Existenz

repräsentierten, in wenigen Sekunden würden sie ihre ID haben, Glaubensbrüder zu einem Smartmob herbeirufen und herauszufinden versuchen, was sie hier machte.
    He, je mehr Zuschauer, desto besser, dachte Tor und ging die Treppe hoch. Die Leute im Innern des Gebäudes wussten natürlich über sie Bescheid, und die Tür öffnete sich, noch bevor sie die letzte Stufe hinter sich gebracht hatte.

Entropie
    Wie wäre es mit Unheil aus dem All? Es ist allgemein bekannt, dass ein großer Brocken aus dem Weltraum vor fünfundsechzig Millionen Jahren die Halbinsel Yucatan traf und die Dinosaurier auslöschte. 2024 beendete die Donaldson Sentinel Survey die Katalogisierung aller Asteroiden, die groß genug sind, eine ähnliche Katastrophe herbeizuführen. Zum ersten Mal konnten wir eine Bedrohung unserer Existenz von der Gefahrenliste streichen.
    Es bleiben Kometen, von denen es in der fernen Oortschen Wolke nur so wimmelt und die erst dann zu erkennen sind, wenn etwas ihre Bahn stört und sie in unsere Richtung fallen lässt. Was passieren könnte, wenn die Sonne auf ihrer Bahn durch einen dichten Spiralarm fliegt. Wir sind überfällig. Aber heben wir uns das für später auf.
    Was ist mit kleinen Meteoriten? 1905 soll angeblich einer über Sibirien explodiert sein, und 536 hat ein kleiner Brocken ein Jahr ohne Sommer verursacht. Heute könnte eine derartige »begrenzte Katastrophe« hundert Millionen Menschen töten, aber die Zivilisation würde überleben – wenn die pilzförmige Wolke nicht dazu führt, dass nervöse Finger auf bestimmte Knöpfe drücken. Also gut. Die von Asteroiden ausgehende Gefahr ist nicht ganz so groß wie zunächst angenommen.
    Vorausgesetzt, die großen Brocken werden in Ruhe gelassen! Aber angenommen, jemand gibt einem anderthalb Kilometer großen Asteroiden absichtlich einen Stoß in Richtung Erde. Heutzutage fliegt niemand mehr so weit hinaus, doch einige Staaten schicken noch immer Robotersonden. Und sowohl China als auch die EU reden von der Wiederaufnahme bemannter Missionen, denn die Zheng-He-Tragödie gerät allmählich in Vergessenheit.
    Angenommen, wir erlangen genug Vertrauen zurück und verlassen erneut diesen bedrohten Planeten. Wunderbar! Man lege die Eier in mehr als nur einen Korb. Trotzdem, lasst uns dort draußen vorsichtig sein. Und uns gegenseitig im Auge behalten.
    Das Füllhorn der Pandora

Küstenheime 10
    »Bu yao! Bu yao!«
    Der Rückgewinnungshändler Xin Pu Shi stand im Bug seines Bootes, winkte mit beiden Händen vor dem Gesicht und rief: Auf keinen Fall, das will ich nicht! – und zwar auf Putonghua, statt den lokalen Schanghai-Dialekt zu benutzen. Er richtete einen verdrießlichen Blick auf das Bergungsgut, das ihm Peng Xiang Bin anbot: korrodierte Kupferrohre, salzverkrustete Jalousien, zwei kleine Aktenschränke und außerdem einen Netzbeutel mit Krimskrams aus Metall. Alles baumelte an einer primitiven Winde vor Bins Küstenheim, einer früheren Strandvilla, jetzt vom steigenden Wasser der Huangpu-Mündung umspült.
    Peng Xiang Bin versuchte, den Netzbeutel hinabzulassen, aber der grauhaarige alte Händler stieß ihn mit einer Stange fort. »Ich will das Zeug nicht! Spar es dir für den Müllkahn auf. Oder schmeiß es ins Meer zurück.«
    »Du weißt, dass ich das nicht kann«, klagte Bin und drückte die schwieligen Sohlen seiner Füße an die Pfähle, die sein Heim über Wasser hielten. Er zog an der Winde, und der Beutel schwang zu Shi zurück. »Die Kameraboje dort drüben … Sie weiß, dass ich neunzig Kilo geborgen habe. Wenn ich sie ins Meer zurückwerfe, muss ich mit einem Bußgeld rechnen!«
    »Schrei’s in den Nordwind«, sagte der Händler, machte erneut von der Stange Gebrauch und stieß sich damit von der alten, halb überschwemmten Villa ab. Sein Flachbodenboot drehte sich, während Aale am moosbedeckten Rumpf knabberten. »Gib mir Bescheid, wenn du was Brauchbares findest!«
    »Aber …«
    »Ich mach dir einen Vorschlag«, fügte Shi hinzu. »Ich nehme dir den Piss beutel ab. Die Preise für Phosphor steigen wieder.« Er hob einen Kreditzettel mit geringem Nennwert. Peng Xiang Bin nahm ihn, warf den gut gefüllten schwarzen Verdampferbeutel und hoffte, dass er platzte und dass konzentrierter Urin ins Gesicht des Alten spritzte. Doch leider hielt die Membran.
    Bin beobachtete hilflos, wie Shi ein scharfes Wort hervorstieß und damit den Motor des Dorys startete. Sprachsteuerung mochte in der Stadt altmodisch sein, aber hier draußen konnte man