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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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schweren, massiven Schrank aufzuschließen. Ein virtuelles Objekt, stabil und widerstandsfähig genug, sich nicht aufzulösen, wenn es in die Nähe der Barriere aus Kristall und Zeit gebracht wurde. Das Bild, das vor seinem inneren Auge entstand, zeigte ihm eine Art Hauptschlüssel, mit zylindrischem Schaft und einem einzelnen rechteckigen Zahn.
    Hamish spürte, wie sich an seinen Fingerspitzen Magie sammelte. Etwas geschah vor ihm. Er öffnete die Augen …
    … und sah ein Durcheinander. Seine Version eines »Schlüssels« – krumm, nur halb geformt – war mit einem anderen verbunden, der vage Ähnlichkeit mit einem Biomet-Tag aufwies, wie ihn Menschen auf der Erde für die eigene Identifizierung nutzten. Beide drängten sich um einen dritten »Schlüssel«, der aus Zahlen, Punkten und von Computern lesbaren Flecken bestand.
    Einer der Zuschauer kommentierte das Wirrwarr mit einem schallenden Lachen. Hamish konnte es ihm nicht verdenken.
    »Dies ist dumm«, sagte Profnoo. Hamish stellte fest, dass der Mann sein Aussehen verändert hatte. Er wirkte nun wie ein richtiger Professor: Tweedjacke, Rollkragenpulli, nicht ganz so wilde Dreadlocks. Er trug sogar eine Brille. Und sein affektierter Akzent war fast ganz verschwunden.
    »Ich glaube kaum, dass wir mit unseren Wünschen weiterkommen.«
    »Wenn wir es zuerst besprechen …«, schlug Lacey vor. »Wenn wir uns auf eine einzelne Metapher einigen und dann zusammen …«
    Hamish schüttelte den Kopf, obwohl es ihm ganz und gar nicht behagte, dem Professor beizupflichten.
    »Soll ich Ihnen sagen, was ich glaube? Ich wette meine nächsten Vorschüsse und Tantiemen, dass wir derzeit nichts weiter tun müssen. Unser Job ist erledigt. Wir mussten uns nur erinnern, zur gleichen Zeit, und das Wort gemeinsam aussprechen, damit …«
    Birdwoman kreischte!
    Hamish wirbelte herum und beobachtete, wie sie hüpfte und mit ihren schimmernden Flügeln schlug. Neben ihr hockte M’m por’lock auf allen vieren und fauchte; sein biberartiger Schwanz schlug auf den Boden.
    »Das solltet ihr euch besser ansehen!«
    Hamish und die anderen beugten sich vor oder knieten, um einen Blick in die Tiefe zu werfen. Weit unten bewegte sich etwas, ein im fraktalen Maßstab vielfach gefaltetes Objekt, das erstaunlich schnell aufstieg. Es glänzte und blitzte, war heller, als es etwas Virtuellem möglich sein sollte.
    Vermutlich wäre es selbst für eventuelle Beobachter außerhalb der Sonde sichtbar gewesen.
    Es muss aus den untersten Tiefen kommen, dachte Hamish. Und es steigt auf, seit wir alle das Wort »Schlüssel« ausgesprochen haben. Das Schlüssel-Wort. Dümmer kann ein Code kaum sein. Ich hätte mich nicht dazu herabgelassen, etwas so Banales in einem meiner Romane zu verwenden.
    Hamish war wie gelähmt, während er beobachtete, wie das Licht noch heller wurde, wie es an ihnen vorbeistrich und zum Heck ihres Kristall-Schiffes sprang, durch die Barriere, wie es an der braunen Wand des Frachtbehälters in einem bestimmten Rhythmus blinkte …
    Woraufhin sich der Behälter …
    … lautlos öffnete.

Reflexionen 95
    Risse bildeten sich in der braunen Außenfläche des Behälters, und er begann sich zu entfalten.
    »Kommt!«, rief Lacey. »Nach oben. Von dort haben wir eine bessere Sicht.«
    Sie trat von der Glasplatte und lief los, wuchs dem Himmel entgegen, wurde zu einer Riesin und dabei durchsichtig. Die anderen folgten ihr rasch, und Hamish – der erneut auf die Hilfe des Ältesten Überlebenden Mitglieds zurückgreifen konnte – musste sich beeilen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Wieder machte er von dem sonderbaren Trick Gebrauch und stellte sich Veränderungen in Postion und Maßstab vor, wuchs ebenfalls und fühlte dabei, wie er schwerer wurde und sich weiter oben ein zunehmender Widerstand bemerkbar machte.
    Ein Blick zurück zeigte ihm die weite Ebene, auf der sie sich versammelt hatten, zusammen mit den von ihren Wünschen geschaffenen Instrumenten und Werkzeugen, die jetzt wie kleine Spielzeuge aussahen und sich auflösten.
    »Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nach vorn, mein Freund«, sagte Äm. »Denken Sie sich nach oben und groß.«
    Die anderen hatten einen Vorsprung gewonnen – ihre Füße waren gigantisch, als Hamish zu ihnen aufzuholen versuchte. Er hatte immer schnell gelernt und verstand schon nach kurzer Zeit, worauf es ankam. Daraufhin gelang es ihm, seinen eigenen Maßstab dem von Emily, M’m por’lock, Singh und Birdwoman anzupassen. Was Letztere betraf …

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