Exit to Eden
peitschte die Sklaven einen Zickzackweg hinauf. Es blieb nichts anderes übrig, als mit den anderen an ihm vorbeizurennen und die Hiebe einzustecken.
Der Treiber hieß uns ungeduldig, schneller zu laufen. Und ich fragte mich, warum wir gehorchten, warum es so wichtig war zu tun, was er sagte. Schließlich sind wir alle zum Vergnügen der unzähligen Gäste da oben auf den Terrassen hergebracht worden. Würde es ihnen nicht genausoviel Vergnügen bereiten, jemanden stolpern und zum Auspeitschen herausgeholt zu sehen?
Doch wenn jemand stolperte, so jedenfalls nicht ich. Darum geht es wirklich, dachte ich. Ich will ihnen gefallen. Wir benehmen uns nicht nur wie Sklaven, wir denken auch wie Sklaven.
4
LISA
Liebe auf den ersten Blick
Es war schwindelerregend heiß und das Gelände so bevölkert, daß ich das laute, stetige Summen der Unterhaltungen bis in den leeren Korridor hören konnte, als ich zu meinem Zimmer eilte.
Ich hatte keine Zeit mehr für diesen friedlichen Drink oder den Spaziergang im Garten, ich konnte nicht einmal zuschauen, wie die Sklaven von der Jacht getrieben wurden.
In einer Stunde wären sie in der Eingangshalle versammelt, und ich hatte noch nicht einmal die Kartei durchgesehen.
Wir haben immer vollständige Beschreibungen nebst Lebensgeschichte, Kommentaren und Fotografien über jeden Sklaven, und ich habe gelernt, der Kartei ebensoviel Aufmerksamkeit zu widmen wie dem Sklaven selbst.
Als ich die Tür aufmachte, sah ich, daß Diana mich erwartete, ohne Schmuck, mit luftig gebürstetem Haar, so wie ich es am liebsten habe. Manche Trainer meinen, kleine, subtile Verzierungen machen den Sklaven nackter. Das finde ich nicht.
In Räumen wie den unseren, mit dicken Wollteppichen, altertümlichen Samtvorhängen und all dem kleinen Zubehör der Zivilisation, wirkt die Sklavin wie eine lodernde Flamme.
Inmitten der dunklen, fließenden Farben, zwischen den Video-Bildschirmen und dem niedrigen, geschnitzten Mobiliar ist sie so durch und durch animalisch und so unendlich mysteriös, wie es nur das Tier Mensch sein kann.
Und wenn man sie in einen Raum bringt, der so unverschämt ausgestattet ist wie mein Zimmer - zwischen haitianischen Gemälden, Farnen und primitiven Steinskulpturen -, dann wirkt sie so üppig und reif, daß man Weihrauch riecht, wo keiner ist, und den Rauch und das Salz von Fleisch allein beim Anschauen schmeckt.
Nichts kommt diesem Augenblick gleich, wenn sie dort zum ersten Mal wieder vor mir steht, egal wie viele ich in den Fluren und Gärten gesehen habe, wenn ich ihre vollen, schwingenden Brüste sehe, das feuchte Dreieck ihrer Scham, während sie meine Befehle erwartet.
Diana ist geschmeidig und graziös wie eine Tänzerin, das weißblonde Haar fällt ihr glatt über die schmalen Schultern und den Rücken. Ihr Gesicht steht im Widerspruch dazu, denn es ist ganz scharf geschnitten. Breite, fast schmollende Lippen und die rundesten, wachesten Augen, die ich je gesehen habe. Aber was mich an dir wirklich fesselt, ist ihr französischer Akzent. Ich habe versucht, seine Wirkung zu analysieren, mich daran zu gewöhnen, doch er ist einer ihrer undefinierbaren Vorzüge, der einfach immer bleibt.
Ich konnte sie nicht in den Arm nehmen und küssen. Es blieb keine Zeit dafür. Ich sah den riesigen Stapel von Karteiordnern vor dem weißen Computer auf meinem Schreibtisch. Sämtliche Daten sind im Computer gespeichert, aber ich mag es, die Fotos und die Karten in die Hand zu nehmen. Ich lasse mir immer die Ordner bringen, egal wie vorsintflutlich das erscheinen mochte.
»Mach die Fenster auf, meine Liebe«, sagte ich.
»Ja, Lisa.«
Der Bombay-Gin wartete, das Glas stand schon mit Eis gefüllt bereit, die Limonen frisch geschnitten. Bombay-Gin ist der einzige, den ich pur trinken kann, und ich trinke ihn nie anders.
Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie sie sich mit der ihr eigenen katzenhaften Geschmeidigkeit bewegte, ihre langen Hände griffen langsam und wie verliebt nach der Kordel, mit der man die schweren, purpurfarbenen Vorhänge öffnet.
Seit drei Jahren lebt sie, wie man so sagt, in diesen Mauern. Einmal im Jahr verschwindet sie für einen sechswöchigen Urlaub. Ich muß gestehen, daß ich mich gefragt habe, wohin sie fährt was sie tut und wie sie während dieser Zeit .st. Es wird gemunkelt, aß Clubmitglieder ihr Filmverträge, die Ehe und luxuriöse, private Arrangements an exotischen Orten angeboten haben. Aber das ist nicht besonders ungewöhnlich
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