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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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heraus betrachtete. Das alles sah, was sich seinem Blick darbot. Als ob es nicht genügte, dass ein Dutzend Teammitglieder ihn beobachtete, wenn er mit dem NEU-Botschafter kommunizierte. Mit dem Objekt aus der nahen Erdumlaufbahn. Es war nur einer von vielen Namen.
    Sie nennen es mein »Ei«. Geralds galaktische Geode. Oder das Havanna-Arte fakt. Oder das Ding, das der Müllcowboy Livingstone mit seinem Weltraumlasso eingefangen hat. Es sollte sich besser als harmlos herausstellen, denn mein Name wird immer damit verknüpft bleiben. Im Guten wie im Schlechten.
    Hinter dicken Vorhängen erklangen die Stimmen von Journalisten und eingeladenen Gästen, die im eigentlichen Saal Platz nahmen, der größten Aula des Naval Research Lab außerhalb von Washington. Ein passendes älteres Gebäude, das den Furchtbartag unbeschadet überstanden hatte – und diplomatisch neutral, während es gleichzeitig verschiedene Stufen militärischer Sicherheit bot.
    Auf dieser Seite des Vorhangs traten Würdenträger auf das große Podium und gingen zu den ihnen zugewiesenen Plätzen am langen Tisch. Zuerst NASA- und Weitblick-Funktionäre, dann Repräsentanten von EU, AU und GEACS. Schließlich Delegierte von Gilde und Akademie. Einige hatten bei den ersten Untersuchungen in Kuba geholfen. Andere wollten einfach nur Geralds Hand schütteln – natürlich diejenige, die das Artefakt nicht berührt hatte. Wieder andere blickten zum ovoiden Objekt, das im Schein der Lampen glänzte.
    Jemand hatte vorgeschlagen, es mit einem violetten Tuch zu bedecken, das der Präsident wegziehen konnte, was sicher eindrucksvoll ausgesehen hätte. Aber die Psychologen für öffentliche Angelegenheiten rieten davon ab: »Die Öffentlichkeit sollte das Objekt sofort sehen, wenn der Vorhang aufgeht. Sie denkt ohnehin an nichts anderes. Das können wir in einen Vorteil verwandeln. Alle sollten sitzen und warten, während die Zuschauer mit Brillen und Vus heranzoomen. Eine Geste uneingeschränkter Offenheit. Der Präsident betritt die Bühne erst, wenn sich die anfängliche Aufregung gelegt hat.«
    Diese Gepflogenheit erinnerte an eine Zeit, als das Amt des Präsidenten noch über echte Macht verfügt hatte. Natürlich klang das alles nach Unfug. Ein Tuch auf dem Ding hätte Gerald wenigstens vor der allgegenwärtigen Verlockung geschützt, die davon ausging. Letztlich entschieden schlichte praktische Erwägungen über diese Angelegenheit. Das Artefakt musste eine Zeit lang Licht empfangen, um zu funktionieren.
    Alle nahmen ihre Plätze ein, Akana auf der linken Seite von Gerald, wo das Objekt ihr Gesicht nicht vor den Zuschauern verbarg. Sein eigener Platz, in der Nähe des schimmernden Gegenstands, wies auf einen wachsenden Konsens hin. Er war nicht nur der Entdecker des Artefakts, sondern in gewisser Weise auch sein Hüter . Ihn bat man, es zu berühren und hochzuheben, es zu tragen, wenn es zu einem anderen Ort gebracht werden musste. Er war zugegen, wenn Spezialisten eine neue Kommunikationsart mit den Entitäten im Innern des Objekts ausprobieren wollten.
    Eine Ehre, nehme ich an. Und wer weiß? Vielleicht gehe ich sogar in die Geschichte ein. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob mir der Einfluss gefällt, den das Ding auf mich ausübt. Es ist fast wie eine Droge, die Abhängigkeit erzeugt. Eine Verbindung, die sich nicht mehr unterbrechen lässt.
    Wenn dies schlecht ausgeht, gibt es auf der ganzen Welt vielleicht keinen Ort, an dem ich mich verstecken kann.
    Derzeit lag das Objekt ruhig und still da; nur ein langsames Wogen ging durch seine Oberfläche und wies auf große Tiefen hin. Ein stark vergrößertes Bild des Artefakts war auf einem riesigen Schirm über und hinter dem Podium zu sehen, und es strahlte so hell, dass es Geralds Schatten auf den Tisch warf, umgeben von silbrigem Licht.
    »Und wenn es sich weigern würde, in der Öffentlichkeit aktiv zu werden?«
    Akana warf ihm einen Blick zu, der vor solchen Gedanken warnte. Natürlich gab es Aufzeichnungen der vielen Stunden, die Spezialisten mit Un tersuchungen aller Art verbracht hatten, und einiges davon war in dem geleakten Terabyte Daten enthalten. Viele der Bilder zeigten Gerald mit der linken Hand auf der glänzenden Oberfläche, während eine andere Hand aus den dunstigen Tiefen des Artefakts zu kommen schien, wie um seine zu berühren.
    Immer wieder war das geschehen. Eine fremde Hand – schuppig, pelzbesetzt oder mit Krallen versehen – schwebte aus dem Innern des Objekts empor und

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