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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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sie waren - zeigten auf uns und gaben Kommentare ab. Ein junger, dunkelhaariger Treiber bot eine echte Show mit seinem Riemen.
    Irgendwo in meinem Hinterkopf sagte ich mir: »Es ist sein Job, uns windelweich zu prügeln, warum sich also widersetzen? Wir sind hier, um zunichte gemacht zu werden, unseren Willen brechen zu lassen.« Aber ich schaffte es nicht, dies im Auge zu behalten. Ich war schon dabei, etwas von der Grundperspektive zu verlieren, »sich verlieren« genau das, was ich, wie ich Martin erklärt hatte, unbedingt wollte.
    Die Szene um uns herum kam mir bekannt vor. Wir kamen wieder an den Schwimmbecken und dem hohen Maschendrahtzaun der Tennisplätze vorbei.
    Wir waren tatsächlich fast wieder dort angelangt, wo wir angefangen hatten, und jetzt wurden wir in Richtung der Gartenmitte getrieben, wo die Tische sich vor einer großen, weißen Bühne fächerartig ausbreiteten. Es war eine Art Pavillon, wie man sie in kleinen Parks findet, wo an Sonntagen Kapellen spielen, ausgestattet mit einem Laufsteg, wie man ihn bei Modenschauen benutzt.
    Mir wurde heiß und kalt, je nachdem, wie man es nennen will, als ich die Bühne sah.
    In Null Komma nichts befanden wir uns im Schatten der Mimosenbäume hinter dem Pavillon. Die Treiber scheuchten uns grob zusammen, befahlen uns dann, einander nicht zu berühren, und über die Lautsprecheranlage tönte eine dieser glatten, fließenden Radiosprecherstimmen: »Meine Damen und Herren, die Anwärter befinden sich jetzt beim Pavillon zur Besichtigung.«
    Einen Moment lang übertönte mein Herzklopfen alles andere. Dann hörte ich Händeklatschen, das sich von den Tischen erhob, von den Terrassenmauern widerzuhallen und sich dann im leeren blauen Himmel zu verlieren schien.
    Um mich herum spürte ich das Zittern und die Furcht, als hingen wir alle an dem gleichen Lebensfaden.
    Eine große Sklavin mit einer Fülle glatten, goldenen Haars druckte ihre lieblichen Brüste an mich.
    »Sie werden uns doch nicht etwa einzeln diesen Steg entlang schicken ?« fragte sie leise.
    »Doch, gnädige Frau, ich glaube, das werden sie«, hörte ich mich flüstern und errötete bei der Erkenntnis, daß wir zwei nackte Sklaven waren, die miteinander sprachen, voller Angst die Treiber könnten uns hören.
    »Und das ist nur der Anfang«, sagte der rothaarige Sklave rechts neben mir.
    »Warum zum Teufel können wir nicht einfach Drinks servieren oder so was?« knurrte die Blonde, ohne die Lippen zu bewegen.
    Einer der Treiber drehte sich um und schlug sie mit dem Riemen.
    »Miststück!« zischte sie. Ich schob mich zwischen sie und den Treiber, sobald er sich abgewandt hatte. Als er sich wieder umdrehte, schien er es nicht zu bemerken, schlug einfach einen anderen Sklaven.
    Die Blonde kuschelte sich sozusagen an mich. Und zum erstenmal kam mir in den Sinn, daß die Frauen es etwas leichter haben, weil man nicht sehen kann, was sie fühlen. Alle männlichen Sklaven hatten eine volle, demütigende Erektion.
    Wie auch immer, das hier würde die Hölle werden. Gefesselt zu sein, das war das eine, mit der Meute zum Laufen gezwungen zu werden war auch schlimm genug. Aber mich zu zwingen, allein diesen Steg entlangzulaufen? Wenn ich nicht reif dafür wäre, Martin, dann hätten sie mich nicht genommen, stimmt's?
    Die Menge schien durch die Zellteilung zu wachsen, überall war Bewegung in Richtung des Pavillons, und die leeren Tische füllten srch augenblicklich.
    Ich wollte fortlaufen. Nicht, daß ich das wirklich im Sinn gehabt hatte. Ich wäre keine zwei Schritte weit gekommen, aber ich war echt in Panik darüber, daß ich, wenn sie mich allein da oben auf die Bühne scheuchten, zurückweichen oder bocken könnte. Meine Brust hob und senkte sich, aber gleichzeitig war es, als habe man mir ein Aphrodisiakum gespritzt. Die Blonde drängte sich an mich mit ihren seidenweichen Armen und Schenkeln. Ich kann nicht einfach ausflippen, sagte ich mir. Ich kann nicht beim allerersten Test versagen.
    Ein weißblonder junger Mann mit eisblauen Augen trug sein Handmikrophon im Pavillon auf und ab und erzählte dem Publikum, die neuen Anwärter seien eine fabelhafte Bande. Er trug die gleichen weißen Lederhosen und die Weste mit offenem Hemdkragen wie die Treiber, doch darüber eine gut geschnittene Baumwolljacke, die ihm ein noch tropischeres Aussehen verlieh.
    Einzelne Mitglieder drängten herbei und setzten sich neben dem Laufsteg ins Gras, Trauben von Leuten standen weiter hinten unter den Bäumen.
    Dann

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