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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Eindruck von Geräumigkeit zu maximieren. Als Bewohner konnte man sich einem beliebigen »fraktalen« Größenniveau anpassen. Je kleiner man wurde, desto mehr persönlichen Bewegungsspielraum bekam man, und umso mehr Freiheit, Dinge einfach geschehen zu lassen, indem man sie sich wünschte.
    Die Eierköpfe hatten warnend darauf hingewiesen (während der neunzigjährige Hamish bei den langweiligen Unterweisungen immer wieder einnickte), dass Entitäten in einer Kristallsonde »sterben« und die Möglichkeit eines zukünftigen Kontakts mit dem Universum verlieren konnten. Eine solche Gefahr bestand, wenn das simulierte Wesen auf der Leiter des Maßstabs immer tiefer kletterte und dabei in Sphären vorstieß, in denen Wünsche und Magie regierten und man so klein wurde, dass man für die anderen in der »realen« Welt keine Rolle mehr spielte.
    Bis eine neue Zivilisation damit beginnt, die Sonde auseinanderzunehmen. Oder versucht, nicht kontaminierte Versionen zu bauen. Dabei haben wir die Verborgenen entdeckt, tief unten in der atomaren Struktur des Alls, die dazu imstande sind, in der Tiefe zu erwachen und die virale Mission zu schützen.
    Kein Wunder, dass es Jahrzehnte gedauert hatte, das Heilmittel zu perfektionieren.
    »Lassen Sie mich Ihnen den Weg zeigen«, sagte das Älteste Überlebende Mitglied. »Versuchen Sie, mir zu folgen.« Und er brach auf … ohne sich zu bewegen, ohne Hamish zu verlassen.
    Äm wurde größer.
    Hamish hatte den größten Teil seines Lebens damit verbracht, in praktisch jedem Raum die größte Person zu sein, und er mochte es gar nicht, den Kopf in den Nacken legen und zu einem Riesen aufsehen zu müssen. Es verstärkte seine Motivation, die Absicht, es dem Außerirdischen gleichzutun. Wenn es hier doch nur eine Flasche mit der Aufschrift »Trink mich« gäbe. Irgendwo verbirgt sich ein Trick!
    Er konzentrierte sich darauf, sein Gefühl für den Maßstab zu verändern, um zu wachsen, und dabei stellte er fest: Das Geheimnis bestand eher im eigenen Blickwinkel, in der Erwartung, Dinge zu sehen, die er nicht beeinflussen konnte. Was durchaus einen Sinn ergibt, dachte Hamish, als die »Wolke« unter ihm schrumpfte und er ebenso groß wurde wie Äm. Wenn man klein ist, hat man die Macht, alles um sich herum zu verändern. Demzufolge bedeutet das Größerwerden, dass man immer weniger Einfluss auf die Umgebung ausüben kann.
    Er erkannte eine gewisse Logik darin. Winzige Wesen hatten viel subjektiven Platz um sich herum, um ihr ideales Heim zu errichten, für virtuelle Gesellschaft, Spiele und Ablenkungen, ohne die anderen offiziellen Bewohner des kristallenen Raumschiffes zu stören. Wenn man aber beschloss, groß genug zu werden, um mit den anderen Passagieren zu interagieren, so musste man die unangenehme Tatsache akzeptieren, die die meisten Menschen störte – als Kleinkinder und später in der Pubertät –, dass andere vielleicht nicht das Gleiche wollten wie man selbst.
    Trotzdem, dies ist eine seltsame Perspektive , dachte Hamish, als er nach unten sah und den Eindruck gewann, sich noch immer in einer großen Welt aus wolkenartigen Gebilden aufzuhalten. Doch als er den Blick hob, bemerkte er etwas weiter vorn eine Art dunkle Kuppel, recht weit entfernt und von einem sonderbaren Dunst verhüllt. Er folgte Äms Beispiel und ging der Kuppel entgegen, während er weiterhin wuchs.
    In diesem Maßstab fielen die Bewegungen nicht mehr so leicht. Hamishs Füße fühlten sich jetzt ein bisschen schwer an, und der »Boden« unter ihnen wie klebrig. Das Vorankommen war nicht direkt mühselig, erforderte aber eine gewisse Anstrengung, wie das Marschieren bei starkem Wind. Oder unter dem Einfluss von Schwerkraft.
    Schließlich konnte Hamish einige der anderen Gestalten erkennen, die ihm zuvor so fern und verschwommen erschienen waren. Zwei Menschen und ein Außerirdischer, der Ähnlichkeit mit einer Gottesanbeterin hatte, kamen aus dem Dunst und nickten ihm einen kurzen Gruß zu, als sie vorbeieilten, offenbar zu beschäftigt, um für ein Gespräch stehen zu bleiben. Es ärgerte Hamish ein wenig, aber er ging mit einem Achselzucken darüber hinweg.
    Einige Minuten später fiel ihm ein graublauer Delfin auf, der plötzlich aus den nahen Wolken kam. Mit einigen Schlägen seiner Schwanzflosse schwamm er näher, ebenso geschickt und mühelos, als bewegte er sich in seinem gewohnten Element. Er trug zwei Passagiere auf dem Rücken – sie hielten sich an seiner Rückenflosse fest. Hamish blinzelte

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