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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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hatten, für das bedeutungslose Geschnatter von Kranken. Hiram nahm eine Menge an Input auf, die Gerald – und die meisten Computer – überfordert hätte.
    Ein kleines Team, aber imstande, für viele zu handeln. Sie hatten diesen Einsatz in der irdischen Umlaufbahn geübt, und dann noch einmal vor einigen Schichten, vor dem Kampf gegen den FGKN. Jetzt war es an der Zeit, Operation Sonde einzuleiten.
    Gerald nahm einen Schlüssel von der Kette an seinem Hals, tastete unter der nahen Konsole und öffnete ein dort verborgenes Schloss. Gleichzeitig schickte er einen bestimmten Code an den Schiffskern. Ein dumpfes Grollen folgte.
    Durch eines der großen Beobachtungsfenster sah er, wie sich an der Seite der Ibn Battuta langsam ein Saum öffnete, von dessen Existenz kaum jemand wusste. Zwei Platten schoben sich auseinander, wie bei einem alten Bombenflugzeug, das sich anschickte, seine tödliche Fracht abzuwerfen. Vier Metallrohre kamen zum Vorschein, keines von ihnen viel größer als ein hochgewachsener Mann.
    Es kann keine weltbewegende Sache sein, denn sonst hätten die Erbsenzähler Verdacht geschöpft. Irgendwie können wir das plötzliche Fehlen von einigen Hundert Kilo erklären. Zum Beispiel über Bord geworfener Müll. Die Buchführung ist bereits arrangiert.
    Nacheinander schoben sich die seit dem Start von der Erde verborgenen Metallrohre nach vorn, und es wurde hell in ihnen, als Ikas linker Fuß die Anweisung gab – kleine Raketen sprangen ins All. Die dünnen Zylinder hatten keinen weiten Weg vor sich, nur einige Dutzend Kilometer. Gerald beobachtete, wie sie rasch in Richtung Big Eye verschwanden.
    Also gut, jetzt bin ich dran.
    Mit einem Zahnklicken und mehreren subvokalen Befehlen ließ er die reale Welt verblassen. Vierundsechzig kleine Darstellungsfenster erschienen in seiner Wahrnehmung, jedes von ihnen mit einem kleinen menschlichen Gesicht gefüllt.
    Die Expeditionskommandanten.
    »Sie sind alle wach, wie ich sehe«, murmelte er leise. »Jeder von Ihnen sollte in weniger als einer Stunde bereit sein. Gibt es irgendwelche Probleme zu berichten?«
    Die meisten Gesichter schüttelten einfach nur den Kopf oder antworteten per Kurzcode mit »Negativ«. Einige wenige waren wortreicher.
    »Keine Schwierigkeiten, Commodore Livingstone.«
    »Systeme und Eifer im grünen Bereich, Gerald.«
    »Alles bestens, Sahib!«
    »Ikimasho. Es kann losgehen.«
    »Cooyah, dies ist ein Superduper-Schiff. Ein großes Daumen-hoch für alle Brüder! Viel Glück und gute Zeiten.«
    Die letzten Worte kamen von einem dunklen Gesicht, dessen Haar aus Schlangen zu bestehen schien. Gerald erlaubte sich ein kurzes amüsiertes Lächeln. Dieser spezielle Captain sah zwar ein wenig seltsam aus, aber er hatte volles Vertrauen zu ihm, wie auch zu allen anderen. Nach einem langen Auswahlverfahren hatte man beschlossen, diese Persönlichkeiten wegen ihrer individuellen Eigenschaften zu duplizieren. Dazu gehörten Zuverlässigkeit und grenzenlose Neugier.
    »Na schön. Die Trägerraketen werden Sie nacheinander freisetzen und dabei jeweils den Kurs ändern. Entfalten Sie zum vorgesehenen Zeitpunkt die Segel.«
    Es war nicht notwendig, darauf hinzuweisen. Aber Gerald hielt es für besser, an einem gewissen Ritual festzuhalten und diese Duplikate bis zum Schluss wie echte Personen zu behandeln. Ob real oder nicht, es waren tapfere Seelen.
    »Viel Glück. Und im Namen der Nachwelt danke ich Ihnen allen.«
    Diesmal gaben alle vierundsechzig Antwort.
    »Bon chance, toutes amis!«
    »Alles Gute und Weidmannsheil.«
    »Es mag nicht für die Ewigkeit sein, Druschba, aber alles ist besser als Sibirien.«
    »Habt eine gute Reise, Genossen!«
    Und so weiter. Vierundsechzig Stimmen wünschten den anderen alles Gute und schalteten dann ab. Es würden Jahre vergehen, bevor sie sich wieder meldeten.
    Hiram stöhnte und zuckte ein wenig. Ika antwortete mit korrigierendem Wackeln von Fingern und Zehen. »Schon gut, schon gut, ich passe Schubvektor bei Nummer vier an. Es ist alles in Ordnung. Träger zwei übergibt das erste Paket dem All … jetzt!«
    Die kleinen Raketen befanden sich bereits außer Sichtweite und wurden nur dann erkennbar, wenn sie für Kurskorrekturen das Triebwerk zündeten. Das kurze Aufflackern und die Daten, die durch Geralds Wahrnehmung scrollten, wiesen darauf hin, dass die erste Rakete zu einem Bereich »über« und hinter dem Donaldson-Chang-Array unterwegs war. Die zweite weiter »unten« flog an den Blütenblätter-Spiegeln

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