Exit Mosel
nicht daran.«
»Ist Ihnen sonst etwas eingefallen, das uns weiterhelfen könnte?« Grabbe fragte das, weil er das Gefühl hatte, jetzt nicht einfach das Gespräch beenden zu können.
»Leider nein. Was ist denn mit der Magdalenen-Klinik?«
»Falls wir etwas erfahren, lassen wir es Sie wissen.« Grabbe hätte sich eine bessere Antwort gewünscht.
Während Grabbe auf dem Gelände an der Magdalenen-Klinik einparkte, überlegte er, wie leicht es zu ermitteln war, wer sich zu einem bestimmten Zeitpunkt als Patient im Krankenhaus aufgehalten hatte, es aber kaum nachzuprüfen war, wer hier zu Besuch war.
Die samstagabendliche Ruhe war in der menschenleeren Eingangshalle der Klinik zu spüren. Der ältere Mann am Empfang lächelte ihm freundlich zu.
»Hatten Sie letzten Montag Dienst?« Grabbe drückte seine Polizeimarke an die Scheibe. Er hatte den Parka gegen das Sakko getauscht, das immer noch im Wagen gelegen hatte.
»Ja.« Der Mann rutschte auf seinem Stuhl nach vorn und straffte den Rücken.
»Auch am Abend?«
»Ab 18 Uhr, jeden Tag diese Woche.«
»Ist Ihnen vielleicht dieser Mann aufgefallen?« Grabbe zog ein Foto von Gerhard Roth aus der Innentasche seiner Jacke. Hinter der Glasscheibe schien auf einem der Monitore die Sportschau zu laufen.
»Moment!« Der Pförtner erhob sich und kam näher an die Scheibe. Er musterte das Foto. »Kann sein, so ganz unbekannt scheint mir das Gesicht nicht zu sein. Ich hab’ ein ziemlich gutes Personengedächtnis.«
»Aber sicher sind Sie sich nicht?« Grabbe dachte daran, dass der Pförtner sich auch an das Foto von Gerhard Roth erinnern konnte, das in der Zeitung abgebildet war.
»Nein, wird er gesucht?« Der Pförtner hob die Stimme, weil er sich zu weit von seinem Mikrofon entfernt hatte, während er mit einem Finger in Höhe des Bildes gegen die Scheibe tippte.
»Nicht direkt.« Grabbe fragte sich, was ihm da in die Nase stieg, dieser Geruch, den er auch aus anderen Krankenhäusern kannte. Wahrscheinlich ein ganz spezielles Putzmittel, das mit den immer hartnäckiger werdenden Keimen in den Kliniken fertig werden sollte. Frau Holbach wusste da sicher besser Bescheid.
»Wann wird denn eigentlich hier geputzt?«
Der Mann überlegte. »Morgens, jeden Morgen.«
»Kennen Sie Frau Holbach, Lydia Holbach?«
»Ja«, er nickte. »So groß ist unser Haus ja nicht. Die Lydia arbeitet schon seit vielen Jahren hier.«
»Morgens?«
»Morgens, und auch zu anderen Tageszeiten.«
»Ich dachte, es wird nur morgens sauber gemacht?«
»Ja, aber sie ist in der ZSVA. Lydia ist die Leiterin.«
»Was ist das, die ZSV …«
»Die Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung desinfiziert alles aus dem OP, die Bestecke und die OP-Tische.«
Wieder im Auto ließ sich Grabbe vom Präsidium die Adresse von Konrad Holbach geben. Es überraschte ihn nicht, als er erfuhr, dass die Wohnung der Holbachs ganz in der Nähe der Klinik lag. Der Standort befand sich im schraffierten Bereich seiner Karte. War Gerhard Roth gar nicht zum Krankenhaus gefahren, sondern hatte womöglich die Holbachs besucht? Er wählte die Nummer von Konrad Holbach. Es meldete sich der Anrufbeantworter. Natürlich, heute fand das Glaukosschwimmen statt. Auch Walde war nicht auf seinem Handy zu erreichen. Grabbe verließ erneut den Wagen und ging zur Klinik zurück.
*
Inmitten der tropfnassen Teilnehmer gingen Walde und Annika in den Hof des Regattavereins.
»Guck mal!« Annika zeigte auf das Graffito am Tor.
An den Ständen und Tischen hatten sich Begleiter und Besucher vornehmlich in den Bereichen der wärmenden Gasstrahler und offenen Feuer eingefunden. Die meisten Akteure zogen bald zielstrebig in Richtung der Garderoben und Duschen weiter. Nur einige Wackere wärmten sich gleich an einem heißen Glühwein. Dabei handelte es sich, mit Ausnahme der Dame im geringelten Stricktrikot, nur um Taucher in ihren Anzügen.
»Was für einen Tee möchtest du?« Walde studierte die Getränketafel. »Oder lieber eine heiße Schokolade?«
Neben ihm wurden überwiegend Pötte mit Punsch und Glühwein bestellt.
»Schoko!«, rief Annika.
»Bist du sicher?«, fragte Walde.
»Ja, Schoko.«
Während Walde auf seine Bestellung wartete, sah er zu Holbach hinüber, der ein weiteres Interview gab und dabei einen Arm um die tapfer neben ihm im geringelten Badeanzug ausharrende Nixe gelegt hatte. Erst jetzt wurde Walde bewusst, dass es sich um Holbachs Frau handelte. Die Schwerkraft wirkte auf die nasse Wolle und sorgte
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