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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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eine Stunde in dem kleinen Wartezimmer auf ihn und schaute wieder und wieder auf die Uhr. »Warum hast du mir bislang nie etwas darüber gesagt?«
    »Für den Club muß man reif sein, Elliott.«
    »Ich bin jetzt reif dafür. Den vollen Zweijahresvertrag, das ist genau das, was ich will.« Ich ging erregt auf und ab. »Wie lang dauert es, bis ich hinkomme, Martin? Ich könnte übermorgen reisefertig sein. Ich könnte heute nachmittag fertig sein.«
    »Den vollen Zweijahresvertrag?« hatte er gefragt und dabei jedes Wort betont. »Ich möchte, daß du dich hinsetzt und einen Schluck trinkst. Ich meine, wir sollten uns erst einmal ein bißchen ausführlicher über das unterhalten, was in El Salvador geschah, Elliott. Was ist da passiert, mit dem Todeskommando und so weiter?«
    »Du verstehst mich nicht, Martin. Ich renne nicht vor irgendwas weg. Ich habe dort etwas über Gewalt gelernt. Daß sie nicht real zu sein braucht, um zu wirken.«
    Er hörte sehr aufmerksam zu.
    »Wenn ein Mann sich der Gewalt auszusetzen sucht«, sagte ich, »sei es Krieg, Sport, Abenteuer, so will er, daß sie symbolisch sein soll, und meistens glaubt er auch, daß sie es tatsächlich ist. Und dann kommt der Moment, wenn jemand wirklich ein Gewehr an deinen Kopf hält. Und du wirklich beinahe stirbst. Dann erkennst du, daß du die ganze Zeit die Wirklichkeit mit dem Symbol verwechselt hast. In El Salvador habe ich das gelernt, Martin. Ich laufe nicht davor weg. Es ist einfach nur der Grund, warum ich hier bin. Ich suche Gewalt, so, wie ich es immer getan habe. Ein Gefühl von Gefahr, Martin. Das liebe ich. Ich glaube, ich möchte fertiggemacht werden. Aber ich möchte nicht wirklich verletzt werden, und ich will mit Sicherheit nicht sterben.«
    »Verstehe«, hatte er gesagt. »Ich glaube, du hast es sehr gut ausgedrückt. Aber für einige von uns, Elliott, mag Sadomasochismus nur eine Phase sein. Er mag Teil der Suche nach etwas anderem sein ...«
    »Dann ist es für mich eine Zweijahresphase, Martin. Dann ist der Club ideal für meine Suche.«
    »Davon bin ich nicht überzeugt, Elliott.«
    »Es entspricht nahezu meiner Kindheitsphantasie, siehst du das nicht? Einem griechischem Gebieter für mehrere Jahre verkauft zu werden. Es ist einfach perfekt ...«
    »Zeit spielt in einer Phantasie keine bedeutende Rolle ...«, widersprach er.
    »Martin, die Würfel sind in dem Augenblick gefallen, wo du mir von dem Ort erzählt hast. Wenn du jetzt die Formulare nicht unterschreiben willst, werde ich einen anderen Weg finden ...«
    »Werd doch nicht gleich sauer.« Er hatte mich mit seinem unbeschwerten Lächeln sofort entwaffnet. »Ich werde die Formulare unterschreiben. Und für zwei volle Jahre, wenn du das willst. Aber laß dich daran erinnern, daß in der Kindheitsphantasie, die du mir erzählt hast, eine Menge unterschiedlicher Elemente enthalten waren.«
    »Das ist zu schön, um wahr zu sein!«
    »Mag sein, daß du eine Person suchst, und nicht ein ganzes System«, fuhr er fort. »Aber wenn du zum Club gehst, Elliott, dann ist es das System - in seinem vollen, bemerkenswerten Glanz -, das du bekommst!«
    »Ich will das System«, hatte ich geantwortet. »Das kann ich mir einfach nicht entgehen lassen! Wenn's auch nur halb so gut ist, wie du sagst, würde ich es mir für nichts in der Welt entgehen lassen wollen!«
    Der Vertrag also über zwei Jahre im Club mit seinen männlichen und weiblichen Sklaven, männlichen und weiblichen Gästen, männlichen und weiblichen Leitern, Trainern, Dienstboten. Fein.
    In Ordnung. Das ist genau das, was ich will. Ich glaube, ich werde es nicht aushalten können. Wie kann das irgendwer aushalten? Und genau das ist es, was ich will.
    Tut nicht gut, darüber nachzudenken, während ich enthaltsam sein will.
    Nach sechs Tagen auf See war ich wie ein von einer läufigen Hündin besessener Rüde, als ich endlich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloß drehte.
    Es war am Nachmittag, und ich hatte sehr lange geschlafen und kam gerade frisch geduscht und rasiert aus dem Badezimmer. Vielleicht wußten sie das. Sparte ihnen Arbeit.
    Es war der junge, blonde Bursche mit der tiefen Sonnenbräune und den hochgekrempelten weißen Ärmeln.
    Er kam wieder lächelnd herein.
    »Also, Elliott«, sagte er. »Wir sind achtzehn Stunden vom Hafen entfernt. Du darfst nicht reden, es sei denn, du wirst angesprochen. Ansonsten tu, was man dir sagt «
    Zwei andere Männer waren bei ihm, aber ich sah sie nicht richtig. Sie hatten mich sofort

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