Existenz
unterschiedliche Perspektiven bei einer breiten Leserbasis! Doch während der langen, anstrengenden Arbeit an Existenz stellte ich fest, dass sich die beiden Perspektiven einander annäherten. Ich möchte die zweite Frage zuerst beantworten.
Nein, ich habe nicht den Blick für die großen, kosmischen Panoramen verloren, für die Begegnung mit seltsamen Lebensformen oder für große Raumkreuzer auf interstellaren Reisen. Ich werde bald ins Uplift-Universum zurückkehren, in dem strahlende Helden und dunkle Bösewichter nicht nur eine Möglichkeit haben, die Relativität zu überlisten, sondern zwanzig! Ich verspreche Gigatonnen an Sense of wonder .
Aber »Warpantrieb« ist wie eine Partie Tennis mit heruntergelassenem Netz. Es macht Spaß, aber immer öfter wollen Autoren wie Bear, Robinson, Banks, Asaro, Sawyer, Kress, Vinge, Benford, Baxter und andere sehen, was sie mit den Karten anfangen können, die wir von der Natur bekommen haben. Und wenn es bedeutet, dass sie mit Einstein tanzen müssen … Na schön, sei’s drum.
In Existenz geht es um den Kosmos, den wir sehen: eine kalte Leere, die unsere Vorstellungskraft übersteigt, und abweisend uns Eintagsfliegen gegenüber. Seltsam, wie spöttisch still. Und mitten in dieser gewaltigen Leere befindet sich eine Oase namens Erde, die weitaus fragiler ist, als wir ahnten.
Die Voraussetzungen sind nicht besonders gut, aber gibt es trotzdem Möglichkeiten durchzuhalten? Zu überdauern? Und vielleicht sogar eine Rolle zu spielen?
Was uns zu Frage Nummer eins bringt. Wie vielen (meistens) ernsthaften SF-Autoren graut mir bei der Vorstellung von ewigen menschlichen Wahrheiten . Es ist ein grässliches Konzept, hervorgebracht von grüblerischen, antiquierten Akademikern, die behaupten, dass Menschen immer gleich bleiben, dass sie jede proustianische Besessenheit, jede Nabelschau und jeden dummen Fehler unserer Eltern bis in alle Ewigkeit wiederholen, bis zum Ende der Zeit. Eine schreckliche Vorstellung, glücklicherweise widerlegt von Geschichte, Wissenschaft und jeder neuen Generation intelligenter Kinder, die aufwachsen und sich bemühen, etwas höher zu klettern als ihre Eltern. Und die eigene Kinder großziehen, die noch etwas besser sind. Die größte Geschichte. Die größt mögliche Geschichte.
Ja, große Werke der Vergangenheit überdauern als Kunst. Die Genialität von Aischylos und Shakespeare wird zeitlos bleiben, für immer kostbar. Wir werden die Bemühungen und Anstrengungen früherer Generationen immer zu schätzen wissen. Dennoch, was mich weitaus mehr fasziniert als »ewige«, statische Dinge, ist das Wachstum der Menschheit.
Wie Kinder manchmal von den Fehlern anderer Generationen lernen … oder sich bewusst weigern, daraus zu lernen. Wie sie sich bei manchen Gelegenheiten tatsächlich verbessern, ihre Stadt, ihre Nation, sogar ihre Spezies … und wie sie dann neue, selbst erfundene Fehler machen! Es ist interessant, wie sie mit Gedankenexperimenten die möglichen Verbesserungen – und Fehler – erforschen. Eine verlockende Chance, nach vorn zu sehen, oder zur Seite. Genau das bietet unser Genre, nicht nur mehr Raumschiffe und Lichtschwert-Unsinn.
Wir leben in einer seltsamen Zeit, in der aus unserem neu entdeckten Geschmack für Vielfalt eine Faszination für das Seltsame und sogar Fremde wächst. In der wir kurz davor stehen, all die Werkzeuge zu benutzen, die Gott bei der Schöpfung verwendet haben soll, um selbst damit etwas Neues zu erschaffen, zum Guten oder zum Schlechten. Ob ein Plan dahintersteckt oder reiner Zufall: Wir Lehrlinge bauen den Turm erneut. Und vielleicht bauen wir uns auch neue Gefährten und neue Freunde. Und auch hier gilt: zum Guten oder zum Schlechten.
Gebt es zu: Es mag erschreckend sein, aber es ist auch faszinierend.
Und jetzt die Herausforderung. Nie zuvor haben Menschen so sehr von ihrer Mitgliedschaft in einer klugen, wissenschaftlichen und zunehmend tugendhaften Zivilisation profitiert. Weisheit blüht und breitet sich aus … während auch die Dummheit um sich greift. Wie zum Beispiel die absurde Behauptung (von links und rechts bis zum Überdruss wiederholt), wonach die Weisheit nicht gewachsen sei ! Eine glatte Lüge!
Dies ist eine Renaissance auf Treu und Glauben, die damit droht, alles besser zu machen, in jeder Hinsicht. Eine Renaissance, die jeden möglicher weise fatalen Fehler finden muss und deshalb ironischerweise endlose Kritik braucht. Hilfreiche, energische Kritik – aber keine schicke,
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