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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Hauses überdauern.
    »Nun, Ehemann?«, fragte Mei Ling. Ein leises Wimmern und dann lautes Weinen wies darauf hin, dass das Baby erwacht war.
    »Am Donnerstag kommt der Müllkahn des Bezirks hierher«, sagte Bin.
    »Er bezahlt für Dung «, erwiderte Mei Ling und hob den kleinen Xiao-En hoch. »Sollen wir von Fisch und Salz leben?«
    »Andere Leute sind schlimmer dran«, brummte Bin und sah durch ein Loch im Dach. Sein Blick ging vorbei an einem stilvollen großen Badezimmer, strich über ein kurzes Stück kahlen Fliesenboden und erreichte die feuchte Wandtäfelung eines prächtigen Esszimmers. Alle wirklich wertvollen Dinge hatten die ursprünglichen Eigentümer bei der Evakuierung mitgenommen, und das beste Bergungsgut war während des ersten Jahrs der Überflutung geborgen worden. Eine langsame Katastrophe, die für spätere Plünderer wie Peng Xiang Bin kaum etwas übrig ließ.
    »Ja«, sagte Mei Ling und lachte humorlos. »Und dein Anspruch erlischt in sechs Monaten. Entweder wiederaufbauen oder ausräumen, erinnerst du dich?«
    »Ich erinnere mich.«
    »Möchtest du wieder in einer geriatrischen Abteilung schuften, Sabber wegwischen und die Windeln kleiner Kaiser wechseln? Möchtest du Arbeit leisten, die sich für Roboter nicht eignet?«
    »Es gibt Bauernhöfe, im Hochland.«
    »Dort nimmt man nur Flüchtlinge auf, deren Vorfahren einmal dort gelebt haben. Aber unsere Familien sind städtisch, seit zwei Revolutionen. Rotgardisten, Bürokraten und Angestellte. Wir haben keine ländlichen Wurzeln!«
    Bin schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf, hielt den Blick dabei gesenkt. Darüber haben wir schon oft gesprochen. Aber Mei Ling fuhr fort: »Diesmal finden wir vielleicht nicht einmal Arbeit in der Geriatrie. Man würde dich in eine der Baugruppen stecken – vielleicht würdest du in einem Grab unter der Neuen Großen Mauer enden. Was soll dann aus uns werden?«
    Er sah zur gewaltigen Barriere, die die glitzernden Türme des Xidong-Distrikts vor einem besonders unerbittlichen Angreifer schützte, dem schlimmsten Feind, der China je bedroht hatte.
    »Ich bringe das Bergungsgut zur Stadt«, sagte er.
    »Was?«
    »An Land bekomme ich einen besseren Preis dafür. Auch für unseren Extrafang. Außerdem brauchen wir einige Dinge.«
    »Ja, zum Beispiel Bier«, sagte Mei Ling säuerlich. Aber sie versuchte nicht, es ihm auszureden oder darauf hinzuweisen, dass die Reise gefährlich war. Das macht schwindende Hoffnung mit einer Beziehung, dachte er.
    Einige Sekunden lang sahen sie sich schweigend an, und dann verschwand Mei Ling wieder nach unten. Wenigstens hörte das Baby auf zu weinen. Und doch … Peng Xiang Bin zögerte, bevor er nach unten ging. Er stellte sich sein Kind – seinen Sohn – gern an ihrer Brust vor. Mei Ling war arm und schlecht gebildet, und ihr Gesicht trug die Narben eines Malheurs aus der Kindheit, aber sie war eine gesunde junge Frau in einer Generation mit zu vielen alleinstehenden Männern. Und sie war fruchtbar.
    Sie ist es, die die Wahl hat, dachte er missmutig. Die Adoptionshändler gäben ihr einen Job in einer Fabrik, zusätzlich zur Arbeit ihrer Gebärmutter. Der kleine Xiao-En würde einen guten Preis erzielen und vielleicht bei einer wohlhabenden Familie aufwachsen, mit Bildung, Implantaten und vielleicht …
    Er verscheuchte den Gedanken mit einem Fluch. Nein! Sie kam mit mir hierher, weil sie an unseren Traum glaubt. Ich finde einen Weg.
    Bin benutzte das große Treppenhaus der Villa als Anlegestelle und improvisierte ein Floß aus einem großen Styroporwürfel, den er in ein Frachtnetz hüllte und an dem er mit Gardinenschnur mehrere alte Surfbretter befestigte. Bevor er das Bergungsgut holte, tauchte er zu den Fallen und Angelleinen, die das Haus umgaben. Die schrägen, vom Wasser durchweichten Wände, von Algen und Muscheln bedeckt, waren ihm längst vertraut. Diesmal sah der Fang ganz gut aus und war sogar zum größten Teil legal, unter anderem ein großer roter Hummer und ein dicker, zorniger Lippfisch. Das Glück hatte sie also nicht ganz und gar verlassen.
    Widerstrebend befreite er eine Jiaoxi-Krabbe und ließ sie ziehen. Man konnte nie ausschließen, dass sich eine Unterwasserkamera in der Nähe befand, getarnt vielleicht als ein Stück Treibgut. Bin hoffte, dass niemand den verbotenen Stachelkopf entdeckt hatte, der tot und gleichgültig hinten in einem Treibnetz steckte. Er nahm sich etwas mehr Zeit, tauchte tiefer und versteckte den Fisch unter einem

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