Exit to Eden
später wurde es wirklich lebendig. Türen wurden geöffnet. Ich hörte Schritte, meine gefesselten Hände wurden vom Haken genommen und die Ledermanschetten entfernt. Ich wurde aufgefordert, die Hände in den Nacken zu legen.
»Nehmt mir diese verdammte Augenbinde ab!« dachte ich. Ich wurde vorwärts geschoben und fühlte einen anderen nackten Leib direkt vor mir. Hände stützten mich, als ich das Gleichgewicht zu verlieren drohte, und bewegten mich einen Schritt zurück.
Ich war wie wahnsinnig. Ich konnte mich kaum beherrschen, mir die Augenbinde herunterzureißen. Aber der Augenblick war gekommen, und ich würde nicht ausflippen. Mein Herz schlug in rasendem Stakkato. Mein Bewußtsein war vollständig leer.
Plötzlich berührten mich wieder Hände. Ich erstarrte. Ein Lederriemen wurde an meinem Schwanz befestigt. Meine Eier wurden angehoben und nach vorn gezogen, die lockere Haut wurde gegen meinen Schwanz gebunden und der kleine Gurt straffgezogen.
Als ich gerade dachte, ich würde deswegen ausflippen, wurde mir endlich die Augenbinde abgenommen.
Eine Sekunde lang kniff ich die Augen zusammen. Dann erkannte ich, über die Köpfe und Schultern vor mir hinweg, einen schmalen Flur und eine Metalleiter, die hinauf in das blendende Sonnenlicht an Deck führte.
Auf Deck war viel Lärm. Rufe, Geschrei, sogar Gelächter, und ich sah, wie eine Sklavin die Leiter hinaufgezwungen und einen Aufseher, der sie mit einem Riemen antrieb. Es war eine Sklavin sehr feinem, üppigem, rotem Haar, das wie eine Wolke über ihren Schultern schwebte; der Anblick ihrer Nacktheit lähmte mich völlig. Sie kletterte schnell die Leiter hinauf und verschwand im Sonnenschein. Ich habe mich nie entscheiden können, wer, wenn ausgezogen, nackter ist, ein Mann oder eine Frau. Aber der Anblick dieser vollen weiblichen Hüften und der schmalen Taille machte mich noch rasender.
Wir drängten alle voran.
Ich wurde gestoßen und bekam dann einen Hieb mit dem Riemen. Ich sah den verträumten jungen Blonden, bevor er mich die Leiter hinaufschickte.
»Los, an Deck, Elliott«, sagte er in der gleichen, herzlichen Weise, bevor ich den Hieb seines Gürtels fühlte. »Und halte die Hände im Nacken.«
Als ich oben ankam, hörte ich die Befehle: »Auf den Boden schauen« und »Vorwärts«, und dennoch sah ich das blaue Wasser und den weißen Strand.
Ich sah die Insel.
Üppige, niedrige Bäume, Rosenspaliere vor den weißgekalkten Mauern, Terrassen übereinander wie die Hängenden Gärten von Babyl on, durchbrochen von fluoreszierenden Bougainvillea-Blüten im tropischen Dunkelgrün. Auf den Terrassen saßen Leute an Tischen, Hunderte und Aberhunderte, vielleicht Tausende. Das ist es. Wirklich. Der Kloß in meinem Hals wurde steinhart.
Martins wiederholte Warnungen fielen mir ein, daß dich kein Training für ein System vorbereiten kann, das so gut funktioniert wie dieses hier. Sie konnten dir alles darüber erzählen, aber der Anblick, die Ausmaße, sind immer ein unkalkulierbarer Schock.
Scharfe, schnelle Kommandos wurden gegeben. Direkt vor mir rannten Sklaven über das Deck und die breite Gangway hinunter.
Perfekte Körper, spielende Muskeln, fliegendes Haar, die hüpfenden, tänzelnden Bewegungen der Frauen in krassem Gegensatz zu den kraftvollen Schritten der Männer.
Ich konnte gegen das, was geschah, nicht rebellieren, ich konnte es aber auch nicht akzeptieren. Und einen verrückten Augenblick' lang bezweifelte ich nicht die Realität dessen, was um mich herum geschah, sondern die Realität all dessen, was mir je zuvor widerfahren war.
Ich war, als ich mit den anderen die Gangway hinunterging, davon überzeugt, daß mein ganzes bisheriges, bequemes Leben eine Illusion gewesen war. Ich kann nicht beschreiben, wie unglaublich real alles war. Ich war immer Sklave gewesen.
Ich mußte mit den anderen mithalten und ganz genau tun, was man mir sagte. Der blonde Bursche tauchte wieder wie eine Art Dämon auf (beinahe hätte ich gesagt: »Du schon wieder, du kleines Mistvieh.«), und sein sonnengebräunter Arm beugte sich, als er mich beinahe zärtlich mit seinem Gürtel schlug.
»Auf Wiedersehen, Elliott«, sagte er mit äußerst freundlicher Stimme. »Viel Vergnügen im Club.«
Ich blitzte ihm mein giftigstes Lächeln zu, aber ich war irritiert. Als ich die Gangway verließ, schaute ich die rebenbewachsenen Mauern und die endlose Kette von Terrassen hinauf in die sanftblaue Kuppel des wolkenlosen Himmels.
Eine weitere junge Bedrohung
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