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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Gesandten-Kapseln sah zehn Millionen Exemplare vor, hieß es. So viele, wie angesichts des knappen Budgets – es entsprach dem BSP eines mittelgroßen Staates – hergestellt und mit einem großen Laserbeschleuniger in der Mondumlaufbahn auf die Reise geschickt werden konnten. Diese zehn Millionen waren natürlich nur die Vorhut von vielen mehr, die später folgen sollten, sobald die letzten politischen und gesellschaftlichen Widerstände überwunden waren – was unermüdliche Überzeugungsarbeit erforderte, voll beharrlichem Einfallsreichtum.
    Die Botschaft, die diese kleine Sonde – (im Innern wirkte sie so riesig!) – überbringen sollte, war all die Mühe wert, all die Kosten, Ressourcen und Opfer. Es war eine an jüngere Völker gerichtete vorsichtige Warnung, die auch Hoffnung bot.
    Hamish erinnerte sich an den Stolz und die große Ehre, zu den ersten Auserwählten zu gehören. Er hatte nicht nur die Möglichkeit bekommen, eine Version von sich selbst in Zehntausende von kleinen Kristallschiffen upzuloaden. Man hatte ihm sogar Gelegenheit gegeben, sich die ersten Sonden anzusehen, die aus der ersten automatischen Weltraumfabrik der Menschheit kamen.
    Die Erinnerung daran – wie er mit seinen gut neunzig Jahren und Schmerzen in den Kochen das zeremonielle Band durchgeschnitten hatte – war ganz frisch, als läge jenes Ereignis nur ein paar Tage zurück. Er erinnerte sich auch daran, dass ihm wenig später Elektroden angelegt worden waren und Stimmen versichert hatten, dass die Aufzeichnung von Persönlichkeit und Gedächtnis fast nie wehtat.
    Es hat also funktioniert.
    Ich bin skeptisch gewesen, tief in meinem Innern. Zwar ist die außerirdische Technik genau überprüft und mithilfe der irdischen Wissenschaft verändert und angepasst worden, aber ich habe daran gezweifelt, dass irgendeine Kopie von mir jemals in einer virtuellen Welt erwachen würde. Viele von uns haben befürchtet, dass die Bewohner der Kristalle nur gute Simulationen sein würden, robotische Automaten ohne ein echtes Eigenbewusstsein.
    Aber hier bin ich! Es hat ganz offensichtlich geklappt.
    Ihm fiel jetzt alles wieder ein. All die Jahre, die er damit verbracht hatte, einen neuen Zweig der Abkehrbewegung zu leiten, gegen einen obsolet gewordenen Propheten zu kämpfen und die Gruppe dann in eine andere Richtung zu führen. Nicht mehr als Werkzeug von Oligarchen, religiösen Troglodyten und griesgrämigen Nostalgikern. Er hatte sie stattdessen in eine aggressivere, technologisch verstärkte Macht verwandelt. In ein Bündnis, das aus Dutzenden und sogar Hunderten Millionen Menschen bestand, die Wissenschaft kontrolliert sehen wollten, von Weisheit überwacht.
    Gute Zeiten. Es hatte Spaß gemacht, die Schuld all den Eierköpfen und Möchtegern-Gottmachern zu geben, die glaubten, allein mit Indizien »beweisen« zu können, dass er falsch lag. Seine Fans waren in jedem Fall bereit, ihm zu glauben. Sie blieben ihm auch dann treu, als sich seine Geschichte vom »Schwindel« selbst als Schwindel herausstellte …
    Hamish runzelte die Stirn und erinnerte sich daran, dass ihn viele dieser Anhänger später beschimpft hatten, als er erneut den Kurs wechselte und ein kühnes technisches Projekt unterstützte, als er sich auf die Seite jener stellte – und es wurden immer mehr –, die für das Entsenden von Botschaftersonden waren.
    Neue Gründe, neue Argumente, neue Motive – das alles konnte zu neuen Zielen führen. So hatte er es damals erklärt, und daran glaubte er noch immer.
    Jedenfalls, Millionen hatten sich von ihm davon überzeugen lassen, dass das Universum uns braucht .
    Neugierig und nervös machte sich Hamish daran, seinen Körper zu überprüfen. Er bewegte Arme und Beine – sie fühlten sich stark an. Der Oberkörper, hoch und schmal wie immer, ließ sich problemlos drehen. Ob Simulation oder nicht … Dies bin ich. Und es ist ein besseres Ich als das des alten Mannes, den ich zurückgelassen habe.
    Andererseits … Wenn es Fehler oder Ungenauigkeiten gäbe … Würde ich es bemerken?, dachte ein kleiner Teil von ihm, der existenzielle Fragen stellte. Wäre ein virtuelles Geschöpf nicht darauf programmiert, mit seinem Selbst zufrieden zu sein?
    Und wenn schon.
    Hamish hatte sich oft mit Philosophie beschäftigt, allerdings vor allem in Zusammenhang mit seinen Geschichten. Er hatte sie als ein Werkzeug für den Plot benutzt, als eine Quelle für Aphorismen und die Schelte kluger Protagonisten. Mit ihrer Hilfe hatte er seine

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