Existenz
er. Ein Brocken aus tiefgefrorenem Wasser und menschlichen Ausscheidungen, von einer früheren bemannten Mission über Bord geworfen. Es hätte die sonderbar glatte Außenfläche erklärt. Obwohl … Das Objekt reflektierte nicht wie Eis oder irgendein anderes ihm bekanntes Material.
Wenn wir den Crawler doch nur mit besseren Instrumenten ausgestattet hätten.
Gerald schob die Brille hoch und rieb sich den Nasenrücken. Man sollte meinen, dass sich ein Astronaut an Hightech-Bildübermittlung gewöhnte. Es machte einen großen Teil dessen aus, womit er sich den Lebensunterhalt verdiente. Aber für seinen älter werdenden Körper schien es manchmal zu viel zu sein.
Wenn wir doch nur mit besseren Organen ausgestattet wären! Sollten wir nicht vor dem fünfzigsten Geburtstag leistungsfähige Bio-Upgrades bekommen? Warum bleibt diese Zukunft immer … Zukunft?
Er blinzelte, drehte den Kopf und suchte nach einem fernen Objekt für seine Augen – die beste Therapie für einen KI-gestörten Blick. In dem kleinen Raum bot sich nur das schmale Fenster mit der Erde dahinter an. Die Wolkenmuster ähnelten einer großen Hand, die sich auf Texas gelegt hatte, bis hin zum überfluteten Galveston. Der Golf zeigte von Wolkenschleiern unbeeinträchtigte schimmernde Blautöne.
Gerald blinzelte erneut, als mehrere glitzernde Flecken erschienen, wie kleine Flammen, die sich voneinander entfernten, als sie Richtung Karibische See fielen. Meteoriten. Oder abstürzender Raumschrott. Vielleicht etwas, das er letzte Woche zur Erde geschickt hatte, bevor er so risikofreudig gewesen war, aus einem Bauchgefühl heraus den Strang umzufunktionieren und damit seinen Job aufs Spiel zu setzen.
An die Arbeit. Gerald schob sich die Brille wieder vor die Augen, und sofort umgab ihn sensorischer Input, wie eine Plasmawolke beim Wiedereintritt in die Atmosphäre. Akana hatte ihn gewarnt: Er sollte mit dem Roboter vorsichtig umgehen und sicheren Abstand damit wahren, für den Fall, dass sich das Objekt als alter Treibstofftank oder etwas anderes Explosives erwies. » Damit herumzupfuschen könnte die beste Möglichkeit sein, sowohl das Strangende als auch den Crawler zu verlieren «, lauteten ihre mahnenden Worte.
Aber Gerald war sicher, dass ihn keine derartigen Probleme erwarteten. »Ich orte kein erhöhtes Niveau an flüchtigen Substanzen in der Nähe; ein Treibstofftank oder Oxidator kommt also nicht infrage. Außerdem ist es zu klein.« Das Artefakt – wenn es ein Objekt menschlichen Ursprungs war – war länglich und schien nicht größer als ein Basketball zu sein. Was durchaus zu einem Scheißezapfen gepasst hätte. Aber Wassereis gab durch direkte Sublimation etwas Gas ab.
Jedenfalls, das Etwas zeigte Farben von einer Art, wie Gerald sie nie zuvor gesehen hatte.
»Aus dieser Entfernung finde ich nicht mehr heraus.« Er seufzte. »Wahrscheinlich werde ich ohnehin entlassen. Also kann ich mir das verdammte Ding auch aus der Nähe ansehen.«
Gerald wies den kleinen Roboter an, weiter in Richtung Strangende zu kriechen und den Scheinwerfer erst auf die eine und dann die andere Seite zu richten. Dabei war ihm klar, dass Akana jederzeit anrufen und ihn zurückpfeifen konnte.
Hachi schnatterte besorgt und kletterte auf Geralds Schulter.
Keine erkennbaren elektrischen oder magnetischen Felder. Und doch scheint das Objekt auf Veränderungen der Lichtstärke zu reagieren. Und es ist nicht nur ein Reflexionseffekt. Da! Die Stelle glänzte mehr als eine Sekunde, nachdem das Scheinwerferlicht darüber hinweggestrichen war! Offenbar verändert sich nach und nach der Reflexionsgrad der Oberfläche.
Und diese Veränderung war nicht einheitlich, wirkte sich lokal unterschiedlich aus. Einige Stellen der Oberfläche absorbierten mehr Licht als andere, und es bildeten sich Muster. Gerald wiederholte die visuellen Untersuchungen, um sicher zu sein, dass er sich diesen Effekt nicht nur einbildete. Die Muster existierten tatsächlich.
Hoffentlich achtet Akana nicht nur auf meinen lockeren Umgang mit ihren Anweisungen, sondern auch und vor allem auf diese Daten , dachte er.
Er schickte dem Roboter einen weiteren Befehl: Der Crawler sollte die verbliebene Distanz um die Hälfte verkürzen. Kurz darauf untersuchten Scheinwerfer und Kamera Details des Objekts. Zumindest des sichtbaren Teils. Mehr als die Hälfte blieb unter dem Greifer des Strangs verborgen. Gerald richtete die Aufmerksamkeit des Roboters auf die Teile des Gegenstands, die vom
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