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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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zahlreiche historische Beispiele von Staatsoberhäuptern, die mit dieser Methode ihre Untertanen zusammenschweißen konnten.
    Aber wie soll man so etwas bewerkstelligen? Viele Ideen, die in einem Film elegant wirken würden, lassen sich in der Wirklichkeit nicht verwenden, vor allem nicht von einer kleinen und geheimen Verschwörung. Als sich die Gruppe an mich wandte, hatte sie bereits lange über das Problem nachgedacht. Die Leute wussten, dass etwas zu Elaboriertes nicht infrage kam, also kein komplettes »fremdes Raumschiff« oder auch nur Wrackteile davon. Die irdischen Wissenschaftler und Gelehrten hätten schnell feststellen können, dass die einzelnen Teile von der Erde stammten – die Art der Legierungen und selbst das Verteilungsmuster der Isotopen hätten es verraten.
    Und was die Invasoren betraf … Nicht einmal große Nationen wie China, Amerika oder Brasilien sind wissenschaftlich so weit fortgeschritten, dass sie ein wirklich echt wirkendes »außerirdisches Wesen« bis hin zu Organen, Metabolismus und einem fremden Genom schaffen könnten.
    Aber die Gruppe verfügte über einen Vorteil. Simulationstechnologien waren schon seit einer ganzen Weile gehortet worden: eine schrullige holografische Technik hier, ein Kristallspeicher dort, einige KI-Tricks, von geschickten Arbeitern und Innovatoren in Hollywood, in den Verteidigungsministerien und Spielindustrien auf die Seite gelegt. Einzeln gab das alles nicht viel her, aber zusammen? Nun, stellen Sie sich vor, wie engagiert diese vorausschauenden Idealisten gewesen sein mussten, damit sie ihre besten technischen Tricks versteckten, anstatt mit ihnen noch reicher zu werden! Kurz gesagt, wir dachten, dass die zurückgehaltenen Technologien zusammengenommen genug Potenzial hatten, um den Eindruck zu erwecken, dem Entwicklungsstand der Menschheit ein ganzes Stück voraus zu sein.
    An dieser Stelle komme ich ins Spiel. Wer eignete sich besser dafür, die Hintergrundgeschichte zu schreiben? Das Szenario. Die Figuren. Ihr Verhalten und ihre Motive. Ihre Monologe und Dialoge … Um die Welt mit simulierten Außerirdischen zu täuschen?
    Natürlich wissen Sie inzwischen alle, dass ich das Havanna-Artefakt und die »extra terrestrischen Emissäre« in seinem Innern meine.
    Und ja, hiermit bekenne ich mich schuldig. Ich gebe zu, dass alles eine Fälschung ist!
    Aber warten Sie einen Moment. Lassen Sie es mich zu Ende bringen. Wissen Sie, es gab unterschiedliche Meinungen darüber, wie wir die Simulationen präsentieren sollten. Einige sprachen sich dafür aus, einen Sender an Bord einer der großen Sonden zu verstecken, die ESA, NASA oder Sinospatial ins All schicken, vielleicht in der Maffeo Polo oder der Voyager Zwölf , die sich mit dem Ziel Uranus und Neptun auf den Weg machten. Unsere kleinen Apparate sollten die Sonde in der Nähe des Jupiters verlassen und sein Gravitationsfeld für eine Kursänderung ausnutzen und in verschiedene Richtungen weiterfliegen. (Das Konzept wird hier erläutert.)
    Einige Jahre später würde sich der geheime Sender auf die Erde richten und ein SETI-Signal übermitteln, das angeblich aus einer fernen Region der Galaxis stammte und eine Gefahr verdeutlichte, von der wir uns eine Einigung der Menschheit erhofften! Ein cleverer Plan … aber unpraktisch, wie man mir erklärte. Die Raumfahrtorganisationen und ihre astronautischen Experten hätten sich nicht lange täuschen lassen. Sie hätten die Flugbahnen berechnet und schließlich alles herausgefunden. Und fremde Fracht an Bord wissenschaftlicher interplanetarer Sonden zu schmuggeln, ist etwa so einfach, wie die eigene Ehefrau dazu zu überreden, drei schwedische »Kindermädchen« einzustellen – es ist einfach unmöglich.
    Deshalb einigten wir uns schließlich auf die Artefakt-Option. Dabei war es nicht nötig, irgendetwas an Bord von Sonden zu verstecken. Stattdessen verwendeten wir die zurückgehaltene Technik für die Herstellung eines einzelnen Blocks aus reaktivem Kristall, der seine Betriebsenergie allein aus Sonnenlicht bezog. Wir statteten ihn mit den richtigen Simulationsprogrammen aus und übergaben ihn anschließend unweit der Erde dem All. An einer Stelle, wo er früher oder später einem der Müllsammler auffallen würde. Vorzugsweise einem gelangweilten, ausgebrannten Astronauten, der sich leicht täuschen lässt. Man sorge dafür, dass er an der gewünschten Stelle arbeitet … und schon ist das »Artefakt« entdeckt.
    Der Betrug funktionierte besser, als wir zu

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