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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Aufgabe.« Die Pinguin-Maschine richtete sich ganz auf und deutete eine Verbeugung an. »Dies ist eine Wahrheit, älter als alle anderen.«
    Bins Gaumen wurde trocken. »Welche Wahrheit?«
    »Seit Anbeginn der Zeit fallen Steine vom Himmel. Und es heißt, dass Menschen seit neuntausend Jahren mit ihnen gesprochen haben.
    In all dieser Zeit war die Rede von einem besonderen Tag, einem Höhepunkt. Dieser Tag, so lange prophezeit, könnte jetzt nahe sein.«
    Bin fühlte Wärme im Rücken, als sich Mei Ling an ihn drückte, während sie dem Säugling die Brust gab. Er nahm die Hände nicht vom Objekt auf dem Tisch und war froh, als seine Frau den freien Arm um ihn schlang. Ihre Nähe vertrieb etwas von der Kälte aus ihm, die er plötzlich empfand.
    »Aber dann …« Bin schluckte. » Du bist kein fremdes Wesen?«
    »Ich?« Der Pinguin starrte Bin groß an und zirpte dann, das mechanische Äquivalent eines Lachens. »Ich verstehe, warum du das glauben könntest. Aber nein, Peng Xiang Bin. Ich bin von Menschen konstruiert. Wie auch diese Schlange.« Eine Klaue schloss sich fester um die künstliche Schlange. »Eine andere, rücksichtslosere Gruppe von Menschen hat sie hierher geschickt. Auch unsere Konkurrenten möchten mehr über die interstellaren Botschaftersonden erfahren.«
    Unterdessen schien das Geschöpf im Stein enttäuscht zu sein – vielleicht hatte es gemerkt, dass niemand seine Worte hörte. Das Summen wurde stärker und hörte dann auf. Der Dämon beugte sich vor, Bin entgegen, und zeichnete etwas in die Leere zwischen ihnen. Eine schuppige Hand bewegte sich und hinterließ Spuren tintenartiger Dunkelheit. Bin verstand plötzlich.
    Kalligrafie. Das Wesen zeichnete ein Ideogramm, in einem fließenden, archaisch wirkenden Stil. Es war ein kompliziertes Symbol, bestehend aus mindestens zwanzig einzelnen Strichen. Wenn ich doch nur gebildeter wäre, dachte Bin und betrachtete voller Ehrfurcht das fertige Zeichen, das über der Oberfläche des Weltsteins zu schweben schien. Es hatte eine gewisse symmetrische Schönheit und war gleichzeitig zackig und wie zerfranst. Irgendwie hielt es seinen Blick fest, und Bin spürte, dass sein Herz schneller schlug.
    Er kannte das Zeichen nicht. Aber wer auch nur ein bisschen vom Chinesischen verstand, konnte das Grundsymbol in seinem Kern erkennen.
    Gefahr .

Widersprüchliche Weisheit
    Die Gefahr ist so groß geworden, für jeden Einzelnen, jede Schicht, jedes Volk, dass es kläglich ist, sich etwas vorzulügen. Die Zeit lässt sich nicht anhalten; es gibt keine weise Umkehr, keinen klugen Verzicht. Nur Träumer glauben an Auswege. Optimismus ist Feigheit.
    Oswald Spengler, Der Mensch und die Technik , 1932
    In guten Zeiten ist Pessimismus ein Luxus. In schlechten Zeiten ist Pessimismus eine fatale selbsterfüllende Prophezeiung.
    Jamais Cascio, Open the future , 2005

Die Welt sieht zu 24
    »Warum muss ich dieses Ding tragen?«, klagte Gerald. Er zupfte am Ärmel seiner frisch gewaschenen und bebänderten Paradeuniform und meinte das, was sich darunter befand, eine Wölbung im fleischigen Teil des Unterarms: ein implantiertes NASA-Telemetriegerät.
    »Ach, jammern Sie nicht«, erwiderte General Hideoshi. Leibhaftig war Akana noch zierlicher als auf dem Bildschirm, was ihren Rang seltsamerweise noch beeindruckender machte. Die Sterne auf den Schultern glänzten im Bühnenlicht. »Seit Beginn Ihrer Ausbildung tragen Sie Implantate.«
    »Für medizinische Diagnose, Bio-Aufzeichnungen und arbeitsbezogene Stimu-Infusionen. Und nach den Missionen wird das alles deaktiviert. Aber dieses Ding ist riesig! Und ich weiß, dass es nicht nur meinen Blutdruck misst.«
    Akana zuckte die Schultern. »Der Preis der Freiheit, mein Freund. Sie haben beschlossen, ein menschliches Versuchskaninchen zu werden, als Sie Ihre Hände auf das da legten.« Sie nickte zum Objekt , das glänzend und schimmernd in einem mit Filz gepolsterten Gestell auf dem Konferenztisch ruhte, kaum einen Meter von Gerald entfernt. »Entweder das hier …« Die Generalin deutete auf seinen Arm. »… oder längere Quarantäne. Die zweite Möglichkeit steht Ihnen noch offen. Kehren Sie in den Tank zurück.«
    Gerald schnaubte. »Keine Tanks.«
    »Wie Sie wünschen.« Akana lachte leise.
    Er erwähnte nicht die anderen Implantate, deren Existenz er nur vermutete, zum Beispiel etwas Fremdes, das in seinem linken Auge schwamm und das Licht untersuchte, ohne die Netzhaut zu blockieren. Ein Etwas, das die Welt aus seinem Auge

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