Existenz
Gleichgewicht der Menschheit bedrohen konnten. Die Oberhäupter der Bewegung begrüßten die Terminologie, aber Hamish fiel es immer schwer, sich an die genauen Definitionen zu erinnern. Mit aufgesetzter Brille wäre es ihm natürlich möglich gewesen, Wriggles zu fragen.
»Der ersten Ordnung …«, murmelte er.
»Oh, Jesus wandert in den Anden. Muss ich es Ihnen buchstabieren? Astronauten der Regierung holen etwas aus dem tiefen Dunkel jenseits der Erde … und es beginnt, mit ihnen zu reden! Offenbar werden einige Kommunikationsprotokolle entziffert, während wir dieses Gespräch führen!«
»Es redet mit den Astronauten? Sie meinen …«
»Wie gesagt, es gibt kaum Details. Vielleicht ist ›reden‹ zu viel gesagt. Aber es genügt, um Leute aufgeregt durch die Flure des Weißen, Blauen und Gelben Hauses laufen zu lassen. Schlimmer noch: Es wissen bereits so viele Profis in der Bürohengst-Gilde davon – zum Teufel mit den Beamten –, dass es für uns keinen Sinn mehr macht, Druck auszuüben und zu versuchen, die Sache unter Verschluss zu bringen. Diesmal wird sie an die Öffentlichkeit gelangen, Hamish.«
»Aus dem Weltraum …« Er blinzelte mehrmals. »Entweder ist es eine Provokation oder ein Trick, vielleicht von den Chinesen …«
»Wenn wir nur so viel Glück hätten!«
Hamish führte den Gedanken weiter.
»… oder es ist echt. Etwas Fremdes, Außerirdisches. Meine Güte.«
Jetzt war es Tenskwatawa, der zögerte, und das Trommeln im Hintergrund schien lauter zu werden, die Pause füllen zu wollen. Es zerschnitt die Zeit in kleine Stücke, wie das Klopfen des Herzens.
»Meine Güte, ja«, sagte der Prophet schließlich. »Vielleicht ist es nichts weiter. Oder vielleicht können wir eine weitere Übereinkunft mit den Bürohengsten treffen, die Öffentlichkeit ablenken und erneut verhindern, dass etwas durchsickert.
Trotzdem, es zeichnen sich schreckliche Möglichkeiten ab. Wir könnten in großen Schwierigkeiten sein, mein Freund. Wir alle. Die ganze Menschheit.«
Entropie
Wie wäre es mit Zerstörung durch einen verheerenden Krieg? Sollen wir einräumen, dass unsere Spezies eine Prüfung bestanden hat, indem sie sich nicht in eine Orgie atomarer Vernichtung stürzte?
Es leben noch immer Millionen, die sich an das sowjetisch-amerikanische Patt erinnern, den Kalten Krieg. Zehntausende von Wasserstoffbomben befanden sich in Unterseebooten, Bombern und Raketensilos. Zu jeder Zeit gab es ein halbes Dutzend Männer – einige von ihnen erwiesenermaßen mit einem Dachschaden –, die ihre Finger auf den Abschussknöpfen hatten und globalen nuklearen Megatod auslösen konnten. Jede einzelne von zahlreichen Krisen wäre imstande gewesen, die Zivilisation oder sogar das ganze Säugetierleben auf der Erde auszulöschen.
Ein Gelehrter, der beim Bau der ersten Atombombe mithalf, drückte es folgendermaßen aus: »Wann hat der Mensch, blutig bis hinab in seine Seele, jemals eine neue Waffe entwickelt und keinen Gebrauch von ihr gemacht?« Zyniker hielten die Situation für hoffnungslos und wiesen auf eine grundlegende menschliche Neigung zu Zorn und Krieg hin.
Aber es kam nicht zu der Katastrophe. Nicht einmal der Furchtbartag oder die Pakistanisch-Indische-Affäre löste das Undenkbare aus. Sind wir vor dem Abgrund zurückgeschreckt, weil uns das Bild einer pilzförmigen Wolke zur Vernunft brachte? Verdanken wir die Rettung einer Todesmaschine?
Könnte es sein, dass sich die Zyniker geirrt haben? Es gab nie einen Beweis dafür, dass Gewalt und Konflikt in der menschlichen DNS fest einprogrammiert sind. Ja, diese Tendenz schien allgemeingültig zu sein während der langen dunklen Ära der Stämme und Könige, von Babylon und Ägypten über die Mongolei bis nach Tahiti und Peru. Zwischen dem Jahr 1000 unserer Zeitrechnung und 1945 war die längste Periode ununterbrochenen Friedens in Europa eine einundfünfzig Jahre breite Spanne zwischen der Schlacht von Waterloo und dem Deutschen Krieg. Jene ruhige Periode kam mit der industriellen Revolution, als Millionen vom Land in die Städte wechselten. Fiel es eine Zeit lang schwerer, Soldaten zu finden? Oder waren die Menschen einfach zu beschäftigt, um zu kämpfen?
Oh, sicher, anschließend machte die Industrialisierung den Krieg schrecklicher als jemals zuvor. Er war nicht länger eine Angelegenheit von Macho-Ruhm, sondern wurde zu einer Todesorgie, nur von Ungeheuern herbeigesehnt und von anständigen Menschen bekämpft, damit jene Ungeheuer nicht ihren
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