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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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meisten Lobbys überall im politischen und gesellschaftlichen Spektrum zu übernehmen, wie sie Konflikte in Dschihad verwandeln und Verhandlungen in Kriege zwischen Gut und Böse.
    Sie und Ihre Nachbarn werden dem feurigen Eifer ekstatischen Zorns von jetzt an mit einer ganz neuen Einstellung begegnen. Sie werden darin die Symptome einer Krankheit erkennen, durchaus zu vergleichen mit der Abhängigkeit von Crack oder Opium.
    Und dann sind Sie vielleicht imstande, den lauten Empörten gegenüberzutreten. Möglicherweise beschließen Sie, sich mit anderen Ruhigen und Vernünftigen zusammenzutun und wieder auf die Gabe unserer Vorfahren Anspruch zu erheben, auf die Macht gemeinsamer Vernunft. Wenn ich den Weg dafür bereitet habe, nehme ich jede Strafe mit großer Gelassenheit hin. Ich bin bereit, ein Märtyrer für die Sache der ruhigen, erwachsenen Vernunft zu werden.
    Es sei denn, das Verlangen nach dramatischem Märtyrertum ist mein eigener Scheinheiligkeitstrip! Die Möglichkeit besteht, das gebe ich zu. Eine ehrliche Person sollte die Augen davor nicht verschließen.
    Oh, aber wenn Sie dies sehen, bin ich wahrscheinlich tot. Es spielt also überhaupt keine Rolle mehr.
    Außerdem, es geht hier nicht um mich. Auch nicht um Senator Strong.
    Es geht um uns.

Inspiration 5 1
    Hamish nahm die Tru-vu-Brille ab, die ihm aus irgendeinem Grund nur noch verschwommene Bilder zeigte. Vielleicht hatte sie einen Defekt. Mit dem Handrücken rieb er sich die Augen.
    Was ist mit Betsby passiert? Hat der Senator ihn umbringen lassen? Aber der Trottel Strong hat versprochen abzuwarten, bis ich Bericht erstatte!
    Hamish setzte die Immersionsbrille wieder auf. Bilder huschten am Rand seines Blickfelds umher, herbeigerufen von Aufmerksamkeitsfokus, Pupillen erweiterung und Befehlssequenzen, entweder subvokal oder mit Zahn kli cken übermittelt. Hamish war so außer Übung, dass er mit unwillkürlichen Veränderungen der Blickrichtung und wortlosem Brummen Chaos schuf und das Feedback durcheinanderbrachte.
    Wriggles griff ein. Der digitale Assistent wischte Tratsch und Gerüchte beiseite, wählte Fakten und stellte sie zusammen.
    Offenbar war Dr. Roger Betsby im überdachten Detroit-Pontiac-Stadium von einem Balkon gefallen, nachdem er von einem an Krämpfen und Zu ckungen leidenden Patienten einen (nicht absichtlichen, wie aus Zeugenaus sagen hervorging) Stoß erhalten hatte. Es lief auf eine Ironie des Schicksals hinaus, dass die betreffende Person ausgerechnet wegen Sucht in Behandlung war.
    Natürlich gab es »Unfälle«, die alles andere als Unfälle waren. Deshalb versicherten hochrangige Repräsentanten der Polizei, dass sie der Sache auf den Grund gehen wollten, zumal Betsbys Todesbeichte in der Rangliste der meistgesehenen Videos schnell nach oben kletterte und immer mehr Verschwörungstheorien kursierten. Hamish nahm sich vor, einen seiner besten Detektive mit dem Auftrag loszuschicken, den Ermittlern zu helfen. Er fühlte in diesem Fall eine persönliche Verpflichtung, die Wahrheit herauszufinden.
    Verdammt. Ich habe nur wenige Menschen kennengelernt, die ich wirklich respektiere.
    Wenn Strong dies veranlasst hat, anstatt Betsby mir zu überlassen … Dann ist unsere Vereinbarung nichtig. Inzwischen haben viele Abmachungen ihre Gültigkeit verloren.
    Hamish schloss die Augen.
    Während der vergangenen Tage waren ihm immer wieder seltsame Bilder durch den Kopf gegangen – sein Unterbewusstsein schien bestrebt zu sein, dem hartnäckigen Rätsel der Außerirdischen im Artefakt aus dem Weg zu gehen. Wie so oft manifestierten sich die Ideen in Form von dramatischen Plots für Bücher, Filme oder interaktive Spiele. Bisher waren ihm die meisten von ihnen eher kitschig und geschmacklos erschienen, mehr oder weniger ungeniert abgekupfert aus früheren Werken erfundener Paranoia. Enttäuschung über ihn selbst hatte seine Stimmung getrübt.
    Jetzt galten seine Überlegungen einem Teil der posthumen Beichte des Mannes, der den Beinamen »Heiliger der Silberkuppel« trug. Hamish war immer stolz auf seine Erinnerung für gute Dialoge gewesen.
    Ebenso klar ist, dass ich gegen das Gesetz verstoßen habe … Ich habe eine zugelassene Medizin verabreicht … aber ohne Kenntnis und Einwilligung des Patienten … Dafür sollte ich bestraft werden … ich bin bereit, meine Strafe in der Tradition von Gandhi zu empfangen, mit ruhiger Akzeptanz.
    Nicht übel. Sehr einprägsam. In gewisser Weise beneidete Hamish Roger Betsby, dessen wahres

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