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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wurde ein absolut hinreißender Leckerbissen dunklen, weiblichen Fleisches in die Mitte des Pavillons gezwungen, und ein Treiber hielt ihr die Handgelenke über den Kopf. Es war besser als bei den üblichen Sklavenauktionen, und die nackte Handelsware wand sich im Zugriff des Treibers.
    »Alicia aus Westdeutschland«, verkündete der Mann mit dem Mikrophon dem applaudierenden Publikum. Der Treiber drehte Alicia im Kreis, ehe er sie schubste, damit sie den langen Steg hinunterginge.
    Nein, dachte ich, pfiff es vielleicht sogar zwischen den Zähnen. Ich sollte Mitleid mit ihr haben, statt auf ihr kleines, rundes Hinterteil und ihr schamrotes Gesicht zu starren. Ich sitze in der gleichen Tinte.
    In einer Art köstlicher Qual drehte sie sich am Ende der Rampe herum und eilte zurück zum Zeremonienmeister, wobei sie sich offensichtlich bemühte, nicht zu rennen.
    Die Menge wurde lauter. Sogar ein paar Frauen hatten sich hübsch zusammengefaltet, um sich näher an der Bühne ins Gras setzen zu können.
    Nein, unmöglich. Sie können alles mit mir anstellen, solange ich passiv sein kann, aber ich kriege mich niemals dazu das zu tun. Und wie oft hatte ich erklärt, daß ich es bei Martin oder anderswo immer schaffte, das zu tun, was man von mir verlangte?
    Das sind kleine Fische, Elliott Der Club ist riesig ... Ja, aber ich bin reif dafür, Martin. Selbst du hast es gesagt.
    Als nächster war ein junger Mann namens Marco oben, mit einem harten, festen kleinen Hintern und äußerst hübschem Gesicht. Er war genauso rot wie Alicia und so steif wie ein Stock Er bewegte sich linkisch, aber ich glaube kaum, daß das irgendwem auffiel. Es schien, als würde die Menge rauher, als löste ein männlicher Sklave etwas aus, das das Mädchen nicht bewirken konnte.
    Als die Hand des Treibers meine Schulter packte, konnte ich mich nicht rühren. Himmel noch mal, da sind fünfzig andere Sklaven, laß mich in Ruhe.
    »Du mußt es tun!« flüsterte der kleine Blonde.
    »Das soll wohl ein Witz sein!« flüsterte ich zurück.
    »Halt den Mund! Beweg dich, Elliott!« Der Treiber versuchte, mich voranzuschubsen, und war offensichtlich verblüfft, daß ich mich nicht rührte. Der Zeremonienmeister drehte sich um, um zu sehen, woher die Verzögerung kam. Ein anderer Treiber packte augenblicklich meine Handgelenke, und ein dritter schob mich vorwärts zu den Stufen.
    Ich hatte den Ausdruck »die Fersen in den Boden graben« oft gehört, aber ich hatte es bis zu diesem Moment noch nie gemacht und wußte, daß ich vollständig die Kontrolle verloren hatte.
    Sie hievten mich gewaltsam auf die Bühne, genau so, als befänden wir uns auf einem römischen Marktplatz, und zwei gutaussehende Typen mit kräftigen Armen halfen den drei anderen, so daß ich keine Chance hatte.
    »Das kann ich nicht!« sagte ich strampelnd.
    »O doch, das kannst du«, sagte einer ironisch, »und du wirst es tun, auf der Stelle!« Unvermittelt ließen sie mich los und stießen mich vor den Zeremonienmeister, als wüßten sie, daß es mir zu peinlich wäre, mich umzudrehen und zu bocken.
    Donnernder Applaus dröhnte von überall her. Es war genau die Art von Lärm, den sie bei einem Rodeo veranstalten, wenn der abgeworfene Reiter wieder auf sein sich bäumendes Pferd steigt. Eine Sekunde lang sah ich nichts vor mir als Licht. Aber ich rührte mich nicht. Ich stand hilflos auf dem römischen Versteigerungsblock wie alle anderen Importwaren. Soviel hatte ich immerhin geschafft.
    »Komm schon, Elliott, den Steg entlang«, sagte der Zeremonienmeister in freundlichem, schmeichelndem, blödem Tonfall, die Hand schützend auf dem Mikrophon. Aus den vorderen Reihen der Zuschauer auf der Wiese tönte ein Chor von Pfiffen und aufmunternden Zurufen. Es kam mir vor, als ginge ich wieder zurück, um so schnell wie möglich von der Bühne zu kommen, aber in Wirklichkeit setzte ich einen Fuß vor den anderen und lief den Steg entlang.
    Mein Geist hatte sich verflüchtigt - das hier war jenseits der Demütigung; es war Hinrichtung, es war, als würde man über die berüchtigte Schiffsplanke ins Meer getrieben werden. Schweiß brach mir aus allen Poren, und dennoch war ich so hart, wie ich es noch nie gewesen war.
    Ich konnte wieder Einzelheiten erkennen, die Augen, die mich musterten, und ich hörte das Klatschen und Gesprächsfetzen, nur die Töne, keine Wörter. Das System - in seinem ganzen bemerkenswerten Glanz. Absichtlich verlangsamte ich meine Ich gehörte zu diesen Leuten, und es war

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