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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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die unseren Stern umgibt, zweiundzwanzig bis dreißig Astronomische Einheiten entfernt. Nur bestimmte Arten von Strahlung laufen in dieser Zone zusammen. Nur Gravitonen und Neutrinos. Dennoch wurde eine Mission in diesen Bereich geschickt, und sechzig Sonden lieferten wertvolle Daten, darunter auch bahnbrechende Informationen über die Ursprünge des Sonnensystems.
    Jenes Experiment erzählte uns nichts über ferne Zivilisationen, und es gab auch keine Antworten auf unsere wichtigsten Fragen. Aber es erbrachte den Beweis für die Richtigkeit des Konzepts.
    Und es bestätigte, dass sich weit draußen ein ähnlicher Bereich befindet. Eine Schale, in der unsere Sonne eine andere Art von Strahlung fokussiert.
    Eine Strahlung, die man Licht nennt.

Anerkennung 99
    Lacey gewann eine immer deutlichere Vorstellung vom wundervollen Design des Großen Teleskops. Zehn Millionen kristallene Sonden, jede von ihnen mit einem auf die Sonne gerichteten hundert Kilometer durchmessenden Segel, jede von ihnen den »Blick« auf ferne Sterne und Planeten gerichtet, von der Gravitation der Sonne vergrößert. Ein dünner Ring, der eine große Kugel aus loderndem Feuer umgab.
    Die Scheiben dienen dazu, die Sonne abwechselnd abzudecken, wodurch das Licht ferner Objekte unseren großen Spiegel erreichen kann. Es sind schwierige Einstellungen, die immer wieder Korrekturen erfordern.
    Eine Gravitationslinse schuf keine klassischen Bilder, sondern undeutliche, verwaschene Überlappungen ferner Punkte, in einem Bereich, der von fünfhundert bis einige Tausend Astronomische Einheiten groß sein konnte.
    Wir behalten den Sonnenrand aus hundert verschiedenen Richtungen im Auge, während wir den Flug fortsetzen, wodurch sich die beobachtete Region verschiebt. Manche Bilder sind vielleicht für eine Millisekunde sichtbar, wenn wir durch jeden nahen G-Punkt rasen! Bei anderen mag es nötig sein, dass wir über Jahre hinweg Daten sammeln, die wir dann zur Erde schicken, wo die notwendigen Korrelationen vorgenommen werden. Und wir sind nur eine Komponente von zehn Millionen, die alle aus einem unterschiedlichen Winkel zur Sonne blicken. Zusammen sind wir das größte Teleskop, das jemals gebaut wurde.
    Lacey beneidete die Sonden, die sich vom galaktischen Zentrum entfernten. Sie würden viele hochinteressante Objekte untersuchen, zum Beispiel das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße. Der Kurier der Vorsicht war enttäuscht, dass dieses spezielle Schiff keinen Blick auf den Planeten Turbulenz werfen konnte. Aber die Erde hatte versprochen, alle Ergebnisse mit ihnen zu teilen. Früher oder später würde eine Sonde die Heimatwelt des Kuriers sehen, so nahe wie nebenan. Lacey erhoffte sich gute Nachrichten, und dabei ging es ihr nicht nur um den Kurier.
    Es wäre schön gewesen, in diesem kalten Kosmos Verbündete zu haben.
    Sie sollte sich ausruhen. AUPs brauchten Schlaf, wie sich inzwischen herausgestellt hatte. Deshalb begab sich Lacey zu ihrem Haus auf dem Ein-Millimeter-Niveau und hüllte es in eine Kugel aus Nacht. Doch nach dem ereignisreichen Tag war sie zu aufgeregt, um Ruhe zu finden. Sie werkelte herum, schuf neue Blumen für einen Fensterkasten, und rückte ein Bild zurecht, das Hacker mit seinen geliebten Delfinen zeigte, wie sie ihre neue Welt erkundeten. Das war eine ganz andere Geschichte.
    Ein Bonus dafür, dass ich im Sonnensystem bleibe. Ich bekomme Nachricht von meinen Söhnen, von ihren Kindern und Enkeln. Ein direkter Kontakt ist nicht möglich – wie schrecklich wäre es für sie, von zehn Millionen Geistern einer längst toten Urgroßmutter genervt zu werden! Aber ich schätze, ich kann dann und wann mit Fotos von ihnen rechnen.
    Urgroßmutter. Ihre letzten Erinnerungen ans Leben zeigten ihr faltige, ledrige Haut, eine alte Frau mit schmerzenden Knochen, die gereizt reagier te, wenn andere ihren »Mut« lobten. Sie war als Greisin geuploadet worden, aber wider Erwarten an diesem Ort nicht als Greisin erwacht.
    Und jetzt? Lacey fühlte sich ganz und gar nicht wie eine Urgroßmutter! Selbst als junge Frau hatte sie unter den Erwartungen anderer Leute gelitten. Unter den aristokratischen Ansprüchen ihrer Familie. Unter der Hetze und dem Drängen der Party- und Modefreaks, die ganz andere Vorstellungen von den wichtigen Dingen im Leben hatten. Selbst die Existenz als Braut, Ehefrau und Mutter war eine Belastung für sie gewesen. Und dann die Reue, das Wissen, dass sie ohne all diese Ablenkungen in der Lage gewesen wäre, sich auf

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