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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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vorbei. Nummer drei und vier wandten sich nach links und rechts und veränderten nach dem Ausschleusen einer Kapsel jedes Mal den Kurs.
    Gerald sah es eingeblendet als grafische Darstellung: vier Bündel aus jeweils sechzehn Strahlen, wie Löwenzahnsamen, allerdings mit dem Unterschied, dass alle vierundsechzig kleinen Pakete in Relation zu dem großen Teleskop nach »vorn« strebten, auf den Rand des Sonnensystems zu.
    Es wurde Zeit zu fragen: »Sind wir aufgeladen?«
    Jenny Peng hatte die exotische Hunan-Schönheit ihrer Mutter und das leichte Sichuan-Lächeln ihres Vaters. Gerald erinnerte sich voller Zuneigung daran, wie Peng Xiang Bin während der ersten Wochen der Großen Debatte auf diese Weise gelächelt hatte und mit allem gut zurechtgekommen war, damals als das Schicksal der Welt von der Konfrontation zwischen seinem »Weltstein« und Geralds Havanna-Artefakt abhängig gewesen war. Es war eine schwierige Zeit gewesen, als der Kurier der Vorsicht und die simulierten Wesen im anderen Kristall miteinander gestritten und gegenseitige Vorwürfe erhoben hatten, anstatt zu kooperieren. Erst später waren sie bereit gewesen, die Fragen der Menschheit ausführlich zu beantworten.
    Bei jedem Rückschlag hatte Bin genickt und die Schultern gezuckt, wie überzeugt davon, dass sich letztendlich alles zum Guten wenden würde. Als ob sich die Top-Wissenschaftler und Brahmanen-Gelehrten, mit denen er zusammenarbeitete, zu viele Sorgen machten. Was? , schien sein Lächeln zu fragen, insbesondere als er wieder mit seiner Familie zusammen war. Ihr haltet dies für gefährlich und schwer?
    Und Bin behielt immer recht. Vor allem als Gerald, Emily und Akana mit weiteren intakten Kapseln von ihrer ersten Expedition zurückkehrten. Als die Wesen in ihnen gezwungen waren, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu wetteifern, unterboten sie sich gegenseitig und sagten sogar die Wahrheit. Zumindest einen Teil davon.
    Jene Art von Zuversicht strahlte Jenny jetzt aus. Ihr animierter Pinguin – ein altes Familienmotiv – hüpfte wie aufgeregt zwischen zwei Falten des Sweatshirts.
    »Aufgeladen und bereit, Sir. Das erste Ziel sollte die Zone in … neunzig Sekunden erreichen.«
    So bald?
    Während er älter wurde, schien sich die Zeit stoßweise zu bewegen. Oder vielleicht war es immer so gewesen und es fiel ihm jetzt nur stärker auf. Ein wenig verwundert stellte Gerald fest, dass seit der Öffnung der verborgenen Sektion mit den Startrohren fast eine Stunde vergangen war. Er zwang seinen Körper, sich zu entspannen, atmete ganz bewusst tief ein und aus.
    Wir sind kurz davor, den ersten Schritt zu tun. Folgen wir damit wirklich dem Verlauf eines Weges, den wir selbst gewählt haben? Ist es eine individuelle Lösung, wie Ben Flannery glaubt? Oder handelt es sich nur um eine Illusion, so groß wie jene, der sich das Volk des Kuriers hingab und die uns schließlich in die gleiche Richtung führt wie alle anderen infizierten Völker?
    Hiram stöhnte, aber es klang nicht unglücklich. »Die ersten Segel entfalten sich genau nach Plan«, übersetzte Ika und zuckte ein wenig, um Korrekturen vorzunehmen. »Jenny, du kannst in der vorbereiteten Sequenz feuern. Ich gebe dir Bescheid, wenn bestimmte Sonden mehr Zeit brauchen.«
    »Danke, Ika. Der erste Beschleunigungspuls erfolgt in fünf, vier, drei, zwei …«
    Als es geschah, war in der realen Welt nur ein schwaches Glimmen zu sehen, mit dem ein Photonensegel seine erste Mahlzeit empfing. Ein zehntausend Quadratmeter großer Film von der Dicke eines Atoms erhielt mehrere Gigawatt reinen kohärenten Lichts vom Big Eye, weniger konzentriert als der Waffenstrahl einige Tage zuvor, aber stark genug, um fünf Minuten lang Druck auf das Segel und seine kleine Nutzlast auszuüben – die erste Beschleunigung, der Beginn der Reise.
    Dieser Vorgang wird sich in den meisten Nächten wiederholen, bis die Ibn Battuta heimkehrt. Wir schieben die vierundsechzig Sonden immer wieder an, zehn Minuten hier, eine halbe Stunde dort, so viel wir können, ohne dass die Wissenschaft ler Verdacht schöpfen. Ohne dass die Erde etwas erfährt. Ohne dass die Raum-Viren erkennen, was wir tun. Sie sollen noch nichts davon erfahren.
    Wer sollte schon argwöhnisch werden? So beeindruckend das große Teleskop auch sein mochte: Der von ihm ausgehende Laserstrahl war um viele Größenordnungen zu schwach, um etwas wie das Havanna-Artefakt anzutreiben. Nach galaktischen Standards waren die Segel klein und primitiv, ihre

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