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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Leben?«
    Hamish musterte den Mann. Betsbys Angebot war keine Höflichkeit. Er versuchte vielmehr, einen Eindruck davon zu gewinnen, wie ernst es seine Gegner meinten. Ob die Bewegung sich von einer so nebensächlichen Angelegenheit wie dem möglichen Kontakt mit einer extraterrestrischen Zivilisation ablenken lassen würde.
    »Wir haben uns beide Mühe gegeben, damit wir uns heute an diesem Ort treffen können. Also lassen Sie uns miteinander reden.« Hamish setzte sich, aber nur auf die Kante des Stuhls, und stützte die Ellenbogen auf den Tisch.
    »Also gut.« Betsby nahm Platz und streckte die Beine. Dann breitete er die Arme aus und gab Hamish zu verstehen, dass er auf Fragen wartete.
    »Was mich wundert …«, begann Hamish.
    »Sie meinen, was das Auge wundert.«
    Hamish blinzelte. Die Bewegung mochte es nicht sonderlich, wenn man diesen Ausdruck in der Öffentlichkeit verwendete. Und überhaupt, es gefiel ihm nicht, unterbrochen zu werden. »Wenn Ihnen das lieber ist. Was mich oder uns interessiert: Wieso glauben Sie, dass man keine Anklage gegen Sie erheben wird, obwohl Sie ganz offen zugeben, Senator Strong Gift verabreicht zu haben?«
    »Ich gebe nichts dergleichen zu. Das habe ich nie. Schlimmstenfalls habe ich dem Senator eine völlig legale Substanz gegeben, aus eigener Initiative als praktischer Arzt und mit der Absicht, einen Kranken zu behandeln.«
    »Einen Kranken?«
    »Jemanden, der an einer besonders scheußlichen Krankheit leidet.«
    Hamish starrte Betsby groß an.
    »Allerdings habe ich die Dosis ohne sein Wissen und ohne seine Zustimmung verabreicht. Ich schätze, dafür könnte ich in Schwierigkeiten geraten.«
    »Hm. Es war also kein Gift, zumindest nicht in dem Sinne. Keine verbotene Droge.«
    »Alles andere als das. Das genaue Gegenteil, könnte man sagen.«
    Hamish dachte darüber nach. Die Anwälte und Ermittler, die bisher mit Betsby gesprochen hatten, wussten davon nichts. Der Mann schien diesen Moment der Wahrheit zu genießen, ihn ausdehnen zu wollen. Hamish verstand das Gefühl – er hatte diese Taktik selbst angewandt, Millionen gegenüber, in seinen Büchern und Filmen.
    »Ich verstehe jetzt, warum Sie glauben, den Senator erpressen zu können.« Hamish zählte die einzelnen Punkte an den Fingern einer Hand ab. »Sie geben zu, dass Sie Strong eine Substanz verabreicht haben, die eine hysterische Tirade vor einem landesweiten Publikum bewirkte. Der Umstand, dass er zu jenem Zeitpunkt unter der Wirkung einer bewusstseinsverändernden Droge stand, könnte den angerichteten Schaden in Grenzen halten und viele Leute veranlassen, ihm die scheußlichen Dinge nachzusehen, die er gesagt hat.«
    »Die Algebra des Verzeihens.« Betsby nickte. »Ausgesprochene Worte können nicht zurückgenommen werden. Aber eine Intoxikation wäre ein stark mildernder Faktor und könnte jene, die den Senator mochten, dazu bringen, ihm zu verzeihen. Oder denen, die von seinem Einfluss profitieren. Das heißt, wenn es ein Gift war. Fahren Sie fort.«
    »Äh, ja. Sie deuten an, dass der Name der von Ihnen verwendeten Sub stanz dem Senator noch größeren Schaden zufügen könnte als seine unüber legten Worte. Sie drohen mit der Preisgabe entsprechender Informationen für den Fall Ihrer Verhaftung, oder wenn irgendetwas gegen Sie unternommen wird.«
    »Ich habe das nie als eine Drohung formuliert. Das wäre Erpressung im strafrechtlichen Sinn. Ich habe nur auf Folgendes hingewiesen: Wenn man mir ein Verbrechen zur Last legt oder mich in irgendeiner Weise bedroht, kommen mehr Fakten ans Licht, als wenn man mich in Ruhe lässt.«
    »Und jetzt behaupten Sie, dass die Substanz legal war und zu therapeutischen Zwecken eingesetzt wird. Andererseits, viele solche Substanzen haben Nebenwirkungen, die …«
    »Um Ihnen die Mühe zu ersparen: Da sind Sie auf dem Holzweg. Diese Substanz hat allein therapeutische Zwecke, geringe Nebenwirkungen und keine nennenswerten Kontraindikationen.«
    Hamish nickte. Genau das hatte er befürchtet. »Also haben Sie in rechtlicher Hinsicht nur die Straftat begangen, einen Patienten ohne seine Einwilligung zu behandeln. Aber Ihre Drohungen …«
    »Wie ich schon sagte: Ich glaube kaum, dass man mir Erpressung anhängen könnte. Dafür habe ich zu genau auf meine Wortwahl geachtet. Ich verfüge über ein ausgezeichnetes Anwaltsprogramm.«
    »Hm. Es dürfte wohl kaum so gut sein wie das unsrige. Nun, Sie geben zu verstehen, Senator Strong würde nichts an einer vollständigen Aufklärung

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