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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Kristallen, die Aufmerksamkeit erregen wollten?«
    »Ja, aber die meisten befinden sich in solcher Tiefe, dass wir sie nicht bergen können. Zwanzig Exemplare werden gerade gereinigt. Andere sind im Besitz von Nationen oder privaten Sammlern, die sie nicht hergeben wollten, trotz der Resolution 2525. Der Weltgerichtshof wird auf Jahre hinaus zu tun haben. Und vermutlich werden wir nie von Fragmenten erfahren, die diskret ausgegraben wurden und dann direkt in geheime Laboratorien wanderten.«
    Lacey behielt einen verdrießlichen Gedanken für sich.
    Das ist vielleicht auch gut so, wenn man bedenkt, dass Rupert und Tenskwatawa ihren »Weisheitsrat« einrichten und an allen Fäden ziehen, damit sie hier die Kontrolle bekommen. Wenn ihnen das gelingt, und die KI-Modelle gehen davon aus … Dann könnten die Objekte aus dem All weggeschlossen und Weltraummissionen gecancelt werden. Wegen der »öffentlichen Sicherheit«. Dann bleiben nur noch wenige Bruchstücke übrig, die sie nicht in die Hand bekommen.
    Lacey erhielt von der Klade der Zillionäre keine Berichte mehr, und ihr Spion bei den Glaucus-Worthingtons hatte sich seit Tagen nicht gemeldet. Offenbar ließ es sich nicht länger vermeiden – dies war ihre lang erwartete Verbannung aus der Oligarchie. Lacey bedauerte es kaum, empfand es aber auch nicht als besonders angenehm, plötzlich einer von zehn Milliarden Normalbürgern zu sein.
    Sie suchte Trost in einem grimmigen Gedanken. Ein Krieg gegen die Wissenschaft konnte in beide Richtungen gehen.
    Wagen sie es, ihren intellektuellen Mietlingen zu trauen, die plötzlich ihre Loyali tät dem Fünften, Neunten oder Zehnten Stand gegenüber erklären könnten? Sicher, die derzeitige Situation begünstigt den aristokratischen Putsch. Aber es könnte schlecht für sie laufen, wenn etwas von ihren Plänen hinter den Kulissen durchsickert. Oder wenn ein neuer Faktor die in der Öffentlichkeit weit verbreitete Furcht mindert und durch Zuversicht oder Faszination ersetzt.
    »Haben einige der Objekte auf die Stimulationen reagiert?«, fragte ein Sim-Techniker aus Xian.
    »Sie reagieren alle darauf, in gewisser Weise. Hier ist ein komplettes Archiv der bisherigen Reaktionen.« Der blonde hawaiianische Anthropologe bewegte die Hand so, als hielte sie etwas. Lacey senkte die KI-Klappen der Brille, sah einen leuchtenden Virt-Würfel und klickte eine Kopie zu ihrem Chefanalytiker.
    »Wir finden also das eine oder andere heraus, auch wenn die Kristallfragmente nicht sprechen können?«
    »Ja, Madam Donaldson-Sander. Inzwischen haben wir einige Petabyte an Holo-Bildern. Die meisten leider von schlechter Qualität und ohne Kon text. Teile von Sternbildern. Unvollständige Planeten. Und verschwommene Wesen, an Land, in der Luft und im Wasser. Einige von ihnen scheinen Roboter zu sein.«
    »Haben Sie die Herkunft zurückverfolgt?«, fragte ein Repräsentant des Mormonenbunds.
    »Wir glauben, elf unterschiedliche Familien von Botschaftersonden identifiziert zu haben, jede von ihnen mit eigenen Gruppen von Geschöpfen. Hinzu kommen einige Überlappungen.«
    »Überlappungen?«
    »Spezies, die in mehr als einer Herkunftsgruppe erscheinen.«
    »Die in mehr als einer … Aber das bedeutet, dass manche Völker dort draußen mehrere Arten von Botschaftersonden auf die Reise schickten. Ich dachte, die eifersüchtigen Gesandten würden das Zielvolk dazu bringen, nur eine Virus-Meme zu duplizieren. Aber einige der organischen …« Lacey schluckte, erstaunt davon, welche Wirkung eine Abstraktion auf sie ausübte. »Einige Zielspezies scheinen letztendlich eine gewisse Kontrolle über ihr Schicksal behalten zu haben.«
    »Dennoch, es gibt hier nichts, das der ursprünglichen Geschichte des Artefakts widerspräche.«
    Flannery deutete durch den Raum auf das Objekt, das sich unter einem dicken schwarzen Tuch abzeichnete. Der neue Weisheitsrat hatte jeden Download untersagt. Nur eine Atempause, so hieß es, damit sich die Welt beruhigte. Oh, sicher.
    Lacey dankte Dr. Flannery und den anderen, denen sie Fragen gestellt hatte. Ihr blieben einige Minuten, bis sich ihre Analytiker meldeten und zusammenfassten, was hinsichtlich der überall auf der Erde ausgegrabenen Kristallfragmente herausgefunden worden war. Von solchen Bruchstücken erwartete sie keine Wunder, keine Erkenntnisse, mit denen sich die Lage auf der Erde verändern ließ.
    Es wimmelte überall von Lügnern und Leuten, die sich selbst etwas vormachten. Das wusste Lacey, und deshalb hatte

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