Existenz
monotoner Stimme. Mit stelzenartigen Beinen wanderte er durch die Trümmer und achtete darauf, möglichst wenig zu verändern. Er drehte sich, und plötzlich wurde es hell.
Auf der anderen Seite des staubigen Raums befanden sich leicht erkennbare Objekte. Tische und Stühle , aus dem Felsgestein gehauen. Und zwischen ihnen lagen die Trophäen, die Tor gesucht hatte, und denen Gavin aus dem Weg gehen wollte.
Dutzende von kleinen Mumien.
Es handelte sich offenbar um Zweibeiner, und sie lagen dicht beieinander, als hätten sie versucht, sich hier, in dieser letzten Zuflucht, gegenseitig zu wärmen. Kaltes Vakuum hatte die Körper der außerirdischen Kolonisten erhalten, obgleich die insektenartigen Facettenaugen durch das Verschwinden der Feuchtigkeit eingefallen waren. Geschrumpfte Haut, trocken wie das All, gab den Geschöpfen ein starres Grinsen, das die Äonen verspottete.
Tor ging vorsichtig durch den Staub. »Sie hatten sogar Kinder«, seufzte sie. Mehrere größere dieser Wesen hatten sich um kleinere gerollt, um sie bis ganz zum Schluss zu beschützen.
»Sie müssen fast für die Kolonisierung bereit gewesen sein, als dies geschah«, sprach Tor für die Aufzeichnung. Ihre Worte sollten nicht nur die eigenen Gedanken in Bewegung halten, sondern ihrem Publikum auf der Erde einen Eindruck von diesem Moment vermitteln.
»Wir haben bereits festgestellt, dass die Habitatatmosphäre der irdischen Atmosphäre ähnelte. Wir können also davon ausgehen, dass unsere Welt ihr Ziel war. Zu einer Zeit, als unsere Vorfahren in etwa aussahen wie Eichhörnchen.«
Tor drehte sich langsam und zeichnete weitere Eindrücke auf.
»Diese Art von interstellarer Mission muss ungewöhnlich ehrgeizig und kompliziert gewesen sein, selbst für die großen Roboterschiffe der Frühzeit. Die Mission dieser ›Muttersonde‹ bestand nicht nur darin, zu erforschen und Kopien herzustellen. Sie sollte außerdem ihre Schöpfer wiedererschaffen , hier, in diesem fernen Sonnensystem. Sie sollte sie aufziehen und auf ein neues planetares Zuhause vorbereiten. Eine Lösung für das Problem interstellarer Kolonisierung durch organische Wesen.«
Tor versuchte, Abstand zu wahren, aber das fiel ihr sehr schwer, als sie an den kleinen Mumien vorbeitrat, die sich im letzten Moment ihres Lebens eng umklammert hatten und noch immer so dalagen, nach all den Jahrmillionen.
»Es muss eine Weile gedauert haben, so tief in diesen Asteroiden vorzu dringen, Hohlräume zu schaffen, Rohmaterial zu verarbeiten und Maschinen herzustellen, die ihrerseits Maschinen bauten, um auf der Grundlage des von der Muttersonde mitgebrachten genetischen Codes biologische Kolonisten zu erschaffen.
Vielleicht war die Muttersonde darauf programmiert, den Code zu verändern , um die Kolonisten an den Zielplaneten anzupassen. Solche Modifikationen hätten noch mehr Zeit in Anspruch genommen und …«
Tor unterbrach sich. »Lieber Himmel«, hauchte sie und starrte.
»O mein Gott.«
Das Licht ihrer Helmlampe erreichte eine Ecke des großen Raums, und dort lagen zwei weitere Mumien vor einer leeren Wand. In ihren schmalen, vakuumgetrockneten Händen sah Tor zwei staubige, elementare Metallwerkzeuge, die überall bekannt waren.
Hammer und Meißel.
Tor blinzelte, als sie bemerkte, was die beiden Wesen geschaffen hatten. Sie starrte noch etwas länger, räusperte sich dann und aktivierte mit einem Zahnklicken den Kommunikator.
»Gavin? Bist du wach?«
Nach einigen Sekunden bekam sie Antwort.
»Hmmm. Ja, Tor. Bin im Reiniger gewesen. Was ist los? Brauchst du Luft oder so? Du scheinst außer Atem zu sein.«
Tor versuchte ganz bewusst, sich zu beruhigen, die Reaktionen eines hoch entwickelten Affen zu unterdrücken, der weit, weit von zu Hause entfernt war.
»Äh, Gavin, ich glaube, du solltest besser hierher kommen. Ich … habe sie gefunden.«
»Du hast wen gefunden?«, murmelte er. Dann folgte ein Ausruf, als er verstand. »Die Kolonisten!«
»Ja. Und … noch etwas anderes.«
Diesmal gab es kaum eine Pause.
»Warte, Tor. Ich bin unterwegs.«
Sie stand an der gleichen Stelle, den Blick noch immer auf ihren Fund gerichtet, als er zehn Minuten später eintraf.
Der einsame Himmel
Beobachter-Herausforderung Nummer sieben
Angenommen ihr verfolgt unsere Radio- und Fernsehsendungen und auch unsere Kommunikation im Internet und antwortet nicht, weil es euch gefällt, im Hintergrund zu bleiben und zu beobachten.
Vielleicht haben unsere Anstrengungen, zu überleben und zu
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