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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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beobachtet? Es ist einer der Gründe, weshalb dieses Schiff hierher kam, den ganzen weiten Weg am Mars vorbei.«
    Gestalte das Gespräch konkret, aber unpersönlich. Strahle ruhige Freundlichkeit aus. Und danke dem Großen Geist dafür, dass unsere Schiffsquoten noch immer klein sind. Nur zwei Neanders, zwei Autisten und fünf Metallleute für diese Reise.
    Was kommt als Nächstes? Werden sie verlangen, auch Delfine und Affen mitzunehmen? Genmodifizierte Menschen mit Flügeln und Fuß-Händen? Es ist keine intelligente Zivilisation, sondern eine Menagerie!
    Oder eine Arche.
    Im Unterschied zu einigen anderen Autis wies Hirams auffallend schmales Gesicht keine Ähnlichkeit mit dem Neandertaler-Mädchen auf.
    »Du und Ika … habt ihr gekämpft ?«, fragte Hiram.
    Ika lachte – ein helles, glockenartiges Geräusch, das in Gerald immer Vorstellungen von schneebedeckten Wäldern und Schluchten weckte.
    »Wir haben nur gespielt, Hiram!«
    »Aber ihr …«
    »Ich mach dir einen Vorschlag. Wenn du versprichst, mir zu glauben und dich zu entspannen, bezahle ich ein Bestechungsgeld beim nächsten Immersionsspiel.«
    Die großen Augen wurden kleiner. » Was bezahlst du mir?«
    »Drei Mastodon-Stoßzähne.«
    Der junge Auti grinste berechnend.
    »Drei grüne . Vier Meter und zwölf Zentimeter lang, unten fast gerade und mit einer kürzer werdenden Wölbung, die mit einem Radius von einem Meter an der Spitze endet, und einem nach innen gerichteten Korkenzieher mit dreißig Grad pro Meter. Einer von ihnen nach links gedreht, die beiden anderen nach rechts.«
    »Was? Von wegen!«, rief Ika. »Wen kümmert’s , ob du dich entspannst oder nicht, du raumfahrender Spinner! Von mir aus kannst du den Atem anhalten und einen verdammten Anfall kriegen!«
    Nein, nein, bitte nicht. Gerald wäre fast vorgetreten, um einzugreifen. Hiram war ein nützliches Besatzungsmitglied – niemand verstand es so gut wie er, die Holokristall-Fragmente zu entschlüsseln, die die Ibn Battuta immer wieder im nahen All fand. Allerdings hatte dies einen Preis. Ihm war ein großer Teil der emotionalen Fragilität zu eigen, die seinen Teil der Menschheit über Jahrtausende hinweg belastet hatte. Spezialisten auf der Erde versuchten noch immer herauszufinden, wie man das Beste von beidem bekam, wie man Savant-Eigenschaften ohne die Nachteile wecken konnte, die oft damit einhergingen.
    Aber Gerald hätte sich keine Sorgen machen müssen. Ikas Volk stand in einer besonderen Beziehung zu Autis, die es offenbar in vielen Stämmen des eiszeitlichen Europas gegeben hatte. Anstatt ängstlich vor Ika zurückzuweichen, lächelte Hiram.
    »Na schön. Dann eben orangefarbene. Willst du dem Cap’n zeigen, was kein Cobbly ist?«
    Gerald blinzelte angesichts des plötzlichen Themawechsels.
    Was … kein Cobbly … ist . Dann erinnerte er sich. Oh, ja. Die mythischen Entitäten, an die Neandertaler und Autis glauben.
    »Ich weiß nicht, Homosaps können so schrecklich engstirnig sein.« Ika neigte den Kopf und richtete einen skeptischen Blick auf Gerald. Dann erhellte sich ihre Miene plötzlich. »Andererseits, er ist Cap’n Gerry …«
    Es schien angemessen zu sein und sogar von ihm erwartet zu werden, dass er derartige kindliche Zeitverschwendung mit einem Seufzen quittierte. Doch um ganz ehrlich zu sein: Er hatte durchaus einige Minuten übrig.
    »Würdet ihr beiden bitte zur Sache kommen?«
    »Na schön.« Ika streckte die rechte Hand aus, mit der Innenfläche nach oben. »Wenn ich um deine Aufmerksamkeit bitten darf.«
    Mit einer subvokalen Anweisung veränderte Gerald die Realitätswahrnehmung. Innerhalb seines Blickfelds nahm ein schmaler Zylinder über Ikas Hand Gestalt an und schrumpfte zu einem Kontrollinstrument in der Art eines weißen Dirigentenstabs.
    Als das Mädchen nach dem virtuellen Objekt griff, dachte Gerald: Es ähnelt auch einem Zauberstab .
    Oh, oh.
    Ikas Wahrnehmung verschmolz mit Geralds, und er spürte auch Hirams Präsenz. Ihre Generation hielt dies für selbstverständlich; die ersten Erfahrungen damit sammelten sie bereits als Dreijährige. Aber für Gerald war das alles neumodisch und auch unheimlich.
    Ika ergriff den Stab allein mit der Sicht, ohne die Hilfe von Feedback- Handschuhen, die ihr ein Tastgefühl vermittelten. Sie winkte damit, schwenk te den Stab im Kreis, richtete ihn dann plötzlich in den Korridor und rief:
    » Expecto simakus cliffordiam!«
    Gerald versuchte, nicht die Augen zu verdrehen oder Ikas Beschwörung auf andere

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