetzt ganz heiß auf dich, Tor«, sagte die Stimme in Tors Ohr ohne irgendein Anzeichen von Doppeldeutigkeit. Doch individuelle Mitglieder des Smartmobs teilten sicher ihre Empfindungen.
    Ironie – noch ein schöner Ausgleich, den Pandora ganz unten in ihrer be rühmten Büchse fand. Manchmal konnte Ironie tröstlicher sein als Hoffnung.
    Tor konnte nicht lachen und beschränkte sich darauf, den Zahn nach unten und dann wieder zurück rutschen zu lassen.
    
    Die Stimme schien zu verstehen und einverstanden zu sein.
    »Ja. Jedenfalls dachten wir, dass du vielleicht ein Update möchtest. Gib uns einen Innenklick, wenn du Einzelheiten über deinen Zustand willst, und einen außen für externe Ereignisse.«
    Tor biss mit Nachdruck auf die Außenseite des unteren Eckzahns.
    »Alles klar. Los geht’s.
    Offenbar bestand ein Teil des Plans darin, eine eindrucksvolle Zeppelin-Katastrophe herbeizuführen. Aber hauptsächlich sollte es ein Ablenkungsmanöver sein.
    Vorgesehen war die Kollision der Spirit mit einem Fracht-Zeppelin. Die gewaltige Explosion mit vielen Toten sollte den Zepp-Hafen auf Monate hinaus lahmlegen und mit ihrem gewaltigen Feuerball die Aufmerksamkeit aller Protektions- und Notfalldienste auf sich ziehen. Alle Augen und Sensoren sollten sich, zumindest für kurze Zeit, auf diese eine Sache richten; das hätte die Aufmerksamkeit für alle anderen Bereiche stark reduziert.
    Anschließend sollte mit Hyperlicht-Fliegern ein Schwarmangriff auf das Naval Research Center erfolgen. Wie der O’Hare-Zwischenfall, aber mit einigen scheußlichen Zutaten. Die Details kennen wir noch nicht; einige von ihnen werden noch geheim gehalten. Aber es sieht ziemlich hässlich aus, auf den ersten Blick.
    Jedenfalls, wie sich herausstellte, sorgten unsere Ad-hoc-Bemühungen dafür, dass die Spirit fast die Hälfte ihrer gehorteten Gase loswerden konnte, auf eine nicht vorgesehene, unkoordinierte Art und Weise. Einige der größten Zellen verloren ihren Inhalt, wodurch Lücken entstanden. Es kam also nicht zu einer einzigen, einheitlichen Explosion, als die Reffer schließlich den Abzug drückten. Das Ergebnis war nur ein sporadisches Feuer. Dadurch blieb das Gerüst des Luftschiffes intakt, und der Schlepper konnte es bis auf eine Höhe von weniger als hundert Metern herabziehen.
    In dieser Höhe funktionierten die meisten Notrutschen. Fast alles Passagiere kamen unverletzt davon, Tor. Und der Zepp-Hafen blieb unbeschädigt.«
    Tor versuchte, die Szene vor ihrem inneren Auge – vielleicht dem einzigen, das sie noch hatte – erscheinen zu lassen. Sie war an so viele moderne Visualisierungshilfen gewöhnt, dass Worte und Vorstellungskraft allein primitiv wirkten. Eine karikaturenhafte Spirit, ihr gewaltiger Leib in Flammen, neigte den Bug steil nach unten, während der Schlepper namens Umberto Nobile das Luftschiff in die sichere Zone zu ziehen versuchte. Dann schlängelten sich dünne Röhren aus aktivem Kunststoff nach unten und bildeten Rutschen für Touristenfamilien und andere Zivilisten.
    Die tatsächlichen Ereignisse mussten sehr beeindruckend gewesen sein.
    Dutzende von Fragen zogen durch Tors Bewusstsein.
    Wie stand es mit den übrigen Passagieren? Wie viele von ihnen waren verletzt oder gar tot? Welche Auswirkungen hatten sich für die Leute am Boden ergeben, auf dem nahen Highway?
    Und war es zu einem Angriff auf die Artefakt-Konferenz gekommen?
    So viele Fragen. Aber bis die Ärzte einen Shunt installierten, konnte sich Tor mit dem einen oder anderen Klicken verständigen. Was gar nicht so schlimm gewesen wäre, wenn sie noch über eine funktionsfähige Tru-vu-Brille verfügt hätte. Dann wäre sie in der Lage gewesen, klickend durch Aus wahlmenüs zu scrollen und zwischen virtuellen Schirmen zu wechseln. Doch in ihrer gegenwärtigen Lage konnte sie weder sehen

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