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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Weitblick gezeigt? Wären sie mit der Welt vorsichtiger umgegangen als wir?
    Das Füllhorn der Pandora

Der Stamm 21
    Kaum im offenen Wasser versuchte Hacker, neben seinem Retter zu schwimmen, dem Delfin. Aber das fiel ihm schwer, denn sein Kör per fühlte sich zerschunden an nach der harten Landung – beziehungsweise Wasserung – und der beinahe tödlichen Begegnung mit dem Korallenriff.
    Außerdem musste er sich noch an den »Überlebensanzug« gewöhnen, der sich angeblich für alles eignete, vom Weltraum über den Mount Everest bis zum Grund des Ozeans, wie es in der Werbung hieß. Benommenheit hinderte Hacker daran, sich zu konzentrieren. Seine Finger fühlten sich an wie dicke Würste, als er an Schlaufen zog und zusätzliches Kiemengewebe aus dem Helmrand löste, damit er mehr Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen konnte.
    Und der verdammte Delfin wurde ungeduldig. Als Hacker versuchte, seinen Stiefeln Flossen zu geben, um besser und schneller zu schwimmen, kam ein verärgertes, klagendes Geschnatter von seinem Retter, und anschließend stieß er ihn wieder mit der langen Nase an.
    Wie ein gereizter Verwandter, der den Rollstuhl eines Invaliden schieben muss, dachte Hacker gekränkt. Das muss ich mir nicht bieten lassen!
    Zwar konnte er noch immer nichts hören, aber was er vom akustischen Sensor in seinem Kiefer empfing, deutete darauf hin, dass sie weiter aufs offene Meer hinausschwammen und sich vom Riff entfernten. Und damit auch von den zerbrochenen Resten der teuren suborbitalen Kapsel.
    Ich hätte versuchen sollen, mehr zu bergen. Zumindest das Funkgerät.
    Oder das kleine Rettungsfloß unter dem Sitz! Warum habe ich nicht daran gedacht? Ich muss zurück!
    Der nervige Delfin wählte genau diesen Moment für einen weiteren Stoß.
    Schluss damit! Hacker wandte sich dem Geschöpf zu, mit der Absicht, ihm einen Tritt zu geben. Dann begriff es vielleicht, dass es ihn in Ruhe lassen sollte …
    Aber bevor er sich ganz drehen konnte, kamen zwei weitere graue Delfine von links und noch ein Paar von rechts. Die Neuankömmlinge schwammen um ihn herum, musterten ihn und seinen Retter mit klickenden Sonarlauten und pfeifenden Geräuschen, die laut durchs kristallklare Wasser hallten und in Hackers Kiefer vibrierten.
    Schließlich gelang es ihm, sich zu drehen, und er machte Anstalten, in die Richtung zurückzukehren, aus der sie kamen. Doch drei der großen grauen Geschöpfe wollten davon offenbar nichts wissen und schnitten ihm den Weg ab.
    Für eine Weile – wie viel Zeit genau verging, wusste er nicht – schrie er sie an. Er hörte die eigenen Flüche nicht, aber Speichel flog gegen das Helmvisier, und es beschlug. Dann, von einem Augenblick zum anderen, verschwand der bittere Zorn, wie ins Meer entladen, und Resignation nahm seinen Platz ein.
    »Na … schön … wie … ihr … wollt«, sagte Hacker und versuchte, möglichst deutlich zu sprechen. Er atmete tief durch, während der Allzweckhelm Speichel und die Kondensfeuchtigkeit seiner Rage verschwinden ließ. Der Helm konnte seine Stimme projizieren, erinnerte sich Hacker; vorausgesetzt er stellte es richtig an.
    »Na schön, wir machen es so, wie ihr wollt. Aber es bedeutet, dass ihr die Verantwortung tragt. Ihr müsst euch um mich kümmern. Zumindest bis ich das verdammte Rettungsteam benachrichtigen kann.«
    Die Delfine verstanden natürlich keine Worte. Doch als er sich erneut drehte, um mit ihnen zu schwimmen, schienen sie sich zuzunicken. Sie flitzten zur Wasseroberfläche, holten kurz Luft, kehrten zurück und schwammen neben ihm, langsam wie er.
    Um die Sache etwas zu beschleunigen, bot ihm gelegentlich einer von ihnen die Rückenflosse an und zog ihn viel schneller durchs klare Wasser. Wenn die Delfine zum Luftholen nach oben mussten, nutzte Hacker manchmal die Gelegenheit, den Kopf aus dem Wasser zu strecken und einen kurzen Blick auf den Horizont zu werfen, während sich das Kiemengewebe ballonartig aufblähte. Nicht ein einziges Mal sah er Land.
    Eine gewisse Routine ergab sich, ein Rhythmus … längeres Schwimmen unter Wasser und dann einige fröhliche Sprünge. Zwar fühlte sich Hacker noch immer ziemlich mitgenommen, und seine Benommenheit dauerte an, wegen der schmerzstillenden Mittel, die ihm der Überlebensanzug verabreichte, aber schließlich musste er widerstrebend zugeben …
    … dass es Spaß machte.

Nachrichten-Interlidoludium
    • In Grönland bricht ein weiterer Eisdamm. Dadurch droht eine neue Süßwasserflut, und das

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