Existenz
wich zurück, und ein großes Objekt wurde sichtbar, ein Konstrukt aus Trägern und Streben, aus dem Vakuum des Alls geöffneten Hallen und flackernden Brennern, alles miteinander verbunden und offenbar in der Umlaufbahn um den Planeten stationiert. Ein Gebilde, viel größer als alle Raumstationen, die sich Gerald jemals vorgestellt hatte. Ein Zoom brachte die Zuschauer dem Konstrukt näher und vorbei an Fledermauswesen, die bauschige transparente Schutzanzüge trugen und eine Produktionsanlage überwachten – glitzernde durchsichtige Eier kamen aus einer erleuchteten Fabrik, eins nach dem anderen.
Der Zoom richtete sich auf eins der funkelnden Objekte, und dabei war am einen Ende ein kastenförmiger Apparat zu erkennen. Eine Art Fließband brachte die gerade fertiggestellte Sonde zusammen mit den anderen zu einer großen, länglichen Maschine – für Gerald sah sie wie eine Art Kanone aus –, die langsam herumschwang und sich auf einen bestimmten Punkt im All richtete. Dann feuerte sie etwas ab, das schimmerte und schnell in der Dunkelheit des Weltraums verschwand.
Anschließend richtete die große Kanonen-Maschine ihren Lauf ein wenig zur Seite und feuerte erneut, auf ein anderes, weit entferntes Ziel im All.
Ramesh wies auf die Konsens-Meinung seiner Berater und KI-Hilfen hin.
Es ist ein großer Massenbeschleuniger. Nach ersten vorsichtigen Schätzungen könnte er die Sonden auf fast drei Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Beeindruckend, aber nicht genug, damit die Objekte ihren Zweck erfüllen.
Gerald gewann den Eindruck von komprimierter Zeit. Die Fahrt am Fließband entlang dauerte nur wenige Sekunden, und dann konnte er am nächsten neuen Artefakt vorbei in Richtung Fabrik und Planet blicken, während sich der Beschleuniger darauf vorbereitete, eine weitere Sonde ins große Nichts zu schicken.
Fasziniert beobachtete Gerald einige leuchtende Objekte, die aus verschiedenen Richtungen kamen und sich dem Ort näherten, an dem das Artefakt hergestellt worden war. Fledermauswesen drehten sich um und sahen ebenfalls zum Planeten.
Aber Gerald bekam keine Gelegenheit, die Ankunft der neuen Objekte zu beobachten, denn das große Konstrukt und auch der Planet blitzten plötzlich auf, als die große Kanone erneut feuerte …
… und dann fiel der Heimatplanet der Fledermausgeschöpfe jäh zurück und wurde zu einem Punkt, der einen Moment später verschwand.
Die simulierte Kamera drehte sich und zeigte, wie sich der Kasten vorn an der Sonde öffnete. Etwas, das nach Drähten aussah, rollte daraus vor, und ein Netz entfaltete sich.
Oh, ich habe ein Photonensegel erwartet, vielleicht dazu bestimmt, einen Laserstrahl von dem Planeten zu empfangen. Dies wäre die beste und billigste Methode, eine solche Sonde zu be schleunigen. Aber das dort ist kein Segel. Und seht nur, die Sonne, von der wir uns entfernen, scheint keine Hilfe anzubieten. Es geht kein Akzelerationsstrahl von ihr aus.
Nach den Bewegungen der Sterne zu urteilen, sind bereits einige Jahre vergangen. Vielleicht ein Jahrzehnt. Und bisher …
Ah, es geht los!
Plötzlich schien der Heimatstern um ein Vielfaches heller zu werden, aber auf eine sonderbar fleckige und bunte Art und Weise. Die Anordnung aus Drähten, die bisher schlaff gewesen war, blähte sich auf und wurde straff. Und Gerald glaubte zu spüren, wie die Sonne schneller wurde!
Also gut. Es ist kein Laser, aber eine Art Partikelstrahl. Vermutlich Elektronen. Oder Protonen. Vielleicht sogar schwere Ionen, so ausgerichtet, dass sie durch die Öffnungen der Drahtanordnung flie gen und mithilfe von magnetischer Induktion Bewegungsenergie übertragen. Na so was. Komplizierter als ein Lichtsegel, aber vielleicht dienen die Drähte auch dazu, Energie aus dem galaktischen Magnetfeld aufzunehmen. Es wäre eventuell eine Möglichkeit, die Sonde zu steuern …
Ich frage mich, ob das Artefakt die vorbeigeflogenen Partikel noch einmal nutzen kann, wenn es später zu ihnen aufholt …
Gerald fühlte eine Hand auf der Schulter und zuckte zusammen – fast wäre er aufgesprungen.
Die Hand gehörte General Akana Hideoshi. Die zierliche Offizierin bedeutete ihm, aufzustehen und ihr zu folgen.
»Aber …«
Akanas Miene zeigte unnachgiebige Strenge. »Hier wird alles aufgezeichnet; Sie können es sich später ansehen. Inzwischen gibt es neue Entwicklungen.«
Gerald erhob sich widerstrebend und merkte dabei, dass er sich dringend strecken musste. Damit einher ging der Wunsch, sich
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