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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Panik übertrieben. Ich hätte die anderen Steine verkaufen, bei den Ständen der Fischhändler ein Bier trinken, inzwischen längst zu Hause sein und zusammen mit Mei Ling beim Abendessen am Tisch sitzen können. Bestimmt hätte sie sich über einige Münzen gefreut.
    Bald sah er vertraute Konturen: die schiefe Nordwand, die Metlon-Stangen, die mit Superseil geschaffenen Absicherungen, die Solar-Destillerie … und Flicken dort, wo er damit begonnen hatte, zwei Zimmer im Obergeschoss bewohnbar zu machen. Er roch sogar die vietnamesische Nuoc-mam-Soße, die Mei Ling der Hälfte ihrer Speisen hinzufügte. Alles wirkte normal. Trotzdem machte er eine Runde um die überflutete Villa und hielt nach Anzeichen von Eindringlingen Ausschau: Öl im Wasser, Spuren im schlammigen Sand … Aber es gab nichts dergleichen.
    Ein vergeudeter Tag. Ein verrücktes, ermüdendes Abenteuer, das ich mir kaum leisten konnte. Verlorene Steine …
    Aber es gibt noch mehr an dem Ort, von dem sie stammen.
    Bin hatte damit begonnen, einen Plan zu entwickeln. Der Schmuggler Quang Lu verfügte über viele Kontakte. Wenn er zunächst alles vage ließ, konnte er Quang vielleicht dazu bewegen, ein Treffen zu arrangieren, unter Umständen, die Verrat erschwerten. Vielleicht konnte er dafür sorgen, dass bei diesem Treffen mehrere Interessenten zugegen waren. Wie hatte es einer der alten Weisen ausgedrückt? Um nicht von einem Elefanten zertrampelt zu werden, muss man dafür sorgen, dass sich viele von ihnen aneinanderdrängen.
    Na schön, vielleicht stammten diese Worte nicht von einem alten Weisen. Aber sie hätten von einem stammen können und auch sollen. Bin musste den großen Herren von Regierung, Geschäft und Handel nicht ebenbürtig sein. Er brauchte nur eine Situation, in der sich ihre Stärke gegenseitig aufhob! Sollten sie für das bieten, was sich in seinem Besitz befand. Ganz offen, damit es niemandem etwas nützte, wenn man ihn zum Schweigen brachte.
    Zuerst muss ich ein gutes Versteck für den Stein finden. Anschließend versuche ich, mir eine Geschichte für Quang einfallen zu lassen.
    Es kostete ihn große Mühe, sich auch nur aus dem Wasser zu ziehen. So groß war die Erschöpfung, dass sich Taubheit in seinem Körper breitmachte. Er hatte nicht einmal mehr Hunger, als er sich von der Atrium-Anlegestelle zur Treppe schleppte, dann übers Dach wankte und schließlich das Zelt-Heim erreichte. Die Eingangsplane flatterte in einem willkommen heißenden Rhythmus, und der Wind trug ihm einen Duft entgegen, bei dem ihm vor Freude schwindelig wurde.
    Bin duckte sich hinein und blinzelte im matten Licht. »Du ahnst nicht, was für einen Tag ich hinter mir habe! Sind das gedünstete Garnelen? Die ich heute Morgen gefangen habe? Ich bin froh, dass du …«
    Mei Ling hatte im Wok gerührt, und als sie sich umdrehte, glaube Bin zuerst, dass sie lächelte. Aber dann erkannte er ihr Lächeln als … Grimasse. Sie sprach nicht, doch Furcht glänzte in ihren Augen, deren Blick nach links huschte. Bin drehte den Kopf …
    Ein Geschöpf stand auf ihrem kleinen Tisch. Ein großer Vogel mit langem, geradem Schnabel. Er starrte Xiang Bin an, neigte den Kopf dabei erst zur einen Seite und dann zur anderen. Das Wesen breitete stummelförmige Flügel aus und schüttelte sie.
    Keine Flugfedern , stellte Bin fest. Ein Pinguin? Aber was sollte einen Pinguin hierher bringen, ins heiße Schanghai?
    Dann bemerkte er die Klauen. Pinguine haben keine …
    Die Krallen hielten etwas, das aufgerissen war, sich aber noch immer auf dem Tisch hin und her wand. Etwas, das nach einer Schlange aussah. Aber wo es Blut und zerfetzte Organe geben sollte, blitzten elektrische Kurzschlüsse.
    Eine Maschine. Es sind beides Maschinen.
    Der Vogel sprach, ohne den Schnabel zu öffnen.
    »Fürchte dich nicht. Wir haben keine Zeit für Furcht.«
    Bin schluckte. Seine Lippen fühlten sich plötzlich trocken und rissig an.
    »Was … wer bist du?«
    »Ich bin ein Werkzeug, ausgeschickt von Leuten, die dir vielleicht das Leben retten.« Die Vogel-Maschine bückte sich plötzlich und pickte nach der Schlange. Funken flogen, und dann rührte sich die Schlangen-Maschine nicht mehr. Eine eindrucksvolle Demonstration, fand Bin. Als wenn er eine gebraucht hätte.
    »Bitte geh zum Fenster«, sagte der Vogel und deutete mit dem Schnabel. »Bring den Stein hierher.«
    Nun, wenigstens sprach er höflich. Bin drehte sich um und sah, dass der weiße eiförmige Gegenstand auf dem Sims lag, im

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