Exit to Eden
übers Haar. Sie zitterte. Sie war immer eifersüchtig auf die neuen Sklaven. Und ihre Brüste fühlten sich sehr heiß an. Fast spürte ich, wie ihr Herz klopfte.
»Hast du mich vermißt?« fragte ich.
»Verzweifelt vermißt, Lisa«, gab sie zurück.
Ich merkte mir den Namen der neuen Sklavin: Kitty Kantwell. Sie war ziemlich groß, über einssiebzig, es würde Spaß machen, sie zu trainieren, ihr Intelligenzquotient wurde als bemerkenswert hoch aufgeführt. Magister in Journalismus, vielgereist, Wetteransagerin in Los Angeles, eine Zeitlang eine eigene Talkshow in San Francisco, trainiert in einem privaten Club in Bei Air von einer Pariserin namens Elena Gifncr. Die Trainerin kannte ich nicht, aber wir hatten schon gute Ware bei der Gifner gekauft. Ich blätterte zu dem Foto zurück.
»Hat man viel an dir gearbeitet?« fragte ich. Ich hatte die Erlaubnis gegeben, Diana zu bearbeiten. Sie brauchte das. Reine Instandhaltung war nicht ausreichend.
»Ja, Lisa«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte. Ich hob das Haar in ihrem Nacken an. Sie war fiebrig heiß. Ich wußte, daß das Haar zwischen ihren Beinen inzwischen triefend naß war.
Das Mädchen auf dem Bild war eindeutig eine amerikanische Schönheit, der Typ »Mädchen des Monats«, und die perfekte Wetteransagerin. Ich konnte sie mir in den Spätnachrichten vorstellen. Mit großen runden Augen wie Diana, aber etwas weit läufiger, und mit diesem hinreißenden Knochenbau. Nicht zu übersehen war die scharfe Intelligenz in ihrem Gesicht, eine Andeutung von Ein gesundes amerikanisches Mädchen mit Cheerleaderbrüsten.
Die schau' ich mir auf jeden Fall mal an.
Ich nippte am Gin und beeilte mich, die steifen Ordner einen nach dem anderen aufzuklappen. Diana küßte mich.
»Hör auf.«
Ich starrte auf das Foto eines Mannes.
Blond, einsneunundachtzig. Ich schaute das Bild noch einmal an und war für einen Moment nicht in der Lage, die Intensität meiner Reaktion zu begreifen, es sei denn, sie rührte von dem Gesichtsausdruck dieses Mannes her.
Auf den Fotos lächeln sie nicht oft. Sie starren geradeaus, als würden sie von der Polizei fotografiert. Manchmal ist ihre ganze Verwundbarkeit darin bloßgelegt, die Angst. Sie begeben sich in Gefangenschaft, sie wissen nicht, was passieren wird, vielleicht ist es ein gewaltiger Irrtum. Aber er lächelte, amüsiert und klug.
Dichtes blondes Haar, beinahe lockig, ein wenig in die Stirn gefallen, gut geschnitten um die Ohren und den Hals. Graue, vielleicht blaue Augen hinter dem blassen Rauchglas einer Brille, nur der obere Teil der Gläser war gefärbt, so daß sie über den Wangen klar waren. Und dieses Lächeln. Für das Foto trug er einen schwarzen Rollkragenpulli, hatte die Arme verschränkt, statt sie seitlich hängen zu lassen. Ein erstaunlich entspanntes Foto.
Ich blätterte bis ans Ende des Ordners, um ihn nackt zu sehen. Ich lehnte mich zurück, starrte das Bild an und nippte dabei am Gin.
»Schau dir das an«, sagte ich. Diana hob den Kopf, und ich zeigte ihr die beiden Fotos. »Eine Schönheit«, flüsterte ich und tippte auf das Bild von Slater. Ich machte Diana Zeichen, mein Glas nachzufüllen.
»Ja, Lisa«, sagte sie und legte soviel Verletztheit in ihre Worte, wie zulässig war. Sie füllte mein Glas, als sei die Geste von immenser Bedeutung. Ich küßte sie wieder.
Auf dem Aktfoto hielt er die Arme an den Seiten, aber mit dem gleichen Anflug von Amüsiertheit, obwohl er sie ein wenig verbergen suchte. Vielleicht hatte ihm jemand gesagt, er solle nicht lächeln. Ein verblüffendes Gefühl von Präsenz ging von dem Bild aus. Er verbarrikadierte sich nicht hinter einer Attitüde, einem Phantasiebild von sich selbst. Makelloser Körper, ein wahrhaft kalifornischer Körper, mit feinen Sportlermuskeln und kräftigen Waden. Nicht überentwickelt. Und echter Strandbräune.
Elliott Slater, Berkeley, Kalifornien. Neunundzwanzig Jahre, Ausgebildet in San Francisco von Martin Halifax.
Nun, das war interessant. Meine Heimatstadt. Und Martin Halifax war nicht weniger als der Weltbeste und ein Freund, wie ich keinen anderen je gehabt habe. Vielleicht ein bißchen verrückt, aber sind wir das nicht alle?
Ich hatte in Martin Halifax' viktorianischer Villa in San Francisco gearbeitet, als ich zwanzig war. Nur fünfzehn dämmrig beleuchtete und elegant möblierte Zimmer, und dennoch war es mir wie ein ganzes Universum vorgekommen, so weitläufig und mysteriös wie der Club. Martin Halifax war es gewesen, der das
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